Zusammenfassung
Es gehört zur Psychodynamik des Lektürevorgangs, daß wir uns lesend der oralen Referenz eines geschriebenen Textes vergewissern. Die Schrift erscheint gleichsam als Behältnis für die abwesende Stimme dessen, der sein Wort an uns richtet, sie ist das mediale Substitut einer realen Sprechhandlung. So verstanden, besteht ein geschriebener Text aus kodierten, graphischen Symbolen, die dazu angetan sind, im Bewußtsein des schriftkundigen Lesers Klänge zu evozieren: eine Imagination der Rede des Textautors. Zugespitzt ließe sich sagen: wer liest, hört Stimmen im Kopf.
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Literatur
Walter F. Ong: Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes. Opladen 1987, 79.
Vgl. das Kapitel: „Sagten Sie orale Literatur ?” In: Ong, a.a.O., 17–22.
Ong, a.a.O., 21.
Vgl. Erhard Schütz: Ein bucklicht Männlein der Erinnerung. In: Freitag, 20.12.1991 und Ursula Vogel: Die ehemalige Gegenwart. Zu Peter Kurzecks Wahrnehmungs-und Erinnerungsarbeit im alltäglichen Wahnsinn. In: Neue Generation–Neues Erzählen. Deutsche Prosa-Literatur der Achtziger Jahre. Herausgegeben von Walter Delabar, Werner Jung und Ingrid Pergande. Opladen 1993, 45–55.
Peter Kurzeck: Das schwarze Buch. Frankfurt/M. 1993, 91f.
Eine für das Erinnerungsverständnis Kurzecks paradigmatische Formel. Vgl. hierzu Schütz, Ein bucklicht Männlein der Erinnerung, a.a.O.
Christian Kracht: Faserland. Köln 1995, 40.
Vgl. die Vorschläge von Uwe Wittstock zur Realismus-Debatte: „Heilige Kühe, die geschlachtet gehören.“ In: Süddeutsche Zeitung, 26./27.2.1994.
Rainald Goetz: Kontrolliert. Frankfurt/M. 1991, 57–59.
Goetz, Kontrolliert, a.a.O., 65.
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Döring, J. (1996). „Redesprache, trotzdem Schrift“. Sekundäre Oralität bei Peter Kurzeck und Christian Kracht. In: Döring, J., Jäger, C., Wegmann, T. (eds) Verkehrsformen und Schreibverhältnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95656-9_17
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