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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 164))

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Zusammenfassung

Systemtheoretische Terminologien sind zum vertrauten Element wissenschaftlicher Diskussionen geworden. Die Begriffe der Information, der Komplexität, der Selbstorganisation und der Simulation scheinen dabei, den Begriffen der Kausalität, des wissenschaftlichen Gesetzes und des Experiments den Rang abzulaufen. Die Herkunft des systemtheoretischen Vokabulars ist relativ jungen Datums, sie verweist auf eine Gruppe von Wissenschaften, die in den 40er Jahren dieses Jahrhunderts entstanden sind. Informationstheorie und Kybernetik, Spiel- und Entscheidungstheorie, Operations Research und Computer Science gingen aus Fragestellungen hervor, die sich nicht in das disziplinäre System der klassischen Wissenschaften einfügten. Die von ihnen aufgeworfenen Probleme lagen quer zum gewohnten Verständnis von Erfahrung, Erklärung und Theorie, sie erforderten interdisziplinäre Begriffe und integrative Forschungsverfahren. Das systemtheoretische Programm, seit den 50er Jahren im Rahmen einer Allgemeinen Systemtheorie kodifiziert, repräsentiert das Selbstverständnis dieser Gruppe von »Neuen Wissenschaften«, die neben einer veränderten methodischen Situation der veränderten gesellschaftlichen Stellung von Wissenschaft Rechnung tragen wollten, indem sie die positivistische Trennung von Theorie und Technologie, von Tatsachen und Werten, von interner Logik und externen Zielsetzungen in Zweifel zogen. Noch in den 60er Jahren als revolutionäre Perspektive empfunden, ist die Allgemeine Systemtheorie im Laufe der Zeit zu einer Instanz geworden, die das Bewußtsein zahlreicher Wissenschaftler prägt — und damit in Konkurrenz zur Analytischen Wissenschaftstheorie tritt.

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Literatur

  1. Bell 1973, 9, bzw. 15 u. 44.

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  2. Forrester 1975, 135.

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  3. Einen zusammenfassenden Überblick gibt Bernstein 1976.

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  4. Der von Jürgen Habermas seit den frühen 70er Jahren eingeleitete »Paradigmawechsel« der Kritischen Theorie bestand nicht zuletzt in einer deutlichen Aufwertung der wenige Jahre zuvor noch (Habermas 1963, 248ff.) der »Gewalt technischer Verfügung« zugerechneten Systemwissenschaft.

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  5. Luhmann 1984, 2T

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  6. Cortés, Przeworski and Sprague 1974, 3.

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  7. S. die Besprechungen von Parsons, A. Kuhn, Boulding und Rapoport sowie Millers Replik in Behavioral Science, Vol. 25 (1980).

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  8. Das breite Spektrum systemwissenschaftlicher Journale und Abhandlungen zerfällt bei näherem Blick in die spezifischen - nachrichtentechnischen, biomathematischen, mengen-oder kreislauftheoretischen etc. - Perspektiven, die in die Allgemeine Systemtheorie integriert werden sollten. Die gängigen sozialwissenschaftlichen Einführungen sind in der Regel aus dem Blickwinkel spezifischer soziologischer Theorien verfaßt (z.B. Willke 1993 u. Jensen 1983 ) und bleiben in Plausibilitätsbetrachtungen bzw. der Illustration systemtheoretischer Kategorien durch eingängige Beispiele stecken. Die Logik, die Methodologie und der Erklärungsanspruch der Allgemeinen Systemtheorie, um die es im weiteren gehen wird, bleiben unterbelichtet. Andererseits wird die systemtheoretische Soziologie im Rahmen der folgenden Darstellung nur in ihrer Relevanz für das Programm der Allgemeinen Systemtheorie thematisiert.

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  9. Caws 1968, 342. Noch 12 Jahre später konstatiert Lenk (1980, 620) folgendes Desiderat: »Wissenschaftstheoretische Analysen können die Verläßlichkeit der Systemtheorie fördern; sie sollten daher zügig begonnen werden.« Auch Caws selbst, der 1966 Präsident der Society for General Systems Research wurde, steht vielen seiner Kollegen und gewissen Strömungen in der Allgemeinen Systemtheorie durchaus distanziert gegenüber; s. Caws 1993, 50f.

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  10. Weber 1909, 411 u. 414 Fn.

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  11. Rapoport 1960, VII u. VIII. Vgl. Cohen and Nagel 1934, 403: »Scientific procedure unites men in something noble devoid of all pettiness. Because it requires detachment, desinterestness, it is the finest flower and test of a liberal civilization.» »An institutionalized art of inquiry«, lautete Nagels spätere (1961, VII) allgemeine Charakterisierung von Wissenschaft. Vgl. von heutigen Standpunkt aus Mittelstraß 1986, insbes. 14–19.

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  12. Lakatos 1973, I. Auf die normative Funktion methodologischer Regeln, auf ihre Verankerung in einer »kritischen Tradition« und ihre wissenschaftspolitischen Implikationen hat der kritische Rationalismus stets aufmerksam gemacht, ohne allerdings eine explizite Theorie über diese Zusammenhänge vorzulegen. In charakteristischer Unbestimmtheit hieß es bei Popper 1944, 121: »Es ist nicht unwichtig, daß das, was man gewöhnlich als ‘wissenschaftliche Objektivität’ bezeichnet, in gewissem Maße auf sozialen Institutionen beruht«; (vgl. Popper 1948). Von der Einbettung der Wissenschaft in soziale Institutionen und praktische Entscheidungen hat sich inzwischen auch die Analytische Wissenschaftstheorie in der Nachfolge Rudolf Carnaps überzeugt: »Bei der Frage des wissenschaftlichen Fortschritts behält nicht die theoretische Vernunft,sondem die praktische Vernunft die Oberhand« (Stegmüller 1980, 102; vgl. 1979, 34f. u. 40). Hempel 1985 erblickt in den »Desiderata« der Wissenschaft, die ihrem Fortschritt Richtung verleihen, ein irreduzibel praktisches Element, das der Wissenschaftslehre eine prinzipielle Ambivalenz verleihe. Eine Verknüpfung zwischen methodologischen Regeln und den sozialen Normen von Wissenschaft hatte von soziologischer Seite bereits Merton 1942 vorgenommen, in einem Aufsatz, der Thomas Kuhns Thesen zur scientific community weitgehend antizipierte.

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  13. Popper 1935, 23ff.

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  14. Stegmüller 1980, 170ff.; Bunge 1991/1992, 70f.

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  15. Lakatos 1971, 136; Mittelstraß 1988, bes. 181 ff.

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  16. Lakatos 1971, 114; wobei die »externe Geschichte« allerdings kaum, wie Lakatos an anderer Stelle annahm (ebd., 120), in die Fußnoten zur »internen Geschichten abgedrängt werden kann.

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  17. Vgl. Social Epistemology, Vol. 6, No. 3, ( Sept. 1992 ): Symposium an the «Hard Program» in the Sociology of Scientific Knowledge.

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  18. Der Mittelpunkt des Forschungsfelds bleibt eigentümlich leer«, wie es in einer aufschlußreichen soziologischen Einschätzung der »Laborstudien« von Nowotny 1982, hier 214, heißt. Vgl. die entsprechenden Bemerkungen von Bunge 1991/1992, 71f., sowie Baber 1992, Hesse 1980, 29ff., und Giere 1988, 46ff. u. 111f., der seine wissenschaftstheoretischen Einwände gegen das »Strong Program« der Wissen(schafts)soziologie mit einer eigenen empirischen Untersuchung des Verhaltens und der Selbstdeutung von Wissenschaftlern im Labor unterstreicht.

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  19. Ich verwende den Begriff des »Themas« in Anlehnung an Holton 1981, 18ff., der damit Erklärungsprinzipien, methodologische Grundannahmen, Postulate und häufig antithetisch entwickelte Ordnungsvorstellungen (hierarchisch vs. einheitlich; einfach vs. komplex; atomistisch vs. kontinuierlich; holistisch vs. reduktionistisch; analytisch vs. synthetisch; chaotisch vs. geordnet; sicher vs. ungewiß; etc.) meint, welche die (wissenschaftliche) Vorstellungskraft disziplinübergreifend prägen und Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft wechselseitig aufeinander beziehen.

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  20. Charakteristisch für den monologischen Charakter vieler systemtheoretischer Darstellungen ist etwa Bowler 1985.

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  21. Bell 1986, 32ff.

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  22. S. Weber 1922, 7. Zur (weit weniger dezidierten) Ablösung Durkheims von der Metaphernwelt Spencers und Schäffles s. Lukes 1973, 82ff.

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  23. Riedel 1975, hier 24f. u. 52ff.; s. o., 20f.

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  24. S. dazu z. B. Laszlo 1995; von soziologischer Seite Bühl 1990. Für einen kritischen Überblick s. Müller 1993 sowie die abschließenden Bemerkungen dieser Arbeit.

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  25. Auffallend zurückhaltend ist etwa der Überblick von Kriz 1992.

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  26. Von zunehmender Skepsis zeugen die Beiträge in Krowietz and Welker (Hg.) 1992. Deutlich kritische Töne schlägt eine Reihe jüngerer Arbeiten an, die den Bannkreis der Habermas-LuhmannKontroverse durchbrochen haben; s. Stark 1994; Wagner 1994 und Barben 1995.

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Müller, K. (1996). Einleitung. In: Allgemeine Systemtheorie. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 164. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95633-0_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95633-0_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12798-9

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