Zusammenfassung
Der Titel des zwölften Kapitels bezeichnet eine andere Art des Wieder-Eintritts in die Form (der Unterscheidung) als das spezifische ‚Re-entry‘ im elften Kapitel, das sich dort auf Gleichungen mit unendlich tiefen Ausdrücken bezieht. Der hier vorgestellte Wieder-Eintritt in die Form thematisiert Arten und Weisen, wie die Form betrachtet bzw. dargestellt werden kann. Das ist auf ‚unendlich vielen verschiedenen Wegen‘ möglich — der vorgestellte Kalkül ist nur einer davon. Die Experimente des zwölften Kapitels und die Notes zu diesem Kapitel deuten andere Wege an. Jede der die entstandene Form darstellenden wie betrachtenden Weisen stellt als Darstellung oder Betrachtung aber auch einen Wieder-Eintritt in die Form dar, wie gezeigt wird. Der Wieder-Eintritt in die Form wird also in diesem Kapitel auf verschiedene Weise dargestellt und vollzogen.
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Literatur
Die Wendung ‚be confused‘ kommt im Haupttext im Zusammenhang mit dem vierten arithmetischen Theorem vor: Dort wird die Konsistenz des arithmetischen Hinweissystems daran geknüpft, dass es beim geregelten Austausch von äquivalenten Hinweiszeichen nicht zu einer Verwechslung der Werte kommen darf, d.h. dass jedes Hinweiszeichen immer nur auf eine der beiden Seiten hinweisen darf, vgl. den Kommentar zum vierten Kapitel.
Vgl. IV.D Niklas Luhmanns Systemtheorie.
Vgl. den Kommentar zum vierten Kapitel.
Soweit scheint also in Bezug auf die Form der Unterscheidung kein konstruktivistischer, alles bestimmender oder erfindender Beobachter angesprochen — eine Figur, der diese Funktion zukäme, findet sich höchstens im vorführenden, auffordernden, benennenden, austauschenden ‚Prozessvollzieher‘ oder ‚Prozessvorführer‘. In unserem Falle wäre das George Spencer Brown, der uns ‚einlädt‘, die Haken oder das ‚void‘ auf einem flachen Raum als Darstellungsform für Ausdrücke anzusehen, mit denen auf die Seiten einer Unterscheidung hingewiesen werden kann. So weist er uns in dieser Hinsicht einen bestimmten Standpunkt zu, von dem aus sich nachvollziehen und nachdenken lässt, was er uns über die verschiedenen Arten von Zeichensystemen (seine Notation, das Alphabet zur Vermittlung der englischen Sprache, etc.), die das Buch ausmachen, vermitteln will. Es ließe sich einwenden, dass diese Interpretation das konstruktivistische Moment nur verschiebt, nämlich vom Beobachter zum Unterscheider. Der Unterscheider, der im Kalkül Entscheidungen trifft, d.h. sich für die Markierung der einen oder anderen Seite entscheidet, in Form von Kanones Erlaubnisse formuliert, Anweisungen gibt, die Leser aufmerksam macht etc., hat jedoch dennoch keinen Einfluss auf das, was sich entwickelt. Zwar liegt es an ihm als Darstellendem, das zu Sehende auch sichtbar zu machen, und an den Beobachtenden, es zu sehen, aber es liegt beispielsweise nicht an ihm oder an ihnen, dass hinweisende Ausdrücke diese oder jene Eigenschaften entwickeln, wenn sie in einem Austauschprozess verwendet werden. Auch ist das Aufdecken von Zusammenhängen ein kreativer Akt, in dem aber nur aufgedeckt werden kann, was auch aufdeckbar ist. Das bedeutet, dass zwar eine Richtung vorgegeben sein kann, dass Zusammenhänge aus dem Verborgenen geholt werden, die ein/e andere/r vielleicht nicht gesehen hätte, dass manchmal die Reihenfolge der Explikation arbiträr ist (wie mit T3 und T4), kurz: dass das Wie der Darstellung der Entwicklung beeinflussbar ist — nicht aber das, was dargestellt wird, nämlich das, was sich aus dem Wunsch zu unterscheiden entwickelt bzw. entwickeln kann.
Die Parallelität bezieht sich freilich nicht auf das vorgestellte Ich, sondern auf das konstitutive ‘Begleiten,: es ist eben kein Hinweis denkbar, der nicht zugleich ein Unterscheidungsakt ist. Vgl. Kant 1956:393a (Kritik der reinen Vernunft A 364f.).
„Returning, briefly, to the idea of existential precursors, we see that if we accept their form as endogenous to the less primitive structure identified, in present-day science, with reality, we cannot escape the inference that what is commonly now regarded as real consists, in its very presence, merely of tokens or expressions. And since tokens or expressions are concidered to be of some (other) substratum, so the universe itself, as we know it, may be considered to be an expression of a reality other than itself.“ LoF:104. Zu den philosophischen Implikationen bzw. Fragen, die so eine Konzeption aufwirft, vgl. IV.C Philosohie.
In diesem Sinne könnte man sagen, dass die Experimente mögliche andere zweite Kapitel ab der Einführung der Zeichen, d.h. ab dem Abschnitt ‚Knowledge‘ darstellen. Vgl. LoF:4 sowie den Kommentar zum zweiten Kapitel.
Vgl. den Kommentar zum zweiten Kapitel, in dem auf die Variationsmöglichkeit der Darstellungsform hingewiesen wird.
(SK) Bezogen auf die beiden Konfusionsaktionen im dritten Experiment heißt es in den Notes: „Note that both of these ways of simplification are different from the methods of cancellation and condensation adopted for the calculus, although arising from, and thus not inconsistent with, them.“ (LoF: 104).
Zur Erinnerung sei auf das erste Kapitel hingewiesen: „ ... there can be no distinction without motive, and there can be no motive unless contents are seen to differ in value“, LoF: 1.
Zum Beispiel des Physikers, der sich einerseits selbst betrachtet, indem er die Welt betrachtet, und der sich andererseits aus dieser Betrachtung ausschließt vgl. IV.C Philosophie.
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Schönwälder, T. (2004). Re-Entry into the Form. In: George Spencer Brown. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95679-8_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95679-8_16
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