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Organisation und gesellschaftliche Teilsysteme

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Theorien der Organisation

Part of the book series: Organisation und Gesellschaft ((OUG))

Zusammenfassung

Organisations- und Gesellschaftstheorie widmen sich, auch in der Systemtheorie, weitgehend eigenen, speziellen Bereichen und Problemen. Daran hat man sich gewöhnt. Diese Lage kontrastiert jedoch scharf mit der ebenfalls gewohnten Einsicht, daß wesentliche Entwicklungen und Probleme moderner Gesellschaft — wie die Konstitution und Reproduktion von Staat, Wirtschaft, Erziehung und Wissenschaft, wie Ghettobildung, Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit und Überbelastung der Familien — mit Organisation verbunden sind.1 In diesem Aufsatz versuche ich, auf der Grundlage der Systemtheorie diesen Kontrast zu mildern.

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Literatur

  1. Von daher hat die Rede von der „Organisationsgesellschaft“ (neuerlich u.a. Zucker 1983; Perrow 1991) auch ihre Berechtigung, bedeutet aber noch keine Gesellschaftstheorie. Sie beschreibt nur bestimmte (wichtige) Teile der Gesellschaft, nicht diese Gesellschaft selbst

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  2. Vgl. Ashby (1956, S. 40): „We should pick out and study the facts that are relevant to some main interest that is already given“. Und: „Usually the discovery involves the ... method for the defining of a system,... listing the variables that are to be taken into account.“

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  3. Im Grunde ist dies das Modell eines naturwissenschaftlichen Variablenzusammenhanges, so urteilt Schwegler (1992, S. 28 ff). Seine Beschreibung der Grundform früherer Systemtheo-rie stimmt weitgehend mit Husserls Beschreibung der „modernen, mathematischen Naturwissenschaften“ in seiner „Krisis der Europäischen Wissenschaft“ (1954, S. 28 ff.) überein.

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  4. Eine ähnliche Einschätzung dieser früheren Systemtheorie findet man u.a. bei Checkland (1981) oder Malik (1986). Beispiele sind u.a. Beer (1959); Adam (1959); Ulrich (1968); In ‘t Veld (1975).

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  5. Das tun dann auch die sogenannten „strukturalistischen/neo-weberianischen“ Organisationssoziologen. Vgl. dazu Etzioni (1964, S. 41 ff.); Perrow (1979, S. 139 ff.).

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  6. Siehe für eine Darstellung und Kritik dieses Interpretationsmusters organisational Wandels: Schreyögg/Noss (1995).

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  7. Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert. Beers „viable system model“ wird zunehmend aus „hermeneutischer Perspektive“ interpretiert. Vgl. Espejo/Harnden (1989); Espejo (1994).

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  8. In der Organisations- und Managementforschung wird meist nicht klar zwischen Organisation und Betrieb unterschieden (siehe u.a. Fürstenberg 1961; Heinen 1990; Staehle 1992; Probst 1993). Solange man keinen klaren Begriff von Organisationen als sozialen Systemen hat, gerät die damit einhergehende Vermengung von Organisation als sozialem System und Betrieb als Einheit aus sozialem und technischem System nicht in den Blick. Ich versuche im folgenden, beide auseinanderzuhalten.

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  9. Zu diesen Begriffen von Foerster (1984, S. 8 ff).

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  10. Das formuliert schon Weick (1979, S. 112 ff), wenn er von sich wiederholenden Verhaltenszyklen spricht.

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  11. Mit Recht bezweifeln Kieser (1994, S. 209 f., S. 225) und Jackson (1982, S. 24 ff.), ob prozeßorientierte und Partizipation fördernde Ansätze, wie sie in St. Gallen und auch von Checkland vertreten werden, tatsächlich zu anderen Organisationsstrukturen, mit z.B. mehr Demokratie und Selbstbestimmung, fuhren.

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  12. Vor allem Kasper (1991) versucht, in Anschluß an Luhmann auch die Spezifität der Organisation als besondere Art Sozialsystem zu bestimmen. Das geschieht bei Luhmann selbst aber etwas ausführlicher und mit etwas anderer Betonung. Um Wiederholungen zu vermeiden, diskutiere ich die Spezifität der Organisation im nächsten, Luhmanns Theorie gewidmeten Abschnitt.

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  13. Die Ablehnung der Luhmannschen Theorie nimmt verschiedene — geradezu verwirrende -Formen an: Man kritisiert die „Menschlosigkeit“ der Organisation (Kirsch 1992, S. 249 ff.); die „autopoietische Organisation“ wird zum Grenzfall erklärt, die vor allem mit spezifischen Selbstbeschreibungen zusammenhängt (Kirsch/zu Knyphausen 1991, S. 92ff.); man knüpft einerseits an Luhmanns Thesen an (Probst 1987, S. 76 ff.), unterscheidet aber andererseits die kommunikativ-symbolische und die substantiell-materielle Ebene der Organisation (1987, S. 91 ff.). Organisation gilt dabei generell als selektives Systemsteuerungsinstrument (siehe u.a. Schreyögg 1991, S. 280 ff.), wobei es sich letztendlich durchaus um die umweltgerechte Transformation von Input in Output handelt, was sich mit Luhmanns Theorie jedenfalls so nicht vereinbaren läßt.

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  14. Vgl. dazu schon den soziotechnischen Systemansatz, z.B. Staehle (1973).

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  15. Ganz in diesem Sinne greift auch die Kontingenztheorie auf die Umwelt „zu“ (vgl. dazu z.B. Kieser/Kubicek 1992; Staehle 1994, S. 47 ff.).

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  16. Prominenteste Ausnahme: die Folgen industrieller Arbeit für die Arbeitenden.

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  17. Wenn sie sich um diese Probleme kümmert, dann meist unter der doch etwas einfachen Prämisse, das sei vorteilhaft für z.B. die Unternehmen (vgl. Schwaninger 1995).

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  18. Außer in sich selbst widersprechenden Passagen, in denen einerseits behauptet wird, es gebe durchaus nichtkommunikatives Handeln, das als Information bzw. als Thema von Kommunikation behandelt werden kann, und andererseits Handlungen, die als Mitteilungskomponente der Kommunikation vorkommen (Luhmann 1984, S. 227). Beides läßt sich m.E. nicht mit der These der „Handlung als Zurechnung von Kommunikation im Rahmen asymmetri-sierender Selbstbeschreibung“ vereinigen. Siehe für eine kritische Rekonstruktion von Luh-manns Handlungsbegriff: Esser (1993a).

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  19. Vgl. Luhmann über Selbstreferenz sozialer Einheiten (u.a 1984, S.60 ff., 599 ff).

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  20. Siehe Luhmann (1984, S. 400); kritisch dazu, weil der Entscheidungsbegriff das Tun und die Routine tendenziell aus der Organisation verschwinden lassen, Becker et al. (1988, S. 106).

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  21. Im nächsten Abschnitt zeige ich, daß es eine ganze Reihe von Selbstbeschränkungen in Organisationen gibt, wobei Mitgliedschaft vor allem im Rahmen der Produktion von Attraktivität eine wichtige Rolle spielt.

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  22. Diese These, wie selbstverständlich sie auch sei, ist übrigens nicht mit Luhmanns Theorie vereinbar. Systeme, deren Operationen eine Leitunterscheidung verwenden, können nicht selbst über die Auswahl zwischen verschiedenen Leitunterscheidungen entscheiden. Dazu: Martens (1995, S. 309 f.).

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  23. Es bleibt natürlich die Frage: „Wer oder was sorgt sich denn um diese Möglichkeiten und Gefährdungen?“ Denn die Politik oder die Wirtschaft könnten durchaus den Reproduktionsprozeß (zer) stören, ohne daß ihr dabei Grenzen gesetzt würden. Ohne einflußreiche Organisationen, die sich für gesellschaftliche Teilsysteme oder für die Gesellschaft als solche verantwortlich halten, läßt sich weder die Nutzung von Möglichkeiten, noch die Abwehr von Gefahren für die Gesellschaft so recht denken (vgl. für den „mangelnden Akteurbezug“: Schimank 1985).

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  24. Und schon gar nicht aus Teilsystemen, die nur aus den Operationen bestehen, die allein den Leitcode verwenden. Die daraus resultierende Distanz zur Theorie Luhmanns mit Bezug auf die Probleme der Gesellschaft bleibt hier unerörtert. Hier wird nur eine gewisse Inkon-sistenz der Luhmannschen Theorie selbst diskutiert.

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  25. Vgl. den Symbolbegriff bei Whitehead (1958). Eine etwas ausführlichere Diskussion der Begriffe „Handlung“, „soziale Handlung“ und „Kommunikation“ findet sich bei Martens (1995, S. 312 f.).

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  26. Vgl. Parsons: „Stable interaction implies that acts aquire ‘meanings’ which are interpreted with reference to a common set of normative conceptions“ (1961, S. 41). Normativität heißt dabei, „establishing some distinctions between desirable and undesirable lines of action“ (Parsons 1977, S. 168). Sie betrifft sowohl die Kategorisierung von Handlungen und Objekten als auch die Kriterien für die Bewertung der Handlungen (1961, S. 42).

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  27. Unhaltbar scheint mir eine Stellungnahme wie diejenige Morgans (1986, S. 12 f., S. 340 ff.), der aus den verschiedenartigen Bestimmungen der Organisation den Schluß 2ieht, daß es einen „richtigen Organisationsbegriff“ nicht geben kann. Die Frage „Was ist eine Organisation?“, die wir gerade zu beantworten versuchen, scheint ihm daher illegitim. Diese Position läßt sich deswegen nicht halten, weil selbst Morgan und seine relativistischen Leser irgendwie schon wissen müssen, was eine Organisation ist, denn seine Metaphern beanspruchen sämtlich nichts Geringeres, als Metapher für Organisation (nicht für Menschen Tische, usw.) zu sein, die wir als eine Maschine, eine Arena usw. betrachten können.

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  28. Es gibt bekanntlich sehr verschiedene „Muster“ solcher normativen Modelle: „Taylorismus“, „Fordismus“, „Lean“, „professionelle Bürokratie“, „Adhocracy“, um nur einige zu nennen.

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  29. Soweit Betriebe im Wirtschaftssystem funktionieren wollen, ist Rentabilität natürlich ein „institutioneller Imperativ“, den sie sich aber selbst auferlegen müssen.

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  30. Management- und Organisationswissenschaften mit ihren immer neuen, modischen Ord-nungs- und Managementkonzepten tragen beträchtlich zu diesem Bewußtsein der Kontin-genz, und damit zur Verstärkung des Entscheidungsdrucks, bei.

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  31. Vgl. Willke (1995b, S. 284). Dagegen meint Stichweh (1995, S. 32), daß eine Regionalisie-rung des Gesellschaftsbegriffs nicht konsistent gedacht werden kann, weil es eine Soziologie Frankreichs, Englands, usw. nicht gibt. Das mag schon richtig sein, bedeutet aber durchaus nicht, daß es die nicht geben könnte und schon gar nicht, daß es eine allgemeine Soziologie der (verschiedenen) nationalen Gesellschaften nicht geben könnte. Gerade um sie scheint sich Parsons bemüht zu haben.

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  32. Es handelt sich dabei um „moderne“ Probleme. Das Problem der Knappheit z.B. besteht nicht in gewissen älteren Gemeinschaften, in denen Regeln, Zeremonien und Mythen die Produktion, die Verwendung und den Austausch von Gütern fixiert und keine alternativen Verwendungsmöglichkeiten außer den „zeremoniell“ geregelten zugelassen haben (vgl. Baudrillard 1973; Luhmann 1988a, S. 177 ff.).

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  33. Wissenschaften betreffen „aspektmäßige“ Hinwendungen zu und Wahrnehmungen von Gegenständen, die daran bestimmte Eigenschaften und Werte hervorheben, die als Variablen in Zusammenhang mit anderen Variablen gebracht werden. Vgl. Husserl (1954).

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  34. Die Wichtigkeit von Organisationen für die Bildung spezialisierter gesellschaftlicher Teilsysteme betont auch Türk (1995a, S. 155 ff).

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  35. Anders Hutter (1989), der die Leitunterscheidung der Wirtschaft als Wert/Kosten bestimmt.

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  36. Es handelt sich in dieser Auffassung gesellschaftlicher Teilsysteme also weder um die einseitige „Herausbildung einer einspurigen Eigengesetzlichkeit“, die Münch (1994, S. 388) Luh-mann vorwirft, noch schlechthin um eine „Kombination von gegensätzlichen Gesetzmäßigkeiten“ oder „Interpenetration“, wie sie von ihm als Alternative vorgestellt wird, sondern um Dominanz im Rahmen von Diversität

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  37. Ausführlicher zu dieser Problematik: Martens (1989, S. 150ff.). Knorr Cetina (1992, S. 414) weist für die Wissenschaft auf das gleiche Problem hin.

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  38. Die Betriebswirtschaftslehre behandelt diese Fragen als Probleme der Bewertung und Zurechnung von Kosten und Leistungen (vgl. z.B. Albach 1988b). Zur nicht-technischen, regulierenden Rolle wirtschaftlicher Informationssysteme siehe u.a. Ansari/Euske (1987).

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  39. Für Parsons sind die Medien Austauschmedien; Luhmann bestimmt sie dagegen als Kommunikationsmedien. Siehe dazu Künzler (1989). Die Differenz hängt mit der Handlungsbzw. Kommunikationstheorie bei den resp. Autoren zusammen. Daß es schwierig ist, Geld nur kommunikationstheoretisch zu interpretieren, zeigt Michael Hutter (1994). Auch er kommt schließlich ohne Bezug auf Tausch nicht aus. Siehe z.B.: „Payment, the monetary aspect of transactions, is a communicative event“ (Hutter 1994, 121).

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  40. Ob ein Medium geeignet ist, um in einer Situation verwendet zu werden, wird ebenfalls in der Interaktion bestimmt. Die Meinungen darüber können sich durchaus ändern. Siehe den letzten Abschnitt.

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  41. Mit Bezug auf den Sozialstaat: „On redécouvre ainsi qu’il y a une politique de la politique, c’est a dire un débat et un conflit interminables autour de ce qui est politique et de ce qui ne l’est pas. ... Une confrontation sans fin en vue d’étendre ou de restreindre l’éventail des problèmes susceptibles d’être portés et pris en charge sur la scène politique“ (Levasseur 1995, S. 58).

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  42. Dabei können die Interventionsmethoden, die im Rahmen von „Soft Systems“ (u.a. Checkland) und „Critical Systems“ (u.a. Jackson) entwickelt worden sind, durchaus hilfreich sein. Dazu müßten diese Methoden dann allerdings explizit auf gesellschaftliche Verantwortlichkeit hinweisen.

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  43. Vgl. Hutter (1989), der den Aufbau und die Erhaltung von Gesprächskreisen („Konversationskreisen“) zwischen Organisationen aus dem Rechtssystem einerseits und dem Wirtschaftssystem andererseits beschreibt, in denen sich Erwartungen ausbilden und man sich sowohl der Rechts- als auch der Wirtschaftscodierung bedient.

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  44. Siehe für den Unterschied von Rechenschaft (accountability) und Verantwortung (responsibility) Selznick (1992, S. 345).

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  45. Man kann also — anders als Münch (1991, S.175 f.) meint — durchaus an den Theoremen der Autopoiesis und der funktionalen Differenzierung moderner Gesellschaften festhalten, ohne die Möglichkeit einzubüßen, über „die wirklichen Gefahren und Chancen der modernen Gesellschaft“ etwas zu sagen.

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Martens, W. (1997). Organisation und gesellschaftliche Teilsysteme. In: Ortmann, G., Sydow, J., Türk, K. (eds) Theorien der Organisation. Organisation und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95661-3_12

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