Zusammenfassung
Politische Parteien waren zu keinem Zeitpunkt ihres Bestehens mit sich und ihrer Umwelt identisch. Die Differenz zwischen denen, die als Mitglieder, Funktionsträger und Spitzenvertreter Parteien als soziale Gebilde verkörpern und zum Leben erwecken, und den Anhängern und Wählern der Parteien lässt sich nicht aufheben. Parteien sind nicht einmal mit sich selbst identisch, weil sie, ganzheitlich betrachtet, eine Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren in sich aufnehmen, die sich in ihrer sozialen Herkunft, den Motiven, Zielerwartungen, Rollendefinitionen und Handlungslogiken deutlich voneinander unterscheiden. Identität steht also in einem Spannungsverhältnis zu den konfliktträchtigen Klärungsprozessen über strittige Ziele und Kursbestimmungen in Parteien. Gleichwohl lassen sich Parteien und kollektive Identitätsbildung nicht voneinander trennen. Existieren und fortbestehen können sie nur, wenn sich zwischen ihnen und ihrer Anh ingerschaft ein wie auch immer geartetes symbolisches Einverständnisverhältnis herstellt.
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Wiesendahl, E. (2000). Identitätsauflösung. Anschlusssuche der Großparteien an die postindustrielle Gesellschaft. In: Hettlage, R., Vogt, L. (eds) Identitäten in der modernen Welt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95614-9_12
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