Zusammenfassung
In diesem Kapitel sollen — vor dem Hintergrund der in den vorangehenden Kapiteln dargestellten theoretischen Ansätze und den diese aufnehmenden Überlegungen — einige empirische Befunde zu erzählten Lebenserinnerungen älterer Deutscher an das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg vorgestellt werden.
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Literatur
Die als Titel verwendeten Zitate illustrieren zweierlei: Die Unsicherheit beim Versuch der Plazierung dieser Jahre in der individuellen Biographie und die Veränderung der Bewertung im Rückblick.
Erinnert sei hier beispielhaft an das “Wörterbuch des Unmenschen” (Stemberger, Storz & Süskind 1986).
Der Begriff “Generation” wird hier aus mehreren Gründen verwendet: Er ist in den hier referierten Publikationen der an die Psychologie angrenzenden Disziplinen gebräuchlich, in den angeführten psychologischen Untersuchungen sind die unterschiedlichen Kohorten innerhalb einer Familie gemeint und drittens ist das Phänomen unter Betrachtung eher als “Generationenkonflikt” , der ein “Generationenschicksal” impliziert, denn als “Kohorteneffekt” etwa im Sinne von Baltes, Cornelius & Nesselroade (1979) angemessen beschrieben (vgl. Kruse & Thomae, 1992, S. 22).
Die Auseinandersetzung mit Mead ist hier beschränkt auf das Anliegen des retrospektiven Diskurses Ober moralische Situationen. Straub (1989) hat sich eingehend mit Mead hinsichtlich der Grundlagen einer historisch-psychologischen Biographieforschung befaßt.
Wie Joas (1980, S. 142) resümiert, wäre die Ethik Meads “erst dann konsequent abgeschlossen, wenn sie ihr Verhältnis zu den politischen Handlungsproblemen einer Bewegung zur Demokratisierung der Gesellschaft in sich aufnähme”.
Hier sieht Straub “Fragestellungen aufgeworfen”, “mit denen sich eine kritisch orientierte Massenpsychologie zu befassen hätte”, die er leider nicht näher charakterisiert.
Eine “kritisch orientierte Massenpsychologie” wäre in diesem Zusammenhang als Interpretationshintergrund möglicherweise nützlich, geht es hier doch um Menschen, von denen sich einige noch an ein Hochgefühl erinnern können, das heute erklärungsbedürftig ist und das gleichzeitig zu erklären so schwer fällt. Es hieß damals “Begeisterung”. Und manche der Nachgeborenen wünschen sich, daß die Eltern, Großeltern doch damals kritische Distanz zum herrschenden Regime gezeigt hätten. Für manche alte Menschen, die sich mit Mißtrauen und Vorwürfen konfrontiert sehen, wird eine moralische Situation also quasi “rückwirkend” konstruiert von Menschen, die die demokratischere Gesellschaft nicht als moralische Vision entworfen haben, sondern die das Privileg hatten, hineingeboren zu werden, denen, um ein geflügeltes Wort zu zitieren, “die Gnade der späten Geburt” zuteil geworden ist.
Zur philosophischen Frage der Relativität von Recht und Unrecht s. Nagel 1990, S. 62.
Mit der Wende war damals die von der (damals neuen) Regierungskoalition in Aussicht gestellte geistig-moralische Wende gemeint.
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Keller, B. (1996). Sprechen und Erinnern: Erzählungen über das eigene Leben während des III. Reiches und des II. Weltkrieges. In: Rekonstruktion von Vergangenheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95657-6_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95657-6_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12864-1
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