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Familiale Prozesse und ihre Erklärung

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Book cover Familiensoziologie

Part of the book series: Studienskripten zur Soziologie ((SSZS))

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Zusammenfassung

Zu den wichtigsten Arbeitsfeldern der Familiensoziologie gehört die theoretische und empirische Aufarbeitung von typischen familialen Entscheidungs- und Entwicklungsprozessen sowie den Übergängen zwischen den einzelnen Phasen des Familienzyklus, die in vier übergeordnete Fragestellungen eingeordnet werden können. Zunächst ist der Frage nachzugehen, wie sich die Entstehung von Partnerschaften, seien es nichteheliche oder eheliche Formen, erklären lässt und welche Regelmäßigkeiten dabei zu beobachten sind. Dabei muss auch die Frage thematisiert werden, warum doch die meisten nichteheliche Lebensgemeinschaften im Laufe der Zeit in einer Ehe münden (Kapitel 3.1). Danach soll der Prozess der Familienbildung, also die Erweiterung der Partnerschaft oder Ehe um Kinder, betrachtet werden (Kapitel 3.2). Innerhalb jeder Ehe, Partnerschaft oder Familie sind Veränderungen in den Interaktionsgrundlagen zu beobachten. Während im An fangs stadium die Interaktion häufig durch eine starke positive emotionale Komponente gezeichnet ist, kann in lange andauernden Beziehungen eine Routinisierung und Versachlichung verzeichnet werden.

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Literatur

  1. Die hier vorgestellten Überlegungen stellen teilweise die Fortentwicklung schon an anderer Stelle publizierter Arbeiten dar (vgl. dazu Hill/Kopp 1999; 2001).

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  2. Die Homogamie lässt sich selbstverständlich für verschiedene, sozial relevante Merkmale berechnen. Üblicherweise werden hier etwa die Gleichheit hinsichtlich der sozialen Herkunft, der Ethnie oder der Religion untersucht. Zwar hängen die konkreten Ergebnisse sehr stark von der Anzahl und Breite der gewählten Kategorien ab, zusammenfassend finden sich aber in vielen Bereichen starke Homo-gamietendenzen.

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  3. Die Ideen von Robert F. Winch (Winch 1955; Winch/Ktsanes/Ktsanes 1955) lassen sich hier als Versuch verstehen, die Frage zu beantworten, warum Paare überhaupt Partnerschaften eingehen. Dabei geht er davon aus, dass menschliches Handeln der Bedürfnisbefriedigung dient und die Verträglichkeit der Bedürfnisse der Partner das entscheidende Argument für eine erfolgreiche, zufriedene Partnerschaft ist. Verträglichkeit kann sich in zwei Formen darstellen: in der Gleichheit von Eigenschaften, Bedürfnissen oder Zielen und in der Komplementarität von Eigenschaften. Winch spricht in beiden Fällen von Komplementarität, unterscheidet aber zwei Typen: Der Komplementaritätstyp I beschreibt die Gleichheit von Bedürfnissen, die bei den Akteuren aber unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, wie etwa das Interesse an modemer Musik. Der Komplementaritätstyp II erfaßt verschiedene, aber sich wechselseitig ergänzende Eigenschaften, wie zum Beispiel das Streben nach Dominanz und das Bedürfnis nach Unterordnung. Eine Vielzahl von Untersuchungen konnte die Komplementaritätstheorie von Winch jedoch nicht bestätigen, so dass sie insgesamt sehr kritisch eingeschätzt wird (vgl. Murstein 1976: 46–73; Cate/Lloyd 1988: 412f).

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  4. Wie bereits oben allgemein für dieses Gebiet angemerkt, so wird auch in der Familienökonomie ursprünglich nicht zwischen den verschiedenen Lebensformen einer Partnerschaft und hierbei vor allem nicht zwischen nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Ehen unterschieden. Die Partnerwahl wird hier bereits als Ehepartnerwahl konzipiert.

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  5. Zumindest generell wäre hier ein Test zwischen auf Machtprozessen fokusierenden Ansätzen und der Familienökonomie denkbar. Die ökonomische Theorie würde etwa bei besseren Verdienstchancen der Frau eine Umkehrung der bisher zu beobachtenden Unterschiede vorhersagen und damit einen kritischen Test der beiden Ansätze erlauben.

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  6. Nähere Angaben finden sich bei Blau (1994: 56ff). Die Grundlage dieser Analysen bilden 125 Standard Metropolitan Statistical Areas (SMSA), die zwischen 250.000 und mehr als 11 Millionen Einwohner repräsentieren. Nicht nur aufgrund der üblichen statistischen Einwände erscheint dieses Vorgehen problematisch. Wenn man den handlungstheoretischen Bezug soziologischer Erklärungen nicht so konsequent leugnet wie Blau in seinen späteren Schriften, stellt sich sofort die Frage, ob in derartigen Einheiten überhaupt angemessene theoretische Operatio-nalisierungen der zugrundeliegenden Prozesse — wie dem Kennenlemen auf lokalen Heiratsmärkten — möglich sind.

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  7. Die teilweise sogar bis in Hollywood-Filme hineinreichenden Vermutungen, dass gerade in den Vereinigten Staaten die Ehe für bestimmte Teilpopulationen — wie beispielsweise ältere berufstätige Frauen — zu einem extrem seltenen Ereignis geworden ist (Bennett/Bloom/Craig 1989; vgl. aber Cherlin 1990), scheint empirisch nicht tragfähig. „Our forecasts for cohorts born in the 1950s and 1960s suggest that marriage will remain nearly universal for American women“ (Goldstem/Kenney 2001: 506).

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  8. Unter einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft wird hier das Zusammenleben und gemeinsame Haushalten eines Paares bezeichnet. Vor allem in der englischsprachigen Literatur hat sich dafür der Begriff der Kohabitation durchgesetzt, der hier synonym zur nichtehelichen Lebensgemeinschaft verwendet wird.

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  9. Empirisch wird entsprechend von den Kohabitierenden, insbesondere den Männern, ein Verlust an persönlicher Freiheit durch eine Heirat befürchtet (Bumpass/Sweet/Cherlin 1991: 920).

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  10. Viele der oben vorgestellten Ansätze unterstellen zumindest implizit ein Entscheidungsmodell. Wie sonst sollte sich ein Wandel des normativen Klimas auf die Wahl von Lebensformen auswirken, wenn nicht über eine Abschätzung der mit den einzelnen Handlungsoptionen verbundenen Vor- und Nachteile?

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  11. In einer Überblicksarbeit über den Zusammenhang zwischen der ehelichen Arbeitsteilung und der Eheschließung, die in dem klassischen familienökonomischen Modell positiv miteinander zusammenhängen sollten, stellt Oppenheimer (1997) jedoch fest, dass verschiedene Studien diesen Effekt nicht belegen können. „[They] have found that similar indicators of labor market position have either little effect or a positive one on marriage formation“ (Oppenheimer 1997: 441).

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  12. An dieser Stelle wird wiederum deutlich, dass die jeweiligen institutionellen Rahmenbedingungen wohl zu den wichtigsten Faktoren bei Entscheidungen zählen und sorgfältig in das Modell integriert werden müssen, denn die hier skizzierten familialen Entscheidungssituationen waren etwa in der DDR anders strukturiert und führten deshalb auch zu recht unterschiedlichen Ergebnissen.

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  13. In der Zwischenzeit finden sich eine Reihe neuerer Überblicksarbeiten über Fertilitätstheorien der verschiedenen theoretischen Richtungen und unterschiedlichen Disziplinen (vgl. Braun 2000; Herter-Eschweiler 1998; Hill/Kopp 2000; Höpflinger 1997; Huinink 2000; Kopp 2002; van de Kaa 1997).

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  14. Hierbei ist eine Einschränkung notwendig (vgl. Marschalck 1984): Bei der These des demografischen Übergangs wird davon ausgegangen, dass in modernen Gesellschaften Sterbe- und Geburtenraten ungefähr auf dem gleichen Niveau liegen und somit die Bevölkerungsgröße relativ stabil bleibt. Empirisch scheint diese These jedoch nicht zuzutreffen. Die Geburtenziffern in der Bundesrepublik liegen deutlich unter der für eine stabile Bevölkerung notwendigen Größenordnung.

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  15. So fasst etwa Handl (1988: 300) die Ideen Mackenroths wie folgt zusammen: „Die bewußte Geburtenbescliränkung in den Ehen erfolgt nach Mackenroth, weil die Aufwandsnorm und die Aufwandskonkurrenz sich als Mittel sozialer Plazierung durchgesetzt haben und weil Krisenerlebnis und Unsicherheit der Einkommen innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise eine Entscheidung für wenige Kinder nahe legen“. Genau um diese Zusammenhänge verstehbar zu machen, bedarf es aber einer expliziten theoretischen Modellierung.

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  16. Genau hier besteht wohl auch der wesentliche Unterschied zu soziobiologischen Erklärungen fertilen Verhaltens. Hier dienen alle Handlungen letztlich der Vergrößerung der inclusive fitness (vgl. oben). Ob diese Überlegungen jedoch für menschliches Handeln zu weiterführenden Ergebnissen führen, ist anzweifelbar (vgl. Voland 1992a).

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  17. Zimmermann (1988) skizziert die Rezeptionsgeschichte der Ideen von Brentano und Mombert — so etwa die eher polemischen Reaktionen der „Säulenheiligen der deutschen Demographie, Roderich von Ungern-Sternberg und Gerhard Mackenroth“ (Zimmermann 1988: 126). Die Bedeutung der Wohlstandistheorie für die Entwicklung einer theoretischen Erklärung des Fertilitätsverhaltens wird erst heute wieder richtig eingeschätzt.

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  18. Ebenfalls leicht mit den Ideen der Wohlstandstheorie vereinbar sind die Überlegungen über die Konsequenzen von Individualisierungsprozessen für den ‚weiblichen Lebenszusammenhang‘ (Beck-Gernsheim 1983).

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  19. Umso erstaunlicher erscheint dann, dass gerade innerhalb bestimmter Bereiche der soziologischen Familienforschung diese Ansätze häufig einfach ignoriert werden. So findet sich nur in den wenigsten Beiträgen zu dem von Marvin B. Sussman und Suzanne K. Steinmetz (1987) herausgegebenen ‚Handbook of Marriage and the Family‘ ein Hinweis auf die wesentlichen Vertreter der ökonomischen Theorie der Familie.

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  20. Schon mit recht einfachen Mitteln wie der Verzögerung der Heirat — und damit in vielen Gesellschaften eben auch des Geschlechtsverkehrs — oder einer verlängerten Stillphase kann die Geburtenentwicklung deutlich beeinflusst werden (Becker 1981: 99ff). Harris und Ross (1987) geben einen Überblick, wie in vorindustriellen und sich entwickelnden Gesellschaften die Bevölkerungsgröße kontrolliert werden konnte.

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  21. Mincer (1963: 76ff) selbst berücksichtigt in seinem theoretischen Modell zwar das „level of contraceptive knowledge“, in seinen empirischen Analysen wird dies jedoch nur ungenügend mit der Schulbildung des Ehemannes operationalisiert.

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  22. Die Daten wurden uns dankenswerter Weise bereits vor der Veröffentlichung von Bernhard Nauck und Jana Suckow, Technischen Universität Chemnitz, zur Verfügung gestellt. Sie stammen aus dem Projekt „Values of Children in Six Cultures“ aus dem Jahr 2002. In der hier analysierten Teilstichprobe wurden Mütter jugendlicher Kinder befragt. In der türkischen Teilstichprobe sind Mütter aus dem Raum Istanbul überrepräsentiert. Die Angaben zum Alter der Mütter beziehen sich ausschließlich auf die befragten Mütter.

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  23. Es sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass in der türkischen Stichprobe der Raum Istanbul überrepräsentiert ist.

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  24. Auffällig ist dabei die deutliche Differenz zwischen Kinderwunsch und realisierter Kinderzahl (Westoff/Ryder 1977; Kiefl/Schmid 1985: 245f). Mit Hilfe einfacher Fragen nach veränderten Motiven lässt sich der Fertilitätsrückgang sicher nicht erklären. Derartige Untersuchungen sind jedoch von großer Bedeutung bei der Analyse veränderter Familienleitbilder, deren Einfluss im Vergleich zu soziostrukturellen Faktoren jedoch eher gering sem dürfte.

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  25. In einer Untersuchung über das Geburtenverhalten in Nepal (Axinn/Barber 2001) zeigt sich, dass sich dort eindeutige Niveaueffekte finden.

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  26. Frauen bewahren dabei eine größere affektuelle Distanz und verlieben sich weniger schnell als Männer (vgl. Huston/Surra/Fitzgerald/Cate 1981: 70). In einer neueren Studie spricht Manfred Hassebrauck (2003) von ‚romantischen Männern und realistischen Frauen‘.

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  27. Da die physiologische Erregung meist länger andauert als die kognitive Interpretation und Bearbeitung, ergibt sich eine Art Resterregung, die ebenfalls kognitiv verarbeitet wird. Zudem kann die Ursache einer physiologischen Erregung unklar sein oder eine geringe Salienz aufweisen, wodurch bei entsprechenden situationalen Schlüsselhinweisen eine Fehlattribuierung, etwa als Liebe, wahrscheinlich wird (White/Kight 1984: 56).

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  28. Nicht (eng) vermascht wären hingegen zwei Arbeitskollegen, die zwar tagtäglich interagieren, deren Tätigkeiten aber nicht wechselseitig voneinander abhängig sind, die also nur nebeneinander arbeiten.

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  29. Die vorhandenen Studien sind dabei generell mit verschiedenen methodischen Problemen behaftet: die abhängige Variable — eheliche Zufriedenheit — wird sehr unterschiedlich operationalisiert, die einzelnen Phasen des Familienzyklus sind in den verschiedenen Studien nicht immer vergleichbar, und schließlich werden fast nie Paarbefragungen durchgeführt, so dass die Ehe nur durch einen Partner bewertet wird. Durch Scheidungen findet zudem häufig eine positive Selektion der relativ zufriedenen Ehen statt, so dass allein durch diesen Aschenputtel-Effektes handelt sich eben um eine Gesamtheit zweier unterschiedlicher Populationen -die durchschnittliche Bewertung der Ehen im Laufe der Zeit ansteigen müsste.

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  30. Interessant ist jedoch, dass die Befragten selbst in einer retrospektiven Einschätzung ihrer Ehe — im Widerspruch zu ihren Aussagen während der verschiedenen Panel-Wellen — ebenfalls den u-förmigen Verlauf angeben.

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  31. Darüber hinaus ist hier die zunehmende rechtliche Legitimierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu berücksichtigen. Die korrekte Erfassung der Anzahl von Abbrüchen ist jedoch mit vielfältigen methodischen Problemen verbunden, so dass sich kaum valide Entwicklungen dieser Größe skizzieren lassen.

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  32. Noch immer müssen Fragen zum Sexualverhalten als besonders anfällig für Interviewereffekte und Effekte der sozialen Erwünschheit gelten, wie sich etwa bei den deutlichen Geschlechtereffekten zeigt (vgl. hierzu Alexander/Fisher 2003). Deshalb sind ganz besondere methodische Anstrengungen notwendig, um die Zuverlässigkeit und Gültigkeit entsprechender Messungen zu sichern (vgl. hierzu Bozon 1995 sowie Wiederman/Whithley 2002).

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  33. In den USA sind Fragen zum Sexualverhalten auch in zwei große Umfrageprogramme — National Health and Social Life Survey (NHSLS) und National Survey of Families and Households (NSFH) — aufgenommen worden. Die meisten in der Sexualforschung zu findenden Studien thematisieren familiensoziologische Fragestellungen und den Einfluss der Sexualität darauf jedoch letztlich nicht.

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  34. In einer neueren Untersuchung wird die eheliche Macht zeitgemäßer über die Kontrolle der Fernbedienung des häuslichen Fernsehers operationalisiert (vgl. Walker 1996).

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  35. Shorter (1987) weist zudem darauf hin, dass die grundlegende Benachteiligung von Frauen bis in die Frühe Neuzeit auch auf gescHechtsspezifische Krankheiten und die mangelhaften medizinischen Kenntnisse im Zusammenhang mit häufigen Schwangerschaften zurückzuführen sein kann.

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  36. In den Vereinigten Staaten exisit’ert unter den Stichworten courtship violence und date rape eine Diskussion über sexuelle Gewalt in vorehelichen Beziehungen (vgl. Christopher/Owens/Stecker 1993 sowie Lloyd/Emery 2000). In der Zwischenzeit finden sich auch Arbeiten über die Gewalt zwischen Geschwistern und von Kindern gegenüber ihren — meist alten — Eltern (vgl. Steinmetz 1987 sowie Gelles 1995).

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  37. Dieses Ergebnis muss aus vielerlei Gründen sehr vorsichtig interpretiert werden. So schreibt Lupn (1990: 481 f) hinsichtlich einer in Kanada durchgeführten Untersuchung, die zu ähnlichen Ergebnissen kommt: „Da unsere Befragten nicht berichten konnten, was den gewaltsamen Handlungen vorausgegangen war, wissen wir nicht, wie häufig Frauen Handgreiflichkeiten ihrer Ehemänner mit Gegengewalt beantworten. (...) Qualitative Studien (...) belegen ebenfalls, daß annähernd drei Viertel der von Frauen begangenen Gewaltakte in Selbstverteidigung verübt werden“. Das gewalttätige Verhalten der Männer ist nur selten als Selbstverteidigung einzustufen (vgl. zu dieser Problematik auch Straus 1999).

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  38. Es scheint aber keinen klaren Beleg dafür zu geben, dass die zunehmende Technisierung der Haushalte eine Kompensationsstrategie der Männer gegen die Einforderung verstärkter Mitarbeit im Haushalt ist (Hampel/Weber/Mollenkopf 1989).

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  39. Hausarbeit „cannot be defined in terms of its most obvious, mechanical terms. (...) the nature of family work as largely mental, spread over time, and mixed in with other activities, often looking like other things“ (Mederer 1993: 134f). Deshalb ist es notwendig, beide Dimensionen auch empirisch zu erfassen und die traditionelle Tätigkeitsabfrage entsprechend zu erweitern.

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  40. Diese Kritik wurde schon frühzeitig von Safilios-Rothschild (1976a) vorgetragen. Sie forderte die Berücksichtigung auch innerfamilialer Beiträge beziehungsweise affektiver Ressourcen (emotionale Zuwendung, Liebe, sexuelle Gratifikation oder ähnliches), die die fraglos sehr wichtigen materiellen Ressourcen und damit die Machtverteilung theoretisch deutlich korrigieren können (vgl. im Überblick Held 1978: 116ff).

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  41. Dies gilt natürlich nur dann, wenn die Menge der Hausarbeit, die etwa von der Anzahl der Kinder, der Wohnungsgröße und -ausstattung abhängig ist, eine ganze Arbeitskraft sinnvoll absorbiert. Je nach Familiensituation kann natürlich auch eine Teilerwerbstätigkeit sinnvoll sein.

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  42. Selbst bei Anerkennung des Arbeitsteilungsargumentes ist der Zusammenhang mit soziodemografischen Variablen, wie etwa der Schulbildung, nicht eindeutig. Hohe Schulbildung gilt als komplementäre Eigenschaft, so dass ein positiver Zusammenhang zwischen einer Übereinstimmung des Ehepaares bezüglich der Schulbildung und der ehelichen Stabilität zu erwarten ist. Da aber Schulbildung und die Möglichkeit des Lohnerwerbs positiv korrelieren, könnte man hier auch eme negative Korrelation zwischen Bildungshomogamie und Ehestabilität erwarten.

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  43. Eine solche Aussage ist nur tendenziell möglich, da die in der Literatur zu findenden Modelle hinsichtlich der Stichproben, Operationalisierungen und Modellspezifikationen kaum vergleichbar sind.

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  44. Dies zeigt die bekannte Geschichte von Kaspar Hauser, der vermutlich ohne die Obhut anderer Menschen aufwuchs. Mittlerweile sind mehrere ähnliche Fälle bekannt und dokumentiert (Giddens 1995: 68–71), die alle zeigen, wie unentwickelt Menschen ohne Sozialkontakte bleiben.

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  45. Eine bekannte Typologie der Erziehungsstile geht auf zwei grundlegende Erziehungsdimensionen zurück. Die erste Dimension hat die Pole love und hostility und die zweite Dimension reicht von control bis autonomy. Innerhalb dieses Merkmalsraumes lassen sich dann verschiedene Erziehungsstile lokalisieren, etwa ein autoritärer, überfürsorglicher, demokratischer oder nachlässiger Stil (Caesar 1972: 51–67).

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  46. Die Zahlen beziehen sich jeweils auf die alten Bundesländer (Geißler 1996: 325).

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  47. Typischerweise gibt es Unterschiede in der Sprachbeherrschung (Wortschatz, Grammatik etc.). Aber bereits Boudon (1980:176) macht deutlich, dass dieses „Defizit“ die schichtspezifischen Unterschiede nicht erklären kann.

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  48. Vgl. hierzu und zur empirischen Relevanz der verschiedenen Faktoren Becker (2000).

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  49. Von dieser Kritik sind allerdings die entwicklungspsychologischen Studien zum attachment auszunehmen, die versuchen, in Untersuchungen mit kleinen Kindern die Thesen Bowlbys und deren Weiterentwicklung zur Entstehung von Bindungsstilen empirisch zu überprüfen.

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  50. Studien in den Vereinigten Staaten prognostizieren hingegen eine Scheidungswahrscheinlichkeit von rund zwei Drittel (Martin/Bumpass 1989). Wenn sich diese Entwicklungen fortsetzen und die Prognosen bestätigt werden können, könnte sich durchaus also auch die Standardbiografie ändern. Ob dies jedoch zu erwarten ist, sollte weniger aufgrund reiner Trendfortschreibungen, sondern eher aufgrund theoretischer Modelle und entsprechender darauf beruhender Prognosen erfolgen. Hier gilt es dann auch zu berücksichtigen, dass sich auch die Heiratsneigung deutlich verändert hat (vgl. für eine neuere Darstellung der entsprechenden Entwicklungen in den Vereinigten Staaten Teachman/Tedrow/Crowder 2000).

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  51. Auch Parsons sieht im Ansteigen der Scheidungsrate noch keinen Hinweis für einen Bedeutungsverlust von Ehe und Familie, sondern ein Anzeichen des sich wandelnden traditionellen Rollenverständnisses (Parsons 1955: 24).

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  52. Es bleibt jedoch offen, unter welchen soziostrukturellen Bedingungen welcher Produktionsmodus der Ehe gewählt wird — warum sich also ein Wandel der Eheformen ereignete?

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  53. Die Begriffe Ehequalität beziehungsweise Ehezufriedenheit und Ehestabilität haben sich in der Literatur weitgehend durchgesetzt. Durch die empirischen Arbeiten von Booth, Johnson und Edwards (1983) und Johnson, White, Edwards und Booth (1986), die entsprechende Skalen entwickelten, haben diese auch einen operationalen Gehalt erhalten (vgl. auch Glenn 1990).

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  54. Die Begriffe ‚Alternativen‘ und ‚Barrieren‘ werden hier gleichgesetzt mit den von Lewis und Spanier (1979) verwendeten Termini ‚altemative attractions‘ und ‚externai pressure to remain married‘ (dies geschieht auch bei Levinger 1982). Lewis und Spanier benennen diese Variablen an anderer Stelle auch als ‚external rewards‘ und ‘external costs’ (Lewis/Spanier 1982).

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  55. Dies entspricht jedoch zumindest auf den ersten Blick nicht den empirischen Ergebnissen (vgl. unten).

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  56. Personen mit einem geringen Ehegewinn besitzen eine erhöhte Scheidungswahr-scheinlichkeit, so dass der Markt der Wiederverheiratungen keine Zufallsstichprobe lediger oder ehemals verheirater Personen darstellt und so wiederum zu Ehen mit einem geringen Ehegewinn führt. Hier findet sich also ein zweites Argument für einen Aschenputtel-Effekt. Selbst falls diese Annahme in einzelnen Fällen nicht gelten sollte — Geschiedene also einen relativ hohen ‚Marktwert‘ besitzen — treten hier aufgrund der asymmetrischen Information die von Akerlof (1970) beschriebenen Prinzipien der adversen Selektion ein.

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  57. In einer neueren Studie wird dieser Effekt auf Unterschiede in der ehelichen Kommunikation und den entsprechenden Problemlösungsstrategien zurückgeführt (vgl. Cohan/Klembaum 2002).

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  58. Greenstein (1990) diskutiert die verschiedenen theoretisch zu erwartenden Effekte vor allem der Frauenerwerbstätigkeit auf die eheliche Stabilität.

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  59. Wagner und Weiss (2003) liefern einen umfassenden Überblick über die entsprechenden Studien in der Bundesrepublik. Inwieweit die hier Verwendung findende Methode der Meta-Analyse jedoch wirklich anwendbar ist, bleibt hinsichtlich der Heterogenität der zugrunde liegenden Studien offen.

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  60. Die erstaunlich geringe Nennung von finanziellen Problemen, Drogen und Alkohol sowie Gewalttätigkeiten ist eventuell auch auf die nicht zufällige Auswahl der Befragten zurückzuführen.

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Hill, P.B., Kopp, J. (2004). Familiale Prozesse und ihre Erklärung. In: Familiensoziologie. Studienskripten zur Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95677-4_3

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