Zusammenfassung
Wer erinnert sich noch an den „Blut-Aids-Skandal“? Und an die Schlagzeilen, die Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer machte, als er im Oktober 1993, buchstäblich über Nacht, den Präsidenten des damaligen Bundesgesundheitsamts (BGA) in Berlin in die Wüste schickte? Im BGA war eine Liste mit 373 Verdachtsfällen auf Infektionen durch HIV-verseuch te Blutprodukte aufgetaucht. Wer kann sich noch an die Angst erinnern, die sich wenig später ausbreitete? In der Koblenzer Blutzapfstelle UB-Plasma waren Blutspenden offenbar nur mangelhaft oder gar nicht auf HIV getestet worden. Schlagartig wurde damals der Öffentlichkeit bewußt, daß sich theoretisch jeder mit HIV infiziert haben konnte, der in den vergangenen Jahren eine Blutspende oder ein aus Blut hergestelltes Medikament erhalten hatte. Ja, zum ersten Mal hörten viele überhaupt von dem vielleicht größten von Medizinern jemals mitverursachten Desaster: Auf der ganzen Welt hatten sich seit Anfang der 80er Jahre mehr als 20 000 Menschen durch Medikamente oder Blutkonserven mit HIV infiziert. Viele davon waren Bluterkranke („Hämophile“). Sie hatten von ihren Ärzten auch dann noch die alten Blutgerinnungs-Medikamente bekommen, als sich längst abzeichnete, daß diese Arzneimittel — das HI-Virus selber war damals noch nicht entdeckt — hochinfektiös sein konnten. Nur einige wenige Arzte hatten Konsequenzen gezogen und ihre Patienten, wo möglich, auf sichere Alternativen umgestellt.
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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Meichsner, I. (1998). Böses Blut. In: Leif, T. (eds) Leidenschaft: Recherche. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95620-0_21
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95620-0_21
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13386-7
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