Zusammenfassung
Was macht das Interesse an einem so offensichtlich nutzlosen Spiel wie dem Fussball aus? Philippe Soupault, ein französischer surrealistischer Schriftsteller, unterstrich in einem seiner Prosatexte mit der Unbeschwertheit eines Reisenden, der in unbekanntes Gebiet vorgedrungen ist, die Bedeutungslosigkeit des Fussballs für jeden, der ihn aus einer gewissen Distanz betrachtet:
Der Ball wird ins Zentrum des Feldes gesetzt. Ein Pfeifsignal, ein Spieler gibt einen Tritt mit dem Fuss. Das Match hat begonnen (...). Der Ball fliegt, prallt auf. Ein Spieler folgt ihm, verfolgt ihn, stösst ihn mit dem Fuss an, lässt sich ihn von einem Gegner wegnehmen, der ihn seinerseits aufs Tor hinlenkt (...) Wenn die Gelegenheit gut ist, rennt er los und setzt mit einem ausholenden Fusstritt den Ball ins Tor. Flink wirft sich der Torhüter auf den Ball, fängt ihn und wirft ihn einem seiner Mannschaftsmitglieder zu. Ein erneuter Angriff (...) Mit einer Selbstverständlichkeit und Schnelligkeit, die an Akrobatik grenzt, mit einer Kraft, die Brutalität gleichkommt und die sich mit List vermengt, tricksen sich die zwei Equipen aus, täuschen einander und landen den Ball schliesslich zwischen den zwei Pfosten. Der Schiedsrichter pfeift. Das Resultat entfacht Begeisterung unter den Spielern und den Fans.
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Literatur
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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Bromberger, C. (1998). Fussball als Weltsicht und als Ritual. In: Belliger, A., Krieger, D.J. (eds) Ritualtheorien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95615-6_15
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