Zusammenfassung
In Verbindung mit dem erstmalig in Deutschland begangenen „Tag des Buches“ am 22.3.1929 (Todestag Goethes) entschloß sich die Stadt Essen, einen Literaturpreis auszuloben. Er sollte einem bisher unveröffentlichten Roman über das Ruhrgebiet gelten, „der in geschlossener künstlerischer Form die Vielfalt der gestaltenden Kräfte und Lebensenergien, die hier im Zusammenhang von Landschaft, Mensch und Wirtschaft geleistet werden, darstellen soll“2. Der Roman sollte also den Versuch unternehmen, das Gegenwarts-Ruhrgebiet selbst als „tragenden Helden“ der Handlung zu etablieren, so „wie es früher mit Einzelpersonen, mit Familien, Bauerngeschlechtern oder aus dem atmosphärisch landschaftlichen Geist der Natur eines bestimmten Siedlungsgebietes geschehen ist“3. Der Literaturpreis war mit 3000 Mark dotiert und wandte sich an alle im deutschen Sprachraum lebenden Schriftsteller; Einsendeschluß war unwiderruflich der 1.10.1930. Über die Auswahl schließlich sollte eine Jury befinden, der die Vertreter aller interessierten Kreise angehörten und die von einem „angesehenen deutschen Dichter und Mitglied der preußischen Dichterakademie“4 angeführt werden sollte. Die Siegerehrung schließlich sollte am 22.3.1931, mithin genau zwei Jahre später, stattfinden.
„Dieser Plan lag eigentlich immer in der Luft. “1
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Literatur
Felix Wilhelm Beielstein: Rauch an der Ruhr. Roman. Stuttgart 1932, 105.
Literaturpreis der Stadt Essen. In: Die Heimat, 11/1929, Nr. 5, 157f.
Ebd., 158.
Ebd.
Vgl. Essener Anzeiger, Nr. 132 vom 8.6.1929, u. Die Literatur, 31/1929, Nr. 11, 681.
Erich Weiß: Die Stadt Essen stiftet einen Literaturpreis. In: Die Neue Bücherschau, 7/1929, Nr. 9, 513.
Ebd., 514.
Ebd.
Auch ohne finanzielle Zuwendung entstanden in jener Zeit bekanntlich die proletarisch-revolutionären Ruhrromane von Karl Grünberg (Brennende Ruhr 1929) und Hans Marchwitza (Sturm auf Essen 1930).
Erik Reger: Kulturpolitik an der Ruhr. In: Das Kunstblatt, 13/1929, Nr. 10, 298f.
Vgl. Carl Hanns Erkelenz: Zum Ruhrroman. In: Der Niederrhein, 2/1929, H. 11, 15.
Carl Hanns Erkelenz: Die Ruhrstädte und die Kunst. Eine zeitgemäße Randbemerkung. In: Der Niederrhein, 2/1929, H. 4, 11.
Vgl. Erhard Schutz: “Kulturstadt im Begriffe es zu werden”. Zur kulturpolitischen Physiognomie Essens gegen Ende der Weimarer Republik. In: Folkwang ‘85. Zur Geschichte der Stützpunkte künstlerischen Lebens in Essen. Köln 1985, 14–31.
Vgl. Erhard Schutz: Projekt einer organischen Moderne? Die Zeitschrift Der Hellweg (1921–1927) und ihr Verleger Dr. Theodor Reismann-Grone. In: Dieter Breuer (Hg.): Die Moderne im Rheinland. Ihre Förderung und Durchsetzung in Literatur, Theater, Musik, Architektur, angewandter und bildender Kunst, 1900–1933. Bonn 1994, 133–149.
Vgl. zu seinem publizistischen Schaffen die Auswahl in Erik Reger [d.i. Hermann Dannenberger]: Kleine Schriften. 2 Bde. Hg. von Erhard Schütz. Berlin 1993.
Vgl. Erhard Schütz/ Jochen Vogt (Hg.): Der Scheinwerfer. Ein Forum der Neuen Sachlichkeit 19271933. Essen 1986, u. Jochen Meyer: Berlin unterm Scheinwerfer. Hannes Köpper und seine Zeitschrift “Der Scheinwerfer”, Essen 1927–1933. In: Marbacher Magazin, 35/1985, 87–126.
Vgl. Eckhardt Köhn: Das Ruhrepos. Dokumentation eines gescheiterten Projekts. In: Brecht-Jahrbuch, 7/1977, 52–80.
Am Rande sei nur erwähnt, daß sich in Essen Ende der 20er Jahre im Bereich der Bildungsinstitutionen der Verein “Haus der Technik” (1927) gründete, sich die Kurse der Volkshochschule etablierten und die Stadtbücherei (unter dem fortschrittlichen Leiter Eugen Sulz, der dort 1933 von Richard Euringer verdrängt wurde) ihren Neubau bezog (1930).
Vgl. Erhard Schutz: Das Revier der Reporter. Beschreibungsliteratur über das Ruhrgebiet. In: Ute Eskildsen/ Ulrich Borsdorf (Hg.): Endlich so wie überall? Bilder und Texte aus dem Ruhrgebiet. Essen 1987, 92–95, u. Erhard Schütz ( Hg. ): Die Ruhrprovinz - das Land der Städte. Ansichten und Einsichten in den grünen Kohlenpott. Reportagen und Berichte von den zwanziger Jahren bis heute. Köln 1987.
Vgl. auch Dirk Hallenberger/ Erhard Schutz: “Schüsse bei Krupp”. Die Ruhrbesetzung 1923 in der Literatur. In: Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung, 3/1995, 99–117.
Egon Erwin Kisch: Reportagen. Auswahl und Nachwort von Erhard Schutz. Stuttgart 1978
Vgl. Erhard Schütz: Die ordentlich geheilte Welt. Bergbau-und Industrieromane zum Ruhrgebiet. In: Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung, 2/1994, 7–28.
Vgl. Matthias Uecker: Zwischen Industrieprovinz und Großstadthoffnung. Kulturpolitik im Ruhrgebiet der zwanziger Jahre. Wiesbaden 1994.
Vgl. Herbert Knorr: Zwischen Poesie und Leben. Geschichte der Gelsenkirchener Literatur und ihrer Autoren. Essen 1995.
Vgl. Essener Allgemeine Zeitung, 18. 11. 1930.
Carl Hanns Erkelenz: Zum Ruhrroman. In: Der Niederrhein, 3/1930, H. 7, 112.
Vgl. Unglaubliche Taktlosigkeit der Stadt Essen. In: Die literarische Welt, 5/1929, Nr. 49, 12.
Vgl. Essener Anzeiger, Nr. 232 vom 2. 10. 1931.
Vgl. Erhard Schütz/ Matthias Uecker: “Präzisionsästhetik”? Erik Regers “Union der festen Hand”–Publizistik als Roman. In: Sabina Becker/ Christoph Weiß (Hg.): Neue Sachlichkeit im Roman. Neue Interpretationen zum Roman der Weimarer Republik. Stuttgart 1995, 89–111.
Vgl. Anita Overwien-Neuhaus: Mythos Arbeit Wirklichkeit. Leben und Werk des Bergarbeiterdichters Otto Wohlgemuth. Köln 1986, 83f.
Von der Gemeinschaft Ruhrland scheint sich Beielstein im nachhinein distanziert zu haben, wenn er schreibt, daß sie “bald wegen der sozial-klassenkämpferischen Einstellung jede Bedeutung” verloren habe. Beielstein: Das Schrifttum. In: Hans Spethmann (Hg.): Die Stadt Essen. Das Werden und Wirken einer Großstadt an der Ruhr. Berlin 1938, 214.
Vgl. Herbert Thiele: Wilhelm Beielstein. Ein Geleitwort. In: Der Schacht. Westdeutsche Wochenschrift für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung, 6/1930, H. 5, 27f.
Felix Wilhelm Beielstein: Wie der Roman “Rauch an der Ruhr” entstand. In: Die Heimatstadt Essen, 13 (1961/62), 78.
Vgl. Ruhrroman-Preis an F. W. Beielstein. Ein Autor des Schacht-Verlages. In: Westdeutsche Woche, in Verbindung mit der Kunstzeitschrift Schacht, 8/1931, H. 1, 1.
Vgl. Rauch an der Ruhr. Das Werk und sein Dichter. In: Velhagen & Klasings Monatshefte, 46/1932, H. 7, 12f.
Vgl. Felix Wilhelm Beielstein: Zur Woche des deutschen Buches. In: Rhein-Ruhr. Gaumitteilungsblatt des Nationalsozialistischen Lehrerbundes, 4/1937, Nr. 9, 97.
Vgl. Felix Wilhelm Beielstein: Vorwort. In: Ders. (Hg.): Erz und Erde. Dichtungen von Rhein und Ruhr. Duisburg o.J. [1937], 4–6, u. Felix Wilhelm Beielstein: Vorwort. In: Ders. (Hg.): Die Mannschaft. Novellen Ruhrländischer Dichter. Duisburg o.J. [ 1937 ], 5f.
Vgl. Erich Bockemühl: Felix Wilhelm Beielstein zu seinem 70. Geburtstag am 30. Januar 1956. In: Die Heimatstadt Essen, 8/1956, 107.
Ebd., 108.
Die im Text folgend genannten Seitenzahlen beziehen sich auf die Erstauflage, Stuttgart 1932.
In der leicht veränderten Neuausgabe (Darmstadt 1940) sind diese Fragen durch andere, weniger pathetische Sätze ersetzt.
In der Neufassung des Romans wird daraus bezeichnenderweise “eine unkomplizierte Natur” (S. 178).
Erhard Schutz: Romane der Weimarer Republik. München 1986, 136.
Vgl. Hans-Werner Niemann: Das Bild des industriellen Unternehmers in deutschen Romanen der Jahre 1890 bis 1945. Berlin 1982, 222–225.
Vgl. Josef Reding: Schichtwechsel der Ruhr-Poeten. In: Ders.: Menschen im Ruhrgebiet. Berichte - Reden - Reflexionen. Wuppertal 1974, 64.
Essener Anzeiger, Nr. 232 vom 2. 10. 1931.
H-V.: Rauch an der Ruhr [Rez.]. In: Deutsche Wirtschaftszeitung, 29/1932, 971.
C. H.: Felix Wilhelm Beielstein. Rauch an der Ruhr [Rez.]. In: Die Tat, 24/1932, H. 8, 718f.
Vgl. Georg Schwarz: Rauch an der Ruhr [Rez.]. In: Vorwärts, Nr. 542 vom 17. 11. 1932.
Vgl. Erik Reger: Die wirkliche Arbeiterpresse. In: Die Weltbühne, 25/1929, 1, 366–372.
Georg Schwarz: Rauch an der Ruhr [Rez.]. In: Vorwärts, Nr. 542 vom 17. 11. 1932.
E. Starkloff: Felix Wilhelm Beielstein: Rauch an der Ruhr [Rez.]. In: Die literarische Welt, 8/1932, Nr. 43, 6.
Joseph Nyssen: Die Arbeitswelt bleibt unbewältigt. Über Literatur des Ruhrgebiets. In: Der Jungbuchhandel, 17/1963, 424.
Vgl. etwa die Titelgeschichte: Blauer Himmel über der Ruhr. In: Der Spiegel, Nr. 33 vom 9.8. 1961, 22–33.
Vgl. Franz Anselm Schmitt (Bearb.): Beruf und Arbeit in deutscher Erzählung. Ein literarisches Lexikon. Stuttgart 1952, Sp. 271–276.
Vgl. Hans-Joachim Alpers u.a.: Lexikon der Science Fiction- Literatur. Bd. 1. München 1980, 395.
Zit. n. Felix Wilhelm Beielstein: Rauch an der Ruhr. Roman. Neuausgabe Darmstadt o.J. [ 1940 ], Umschlag.
Vgl. Hans-Werner Niemann: Das Bild des industriellen Unternehmers in deutschen Romanen der Jahre 1890 bis 1945. Berlin 1982, 224.
Vgl. Felix Wilhelm Beielstein: Wie der Roman “Rauch an der Ruhr” entstand. In: Die Heimatstadt Essen, 13 (1961/62), 78.
Schon zwei Jahre später war - bei nämlichem Inhalt, aber den veränderten Zeitumständen entsprechend - aus den Arbeitslosen der Metallarbeiter Vonholt (1932) geworden.
Der Eisenbahnmagnat und Bankier C. H. Lloyd (wie C. H. Kersten) wird Mac Allans wichtigster Verbündeter, und der Ingenieur heiratet (wie Sondorf) dessen Tochter, Ethel Lloyd (wie Annemi Kersten).
In der Neuausgabe des Romans werden aus den gelben Wagen versehentlich “rote” (282).
Erdgeist“ (155), ”erdgebundene Luftschiffe“ (S. 270), ”der stahlgewordene Stürmer“ (281), ”Dämon“ (284), ”Granate aus Stahl und Glas“ (ebd.).
Auch in Beielsteins Funkdichtung Wir tbrdern die Kohle, wir schmieden den Stahl (1935) heißt es gleich zu Beginn: “Wer dieses Land nicht kennt, kennt Deutschland nicht!” (2).
Erhard Schütz/ Jochen Vogt: “Wir gehören allesamt dem Werke an.” Industrieromane des 20. Jahrhunderts über das Ruhrgebiet. In: WDR 3 (Forum West), 28. 10. 1989.
C. W. Beielstein: Im Zuge… In: Otto Wohlgemuth (Hg.): Ruhrland-Almanach, 1. Jg. Essen 1924, 26.
Vgl. Felix Wilhelm Beielstein: Wie der Roman “Rauch an der Ruhr” entstand. In: Die Heimatstadt Essen, 13 (1961/62), 79f.
Vgl. Studien-Gesellschaft für die Rheinisch-Westfälische Schnellbahn (Hg.): Die Rheinisch-Westfälische Schnellbahn. Düsseldorf o.J. [1926], Studiengesellschaft für die Rheinisch-Westfälische Schnellbahn (Hg.): Rheinisch-Westfälische Schnellbahn. Ertragsberechnung. 2 Bde. Essen 1927, Studiengesellschaft fir die Rheinisch-Westfälische Schnellbahn (Hg.): Die Rheinisch-Westfälische Schnellbahn Köln-Dortmund. Denkschrift. Essen 1938, u. Rolf Ostendorf: Eisenbahn-Knotenpunkt Ruhrgebiet. Die Entwicklungsgeschichte der Revierbahnen seit 1838. Stuttgart 1979.
Reisezeit der RWS z.B. von Düsseldorf nach Dortmund: 58 Min. gegenüber der Reichsbahn (Schnellzug): 100 Min.
Felix Wilhelm Beielstein: Wie der Roman “Rauch an der Ruhr” entstand. In: Die Heimatstadt Essen, 13 (1961/62), 80.
Die S-Bahn benötigt heute fur die Strecke von Düsseldorf nach Dortmund 89 Minuten.
Carl Hanns Erkelenz: Die Ruhrstädte und die Kunst. Eine zeitgemäße Randbemerkung. In: Der Niederrhein, 2/1929, H. 4, 11.
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Hallenberger, D. (1996). Eine Schnellbahn für das Revier. Zu F. W. Beielsteins Roman Rauch an der Ruhr. In: Döring, J., Jäger, C., Wegmann, T. (eds) Verkehrsformen und Schreibverhältnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95656-9_7
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