Zusammenfassung
Wie nun lassen sich die in den vorigen Kapiteln besprochenen historiographi-schen und kommunikationstheoretischen Einsichten schlußfolgernd zu einem brauchbaren literaturhistoriographischen Ansatz zusammenfassen? Ich nehme zunächst über drei ausformulierte Abgrenzungen eine explizite Bestimmung ex negativo vor.99
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Literatur
Die hier vorgeschlagene Synthese Skinnerscher, Nipperdeyscher und Luhmannscher Ideen orientiert sich vor allem an den Arbeiten Jos Hoogeveens, namentlich an J. Hoogeveen: Das Verhältnis von Sein, Zeit und Heißen als historiographische Herausforderung, in: Hoogeveen/Würzner (Hg.) 1986, S. 9–45, ders.: Zur Kunst der Verneinung. Über künstlerische Avantgarde und historische Progressivität, in: o.c.: 147–166 sowie Hoogeveen 1990. Wichtige Anregungen gaben außerdem Hoogeveen 1979, 1981 und 1986, Prangel 1986a, 1986b und 1988, Zijlmans 1990 und Zijlmans/Hoogeveen 1988.
Siehe Gadamer 1972 und als modernes Beispiel etwa Bredella 1987.
Gadamer 1972: 277.
Gadamer 1972: 289. Der zweite Satz im Original kursiv. Seitenangaben der folgenden Zitate stehen in Klammern hinter dem Zitat.
Objektiv im auf S. 39ff. erläuterten antiontologischen Sinn.
Siehe stellvertretend für andere Fokkema/Ibsch 1992, Groeben 1980 (etwa S. 26–44 und 86–89) und 1987, Hauptmeier/Schmidt 1985 sowie Schmidt 1980 und 1982.
Oder in konstruktivistischer Formulierung: Texte, die man aufgrund bestimmter Konventionen als solche betrachtet.
Siehe als ein Beispiel unter vielen G. Rusch: Phänomene, Systeme, Episteme. Zur aktuellen Diskussion systemtheoretischer Ansätze in der Literaturwissenschaft, in: de Berg/Prangel (Hg.) 1993: 227–243.
Luhmann 1984: 193.
Siehe z.B. Köck 1980, W.K. Köck: Kognition — Semantik — Kommunikation, in: Schmidt (Hg.) 1987: 340–373, Rusch 1986, Schmidt 1983 und 1987.
Siehe dazu Rusch 1987: 59–136 und Schmidt (Hg.) 1987, insbes. die beiden Aufsätze G. Roths: Erkenntnis und Realität: Das reale Gehirn und seine Wirklichkeit (S. 229–255) sowie Autopoiese und Kognition: Die Theorie H.R. Maturanas und die Notwendigkeit ihrer Weiterentwicklung (S. 256–286).
Der Radikale Konstruktivismus — das sei zur Vermeidung von Mißverständnissen klargestellt — leugnet also nicht die Existenz einer außerkognitiven Wirklichkeit, sondern nur die Möglichkeit, diese zu erkennen. Deshalb ist die Hervorbringung der kognitiven Welt auch nicht beliebig (ich kann nicht ‘nur so’ eine Welt konstruieren): Sie vollzieht sich immer innerhalb der von der außerkognitiven Realität gesetzten Grenzen. (Siehe dazu auch Rusch 1987: 204–213.)
Vgl. Luhmann 1984: 193.
Es ist natürlich eine Vereinfachung, von ‘der’ empirischen Literaturwissenschaft zu sprechen, doch da es mir nur um die Grundgedanken geht, können die Unterschiede zwischen den verschiedenen empirischen Ansätzen hier außer Betracht bleiben. Für einen knappen Überblick über neuere Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung siehe Viehoff 1988.
Andere Ziele wie zum Beispiel die Erforschung etwaiger gesellschaftlicher Wirkung von Literatur können hier außer Betracht bleiben.
Rusch/Schmidt 1983. Seitenangaben der Zitate aus diesem Buch stehen in Klammern hinter dem Zitat.
In der Schmidtschen Variante der empirischen Literaturwissenschaft werden dieses Wort und eine Reihe anderer Wörter mit Großbuchstaben geschrieben (Empirisch, Literarisch, LITERATUR usw.), um zu indizieren, daß die Begriffe nicht für ontologische, sondern für intersubjektiv konstruierte Größen stehen. Aus Gründen der Lesbarkeit wird diese Schreibweise hier nicht übernommen; die intersubjektive Bestimmtheit bleibt jedoch mitzudenken.
Siehe dazu auch Schmidt 1980 und 1982.
Solche Ungenauigkeit der Präsentation findet sich auch beim Intentionsbegriff, der das eine Mal aufgeführt, das andere Mal jedoch plötzlich fortgelassen wird (siehe zum Beispiel S. 18). Undeutlich bleibt auch, ob und inwieweit dem Aktanten seine Voraussetzungen bewußt sein müssen (vgl. S. 16 und 19 mit S. 20 und 21).
Siehe auch Rusch/Schmidt 1983: 18/19.
Rusch/Schmidt 1983: 224–296, insbes. 259ff.
Beziehungsweise von Bedeutungspotentialen, was jedoch dieselben Probleme mit sich bringt.
Vgl. zum folgenden auch S. Fish: How Ordinary Is Ordinary Language? und vor allem Normal Circumstances, Literal Language, Direct Speech Acts, the Ordinary, the Everyday, the Obvious, What Goes without Saying, and Other Special Cases, in: Fish 1980: 97–111, 380–383 und 268–292, 389.
Die Handlungsbedingungen werden nicht einmal explizit dargestellt, sondern es werden lediglich Übersichten der politischen, kulturellen usw. Kontexte gegeben. Da zudem bei der Charakterisierung von Trakls Identität im wesentlichen nur Sekundärliteratur referiert wird, muß der Zusammenhang zwischen Handlungsbedingungen und Identität vollends unklar bleiben. Solche wohl forschungspraktisch bedingte und aus dieser Sicht auch verständliche Vorgehensweise ist aus methodologischer Sicht natürlich äußerst problematisch. Übrigens sind sich Rusch/Schmidt — so muß man gerechtigkeitshalber hinzufügen — dieser Problematik voll bewußt: Bei der angestrebten Verbindung der verschiedenen Handlungsbedingungen zum Identitätskonzept, so bemerken sie, “kann es sich nur um spekulative Skizzen handeln, die langfristig durch Aufbau eines Theorienetzes aus empirischen Theorien der sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Entwicklung verbessert werden müssen” (311).
Zum folgenden vgl. auch Hoogeveen 1978, 1981 und Luhmann 1984, insbes. S. 191–241.
Zwar gehen Rusch/Schmidt davon aus, daß Identität als prozessuale Kategorie, als kreative Leistung in dynamischen Prozessen aufzufassen sei, aber dieser Ausgangspunkt wird dann sofort sozialisationsgeschichtlich entschärft und damit im Grunde wieder zurückgenommen: Identität müsse “in jeder Situation wieder neu geleistet werden als Balance zwischen oft divergierenden Erwartungen und Normen, die an das Individuum gerichtet werden, und eigenen Erwartungen, Bedürfnissen und dem Verlangen, sich anderen gegenüber als Selbst darzustellen und von ihnen anerkannt zu werden. [...] Bei dieser Balancierung von Erwartungen darf allerdings nicht übersehen werden, daß auch die Erwartungen des Individuums in der ‘sozialen Biographie’ des Individuums ausgeprägt worden sind” (26/27).
Damit bleibt auch die Frage offen, ob bei einer anderen, allgemeineren Fassung von ‘empirischer Literaturwissenschaft’ nicht auch ein systemtheoretischer Ansatz als empirisch gelten könnte.
Collingwood 1970: 33.
Skinner 1969: 50. Vgl. I.1, S. 25f.
Zum Begriff des Periodekodes siehe z.B. Fokkema 1983 und 1985.
Zum Unterschied Thema versus Beitrag siehe auch Luhmann 1984: 213–216.
Vgl. nur die in I.1 erwähnten Ausführungen von Gerhard Höhn zu Atta Troll (S. 65, Anm. 98).
Siehe etwa Steinmetz 1989.
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de Berg, H. (1995). Literaturhistoriographische Schlußfolgerungen. In: Kontext und Kontingenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95640-8_4
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