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Familienformen im Wandel

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Die Sozialstruktur Deutschlands

Zusammenfassung

Ein Definitionsversuch des Begriffs Familie steht vor der Schwierigkeit, die große historische und kulturelle Vielfältigkeit der Familienformen berücksichtigen zu müssen. Im weitesten Sinn ist die Familie eine nach Geschlecht und Generationen differenzierte Kleingruppe mit einem spezifischen Kooperations- und wechselseitigem Solidaritätsverhältnis, dessen Begründung in allen Gesellschaften zeremoniell begangen wird. An vorderster Stelle wird der Familie die biologische und soziale Reproduktionsfunktion zugewiesen (vgl. Nave-Herz 1989, 193). Im Rahmen der institutionellen Vorgaben kommen der Familie in der Regel also die Zeugung und Pflege des Nachwuchses sowie dessen primäre Sozialisation, die grundlegende Einführung in die Sprache, Normen und Werte der Gesellschaft, als Aufgaben zu. In einheitlicher, systemübergreifender Sichtweise gilt der Typus der Kern- bzw. Kleinfamilie als die in der modernen Industriegesellschaft vorherrschende und ihr adäquate Organisationsform (vgl. etwa Parsons 1955; Neidhardt 1975; Gysi 1988). Diese wird gebildet aus der auf der Ehe gründenden und auf zwei Generationen beschränkten Gefühlsgemeinschaft der Eltern mit ihren Kindern; allerdings entspricht eine primär auf die sogenannte „Normalfamilie“ gerichtete Sichtweise nicht mehr der gegenwärtigen Situation. Denn seit geraumer Zeit signalisiert das demographische Geschehen — ein zentraler Indikator familialer Veränderungen — unzweideutig, daß der Stellenwert und die Strukturen von Ehe und Familie in Wandlung begriffen sind.

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Anmerkungen

  1. Das sozialstrukturelle Ungleichheitsgefüge wird dadurch beeinflußt, daß die Lebensformzugehörigkeit (etwa: kinderreiche Familie versus kinderlose Paare und Singles) zu einem der zentralen ungleicheitsrelevanten Faktoren avanciert. Laut Strohmeier/Schulze (1995) entwikkeln sich die sozialen Unterschichten zur Trägerschaft herkömmlicher Privatheitsformen, während sich die alternativen, kinderlosen Privatheitsformen durch einen gehobenen Schicht-und Bildungsstatus auszeichnen.

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  2. Ähnlich wie in der BR befanden sich auch in der DDR kinderreiche Familien gehäuft in wirtschaftlich randständigen Soziallagen. Obwohl für diese Unterstützungsleistungen gesetzlich vorgeschrieben wurden, bildeten sie ein auf fast allen Parteitagen der SED diskutiertes Problem, und die Notwendigkeit der Verbesserung der Lebens-und insbesondere der Wohnbedingungen kinderreicher Familien wurde immer wieder betont (Gysi 1984, 105; Meyer/Speigner 1982, 143).

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  3. So kann es nicht überraschen, daß die als Ost-West-Vergleich angelegte Untersuchung STUDENT `90 bei den DDR-Studenten einen signifikant höheren Stellenwert der Familienorientierung in den Wertpräferenzen feststellt: Während 76% der DDR-Studenten einer Familie mit Kindern einen wichtigen bzw. sehr wichtigen Stellenwert einräumten, waren dies nur 55% auf westlicher Seite (Brämer/Heublein 1990, 16 u. 9).

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  4. Die Erstheiratsziffer besagt, daß unter den Bedingungen des Beobachtungsjahres von 100 Ledigen so und so viel Prozent heiraten würden. Die eigentlich unlogischen Periodenwerte über 100, welche eine hohe Heiratsintensität anzeigen, gehen auf kriegsbedingte Nachholeffekte des Heiratsverhaltens in der Nachkriegszeit zurück.

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  5. Nave-Herz(1988) spricht demgemäß zu Recht von der primär „kindorientierten Ehegründung“ und hebt hervor, daB in der Regel ein erwartetes Kind bzw. der Wunsch nach einem Kind zur endgültigen Heirat führt. So waren 1989 nur bei 5,5% aller Eheschließungen bereits gemeinsame Kinder vorhanden. Anders in der DDR: dort hatten 27% der Eheschließenden schon vor der Heirat Kinder (Sommer 1991, 30, Tab. 5).

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  6. Neuere Untersuchungen gehen jedoch davon aus, daß das Ausmaß ungewollter Kinderlosigkeit bislang überschätzt wurde. Der Anteil unfruchtbarer Paare soll nur bei ca. 6% liegen (Wandtner 1995 ).

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  7. Als verwandte, gleichsam komplementäre Interpretation hierzu vgl. den Deinstitutionalisierungsansatz von Tyrell 1988.

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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Meyer, T. (1996). Familienformen im Wandel. In: Die Sozialstruktur Deutschlands. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95660-6_14

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95660-6_14

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12923-5

  • Online ISBN: 978-3-322-95660-6

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