Zusammenfassung
In diesen bekannten Zeilen aus Rilkes neunter Elegie kommen zwei wichtige Momente der literarischen Moderne zum Ausdruck: die Konstatierung eines Realitätszerfalls und das Insistieren auf der Sprache als Verwahrungsort einer Bedeutung, die den Objekten nicht mehr — wie in einer überpositiv verstandenen Vergangenheit — fraglos durch ihre Einbettung in die soziale Wirklichkeit zufällt. Der Realitätszerfall wird in einem historischen Kontext verstanden — mehr als je — und hängt für Rilke unter anderem mit sozialen Prozessen und, wie die Sonette an Orpheus zeigen, vor allem mit der Mechanisierung zusammen. Sprache und „Bild“ vertreten gegenüber den sozialen Veränderungen eine stabile und substantielle Welt des Herzens und der Werte.
Sind wir vielleicht hier, um zu sagen: Haus, Brücke, Brunnen, Tor, Krug, Obstbaum, Fenster, — höchstens: Säule, Turm ... aber zu sagen, verstehs, oh zu sagen, so, wie selber die Dinge niemals innig meinten zu sein. (...) Hier ist des Säglichen Zeit, hier seine Heimat. Sprich und bekenn. Mehr als je fallen die Dinge dahin, die erlebbaren, denn, was sie verdrängend ersetzt, ist ein Tun ohne Bild.
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Literatur
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Ridley, H. (1996). Abstraktion und Wertverlust bei Simmel und de Saussure. In: Döring, J., Jäger, C., Wegmann, T. (eds) Verkehrsformen und Schreibverhältnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95656-9_10
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