Zusammenfassung
Der Betrieb wurde im vorhergehenden Kapitel als umweltabhängig apostrophiert. Außerdem wurde die Unternehmensumwelt in ökonomisch-struktureller Perspektive skizziert, nach der die Unternehmensumwelt demzufolge aus Lieferanten, Kunden, etc., aber auch aus gesellschaftlichen Anspruchsgruppen besteht. Die strukturelle Sichtweise von Unternehmung und Umwelt dürfte ein weiterer wichtiger Grund für die bisher untergeordnete Rolle der ökologischen Unternehmensumwelt sein. Dies spiegelt sich auch in den heute vorgeschlagenen Konzepten einer “ökologischen Unternehmensführung” wider, deren Grundzüge und Prinzipien in diesem Kapitel skizziert werden. Zu einer ersten Annäherung wird an dieser Stelle der Begriff der betrieblichen Umweltökonomie aus der Sicht der Wirtschaftswissenschaften eingeführt:
“Betriebliche Umweltökonomie ist die Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre, die die Beziehungen des Betriebes zu seiner natürlichen Umwelt und die Einwirkungen der Umwelt und ihrer Qualität sowie der Umweltpolitik auf den Betrieb darstellt und analysiert und die die Möglichkeiten des Betriebes aufzeigt, wie er entsprechend seiner Zielsetzung (z.B. der langfristigen Gewinnmaximierung und der Sicherung der Existenz) den umweltbezogenen Erfordernissen des Marktes, Staates und der Gesellschaft am besten gerecht wird” (Wicke / Haasis / Schafhausen / Schulz 1992, S.19).69
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Literatur
Die oft plakative und reduzierende Kritik an dem Unternehmensziel “Gewinnmaximierung”, insbesondere aus marxistischer Perspektive, ist an dieser Stelle zu präzisieren. Erstens handelt es sich bei diesem Unternehmensziel finanzwirtschaftlich gesprochen um die Erreichung einer möglichst hohen “Eigenkapitalrendite” (Gewinn: EK * 100), deren Höhe die Grundlage jeglicher Investitionstätigkeit in das Unternehmen (alternativ: Kapitalmarkt) darstellt und auch die Voraussetzung für die Schaffung von Arbeitsplätzen bildet. Zweitens handelt es sich um ein langfristiges Ziel, daß nur unter Beachtung subjektiver Nebenziele angestrebt wird. Zu diesen Nebenbedingungen gehören neben monetären Nebenzielen (Liquidität, Kapitalerhaltung) auch nichtmonetäre Ziele, wie Arbeitsplatzsicherheit der Beschäftigten, etc. (vgl. Wöhe 1986, S.40ff.). Zu beachten ist, daß etwa Investitionen in die betriebliche Sozialpolitik erst ab einer bestimmten Höhe der Eigenkapitalrentabilität erfolgen können. Dabei dürfte die Motivation der Unternehmung hierfür letztlich eine untergeordnete Rolle spielen (Anbindung der Belegschaft an das Unternehmen), sofern diese Maßnahmen dem Arbeitnehmer zugute kommen. Letztlich kann in modernen Betrieben so nur von begrenzter Gewinnerzielungsabsicht gesprochen werden (vgl. Bidlingmaier 1964, S.99).
Für einen Überblick zu den empirischen Untersuchungen über das Spektrum der Zielorientierungen in Unternehmen, vgl. Günther 1994, S.73ff.
Umweltbewußtes Nachfrageverhalten von Privathaushalten, Betrieben und öffentlichen Beschaffungsstellen bringt für ökologisch orientierte Betriebe Umsatzvorteile. Außer-und innerbetriebliche Recyclingaktivitäten werden ni.E. immer dann durchgeführt, wenn sie wirtschaftlich sind.
Zur Führungsforschung aus der Sicht der verhaltenswissenschaftlichen Betriebswirtschaftslehre, vgl. Staehle 1987, S.534ff.
Der Terminus “Technikdeterminismus” bezieht sich auf das Verhältnis von Gesellschaft und technischem Wandel. Es wird unterstellt, daß der “technische Fortschritt” nach einer inhärenten Entwicklungslogik quasi automatisch und unausweichlich gesellschaftlichen Wandel determiniert (vgl. Pries 1991, S.29). Bereits die Verhandlungen des 23.Deutschen Soziologentages 1986 in Hamburg (vgl. Friedrichs 1987) mit dem Thema “Technik und sozialer Wandel” zeigte, “daß das bewährte Muster der Eigendynamik des technischen Fortschritts, der neue Formen sozialen Handelns und sozialer Organisation erzwinge, zu einfach gedacht war” (Bievert 1990, S.10).
Zu einer Übersicht der umfangreichen Förderprogramme (1984–1987 und 1989–1994) “Umweltschutztechnik” des BMFT und der EU vgl. Hansen 1991.
Exemplarisch kann dies an der Verschärfung der Grenzwerte in der TA-Luft verdeutlicht werden. Die Grenzwerte von Chlorwasserstoff und Staub wurden von 100 ppm (1974) auf 50ppm (1986) und schließlich auf lOppm (1989) gesenkt (vgl. Knoch 1990, S.193).
Vgl. hierzu auch die Veröffentlichungen aus dem umfangreichen Programm “Mensch und Technik - Sozialverträgliche Technikgestaltung” das vom Minister fair Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. “Der Kerngedanke unseres Konzeptes von Sozialverträglichkeit ist, die Durchsetzungschancen derjenigen gesellschaftlichen Bedürfnisse und Interessen zu stärken, die von der technischen Entwicklung im Bereich der Informations-und Kommunikationstechniken besonders betroffen sind und aufgrund struktureller Gegebenheiten keine angemessene Möglichkeit haben, sich gegen die einseitige Abwälzung der sozialen Kosten der technischen Entwicklung zur Wehr zu setzen” (Alemann/Schatz 1986, S.34).
Unterschieden wird hier in vorgehensorientierte (die Vorgehensmethodik steht im Zentrum des Ansatzes), administrationsorientierte (die systematische Verwaltung der im Projekt entstehenden Produkte steht im Mittelpunkt des Interesses) und personenorientierte (es soll die “reibungslose” Zusammenarbeit der Projektmitarbeiter gewährleistet werden) Ansätze, vgl. hierzu ausführlich Krüger/Baucrmann 1987.
Vgl. exemplarisch zu betriebswirtschaftlich orientierten Implementierungsstudien zur “konzeptionellen Sicherstellung von Akzeptanz gegenüber technologischen Innovationen:” Schönecker 1992, Afheldt/Martin/Schräpe 1986, Heeg 1986 und Junker 1986.
Umweltstandards lassen sich in Schutz-und Vorsorgestandards unterscheiden. Erstere bezwecken die Abwehr von Gefahren, sie sind an bekannten oder geschätzten Schädlichkeitsschwellen orientiert. Vorsorgestandards bewegen sich unterhalb der Gefahrengrenze und orientieren sich an der technischen Vermeidbarkeit von Umweltbeeinträchtigungen (vgl. Salzwedel 1987, S.276).
Eine ähnlich Vorschrift enthält die Störfallverordnung, die fordert, daß die Organisation etwa der Instandhaltung/Reparatur und Gefahrenabwendung offengelegt werden muß (vgl. Adams/Löhr 1991b, S.138).
Diese ausdauernde Beschäftigung ist nicht als systematische oder konzeptionelle Vorgehensweise zu beschreiben, da sie in operativen Betriebsbereichen verhaftet ist. In diesem Zusammenhang wird in anderen empirischen Erhebungen auch von der “Strategie des Duchwursteins”, der “Strategie der kleinen ökologischen Schritte” (Stitzel/Simonis 1988, S.19) oder der
Etwa Organisationshandbuch, Instandhaltungshandbuch, Arbeitssicherheitshandbuch, Qualitätssicherungshandbuch und Umweltschutzhandbuch (vgl. Slaghuis/Franke 1993, S.15.)
Eine ganze Reihe von Begriffen sind auf dem Umwelt-Beratungsmarkt üblich, wie “ÖkoCheckup”, “Öko-Audit” und “Umweltaudit”; der Verordnungstext der EU spricht von “Umweltbetriebsprüfung” (vgl. Clausen 1993, S.27).
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Burschel, C.J. (1996). Betriebliches Umweltschutzmanagment: die Dominanz von Umwelttechnik und Umweltrecht. In: Umweltschutz als sozialer Prozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95647-7_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95647-7_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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