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Part of the book series: Studien zur Kommunikationswissenschaft ((SZK,volume 36))

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Zusammenfassung

Im folgenden Kapitel sollen die Beiträge der risiko-konstruktivistischen Kommunikationsforschung dargestellt werden. Hierzu zählen Studien, die erkennen lassen, daß Aussagen über die Risikowirklichkeit nur von einem Beobachter getroffen werden können. Oft geschieht dies in expliziter Abgrenzung zu den Positionen und Befunden der risiko-objektivistischen Forschung (vgl. Kap. I). Fehlende Würdigung (originär) journalistischer Selektionsmechanismen und Mißachtung des aktiven Publikums sind die beiden Hauptkritikpunkte an der risiko-objektivistischen Forschung. Systemtheoretische und konstruktivistische Beiträge zur kommunikationswissenschaftlichen Risikokoforschung versuchen, diese Leerstellen zu füllen.

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Literatur

  1. Mit Blick auf den eigenen Theorieentwurf, der aus demselben Fundus schöpft, sollen hierbei Redundanzen wenn möglich — vermieden werden. Aus diesem Grund werden in der kritischen Analyse der Forschung vor allem diejenigen Aspekte gewürdigt, auf die später nicht mehr ausführlich eingegangen werden wird.

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  2. Wie in der allgemeinen Risikoforschung wird eine strikte Differenzbildung oft als zu radikal eingeschätzt. Stellvertretend für ähnlich gelagerte Einschätzungen begründet dies Ruhrmann (1 991 a) damit, daß die rigide Gegenüberstellung von konstruktivistischen und realistischen Positionen nicht der Berichterstattungspraxis der Medien entspräche. Der Autor gibt zu bedenken, “daß die Massenmedien die Wirklichkeit in der Regel teilweise repräsentieren und gleichzeitig auch in Richtung vorherrschender Normen, Ideologien und Vorurteile ‘verzerren’” (Ruhrmann 1991a: 147).

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  3. Gleichwohl äußern auch Vertreter risiko-konstruktivistischer Positionen Einschätzungen, die eine Monopolstellung der Massenmedien anzudeuten scheinen: “Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen,” beobachtet Luhmann (1996a: 9), “wissen wir durch die Massenmedien.”

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  4. Wie schon die risiko-objektivistische unterscheidet auch die risiko-konstruktivistische Kommunikationsforschung in der Regel nicht zwischen sporadischen bzw. permanenten Leistungsbeziehungen zwischen dem Journalismus und (Teilen) seiner Umwelt (vgl. jedoch Saxer et al. 1986; Ruhrmann 1992a). Die Unterscheidung von Funktion und Leistung(en) wird daher erst im dritten Teil der Arbeit behandelt werden (vgl. Kap. III).

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  5. Ein aktuelles Beispiel für eine derartige Thematisierungsleistung stellt u. E. die BSE-rise in Großbritannien dar. Politische Auslöser der RSE-Krise war eine Pressekonferenz der britischen Regierung im März 1996, auf der die Möglichkeit eingeräumt wurde, daß der BSE-Verursacher die sogenannte Artengrenze (vor allem zum Menschen) überspringen kann. Eine systematische Zeitungslektüre zeigt indes, daß exakt diese Prognose schon im Vorjahr von mehreren Zeitungsorganen geäußert worden ist (vgl. Kap. 2.1.4).

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  6. Vorherrschend ist mit anderen Worten eine ptolemäische Vorstellung von journalistischen Themen (vgl. Kap. I, 3.1). Ohne bereits an dieser Stelle auf die Konzeption von journalistischen Themen als Eigenwerten des Systems Journalismus eingehen zu wollen (vgl. Kap. III, 6.2), kann doch gesagt werden, daß auch die neuere systemtheoretische Journalismusforschung in diesem Punkt nicht immer ganz eindeutig ist (vgl. Görke/Kohring 1996: 25).

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  7. Merten/Peters/Klosse (1990) merken an, daß sich während der TschernobylBerichterstattung Phasen, in denen Warninformationen überwogen, mit solchen abgewechselt hätten, in denen die Warnfuktion konterkarriert worden sei. Dies habe, so folgern die Autoren, nicht nur die Glauhwürdigkeit der regierungsamtlichen Informationen, sondern auch die der medialen Orientierungsangebote unterminiert (vgl. Merten/Peters/Klosse 1990: 9; Peters/1 lennen 1990; Peters 1992a). Auf die Berührungs punkte der methodischen Herangehensweise mit der risiko-objektivistischen Ausgewogenheitsforschung haben wir bereits hingewiesen.

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  8. Die Beziehung zwischen Medien und Politik ist nur ein Aspekt, der das politische komanagement vor Probleme stellt (vgl. Otway 1987; Laird 1989., Otway/Wynne 1989; Beder/Shortland 1992; Munch 1996).

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  9. Diskutiert wird allerdings, daß menschliches Handeln und Entscheiden Prognosefähigkeiten sowohl fördert wie auch voraussetzt (vgl. Björkmann 1987: 28 ff; Sjöberg 1987b: 239 ff.). Auch die von Ruhrmann (1992a: 16 f.) postulierte Notwendigkeit, daß Journalisten auch über hypothetisch relevante Risiken berichten sollten, spricht für eine journalistische Prognoseleistung (vgl. Aronoff/Gunter 1992: 347).

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  10. Auch aufgrund aktueller Risikoberichterstattung kann gleichwohl Zukünftiges in den Blick geraten: [T]he corpus of disaster news stories is a product of complex contingent relationships in the news process that affect not only public perception but also the coverage of, and policy toward, future events that the media define as disasters.” (Sood/Stockdale/Rogers 1987: 39)

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  11. Angesichts der Tatsache, daß Hornig an anderer Stelle eine vorherrschende ‘Mass Media Mythology’ (vgl. Hornig Priest 1995: 42 ff.) kritisiert, mag der Hinweis erlaubt sein, daß ihre Variante der Demokratiefunktion auch in diese Kategorie fällt. In einer eindrucksvollen Kritik all jener Bemühungen, der Bevölkerung zu einem besseren Technikverständnis zu verhelfen, stellt Trachtman (1981) fest, daß diese ‘Missionstätigkeit’ nicht ohne Prämissen auskommt (vgl. Dornan 1990, Peters 1994d): “1.) Knowledge is simply a good thing in itself 2.) People will be able to make more intelligent, personal consumer decisions if they have more knowledge of science and technology. 3.) The very structure of a democratic society depends upon the existence of an enlightened citizenry.” (Trachtman 1981: 10) Wenigstens die beiden letzten Annahmen, so Trachtman, tragen nicht: “Where it really matters, a person drowned in information about science may be in no better position to make choices than an almost totally uninformed person. Neither the layman nor the scientist is in a position to make consistently wise decisions about diet, drugs, and vitamins when the available information is conflicting, ambiguous, and frequently tentative.” (Trachtman 1981: 12) Ergänzend läßt sich sagen, daß auch die (wissenschaftliche) Wissensproduktion, die Trachtman (1981: 1 1) für unbedenklich hält, als riskant angesehen werden kann (vgl. Restivo 1988: 208; Krohn/Weyer 1990; Luhmann 1990a: 252 ff.; 1991a: 217 ff.).

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  12. Denselben Zielkonflikt konstruieren Dunwoody/Griffin/Ruß-Mohl (1990) in der Auseinandersetzung mit der im Journalismus angeblich vorherrschenden Einstellung, das Publikum informieren, nicht aber erziehen zu wollen: “Journalists argue that their task is to inform, not to educate. For our purposes, the interesting thing about that distinction is that it absolves journalists from the obligation to explain things. Thus, when stories do require attention to risk, reporters may feel no obligation to help readers/viewers understand the risk, their occupational obligation is to report it.” (Dunwoody/Griffin/RußMohl 1990: 8)

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  13. Damit wird es darüber hinaus möglich, gesellschaftliche Risikoprobleme als das Produkt eines gesamtgesellschaftlichen Konstruktionsprozesses zu verstehen, an dem u. a. auch die Medien beteiligt sind. Teile der Kommunikationsforschung knüpfen auf diese Weise an die kultur-soziologischen Ansätze der allgemeinen Risikoforschung an (vgl. Douglas/Wildavsky 1982; Short 1984; Bradbury 1989; Douglas 1990).

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  14. Allgemein läßt sich sagen: Je strikter der Konstruktivitätsgedanke verfolgt wird, desto deutlicher treten die Unterschiede zwischen risiko-objektivistischer und risikokonstruktivistischer Perspektive zu Tage. Dies limitiert auch die Anleihen, die eine Seite bei der anderen nehmen kann.

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  15. Entgegen dem Wissenschaftszentriertheit risiko-objektivistischer Prägung plädiert Haller dafür, daß Wissenschaftler als Informationsquellen journalistische Selektionskriterien auch dort anerkennen sollen, wo (mutmaßlich) explizit wissenschaftliche Themen behandelt werden: “Hier müssen die Wissenschaftler den Transfer ihrer Aussagen in scheinbar verfälschende, tatsächlich aber erklärende Kontexte nicht nur hinnehmen, sondern regelrecht wollen, damit ihr Wissen in eine direkte Beziehung zum Orientierungsbedarf des Publikums gebracht werden kann — eine Vermittlungsleistung, die vor allem journalistische (und nicht etwa wissenschaftliche) Kompetenz verlangt.” (Haller 1992: 45)

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  16. Die Autoren machen deutlich, daß diese Anforderungen — wohlgemerkt: an die wissenschaftliche Theoriebildung — nicht nur in sachlicher und sozialer, sondern vor allem auch in zeitlicher Hinsicht gelten: “If a situation becomes defined as a social problem, it does not necessarily mean that objective conditions have worsened. Similarly, if a problem disappears from public discourse, it does not necessarily imply that the situation has improved. Instead, the outcome of this process is governed by a complex organizational and cultural competition.” (Hilgartner/Bosk 1988: 58) Oft entscheiden allerdings nur Formulierungsnuancen darüber, ob in der Problembeschreibung realweltliches Geschehen als Vergleichshorizont bemüht wird oder nicht (vgl. Spector/Kitsuse 1973; 1987; Schneider 1985; Gusfield 1989).

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  17. In diese Richtung argumentiert Ruhrmann (1993b: 85): “Relevanzkriterien bezeichnen Auswahlgesichtspunkte, mit deren Hilfe Journalisten [...] prüfen ob ein Ereignis oder ein Thema ‘wirklich wichtig’ ist.” An anderer Stelle ist der Autor weniger konsequent. Dort wird unterstellt, daß Ereignisse sehr wohl faktische Eigenschaften haben können: “Journalisten beobachten und beschreiben diese zeitlichen, sozialen und sachlichen Dimensionen von Ereignissen, indem sie bestimmte Merkmale oder Kriterien definieren, die ein Ereignis aufweisen muß, um zur Nachricht werden” (Ruhrmann 1994a: 238).

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  18. Die Autoren beziehen sich hierbei auf Schulz (1990: 12): “Das Ergebnis von Nachrichtenauswahl und -verarbeitung in den Redaktionen ist bereits weitgehend vorgeformt durch Nachrichtenlieferanten, also in der Regel durch Agenturen; die Redakteure verhalten sich dem eingehenden Nachrichtenmaterial gegenüber meist passiv.” Sie übersehen, daß Schulz an dieser Stelle den damaligen Stand der Nachrichtenforschung zusammenfaßt, deren Ergebnisse in der eigenen Studie wenigstens teilweise relativiert werden. Insbesondere konnte Schulz zeigen, daß verschiedene Medien mehr oder minder stark (also aktiv) von den Nachrichtenvorgaben der Agentur (dpa) abweichen: “Ähnlichkeit und Verschiedenheit sind [...]”, so Schulz 1990: 109), “ein Indiz dafür, wie aktiv oder passiv sich die Medien gegenüber den Nachrichtenproportionen der Agentur verhalten.” Abweichungen von der Agenturvorgabe resultieren darüber hinaus aus Unterschieden im redaktionellen Konzept und damit aus differenten Selektions- und Aufmerksamkeitskriterien (vgl. Schulz 1990: 109).

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  19. I3esonders deutlich wird diese Fokussierung auf routinisierte Informationsquellen in akuten Krisensituationen: “Local crises of a conflicting nature are presented by the mass media groups from a perspective of the formal social control agencies in the community and thus from a command post point of view.” (Quarantelli 1981: 60) Dies gilt nicht nur in lokalen, sondern auch in internationalen Krisensituationen (vgl. Sood/Stockdale/ Rogers 1987; Quaratelli 1989; Quaratelli/Wenger 1991; Smith 1993).

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  20. Daß der Standort Ereigniszentrum (‘easy access cities’) allein noch keine Garantie dafür ist, daß die jeweilige Informationsquelle auch Beachtung findet, haben ergänzend Molotch/Lester (vgl. 1975: 256 f.) zeigen können.

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  21. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangen Wilkins und Patterson (1987: 90): “Once reporters and editors frame the story as something other than an event, covering risk is not so different from covering pork barrel legislation or some forms of investigative journalism.” (Vgl. Berkowitz 1992: 57, Wilkins 1993: 74) Weischenberg zufolge treten in in der journalistischen Krisenkommunikation die Mechanismen der alltäglichen Operationsweise allenfalls deutlicher zu Tage (vgl. Weischenberg 1993b: 76 ff.; Scanlon/Allred/Farrell/Prawzick 1985: 123 ff.).

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  22. Berührungspunkte zur risiko-objektivistischen Position wären dann nicht ausgeschlossen: Wird die journalistische Selektion ins Ereignis vorverlegt, kann vom Journalismus zwar nicht erwartet werden, Realität abzubilden. Was man aber sehr wohl erwarten könnte, ist, daß die wichtigsten Ereignisse angemessen abgebildet werden.

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  23. Als weitere determinierende (Größc, die der Autonomie des Journalismus Grenzen setzt, begreifen Dunwoody und Peters (1992a: 217; 1993a: 330) den Einfluß von Primärquellen auf die Medienberichterstattung. Ähnlich groß veranschlagt Hornig Priest den Einfluß von Informationsquellen: “Actually most mass media are in many ways at the mercy of their sources — the more complex the issue, the greater this dependency.” (Hornig Priest 1995: 43; vgl. auch Stallings 1990: 87 f.; Dunwoody/Griffin 1994: 46 f; Coleman 1995: 68 f.)

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  24. Im Vergleich zur Sorge, die journalistische Handhabung von Frames könne von (wohl als maßgeblich erachteten) Risikoakteuren mißverstanden werden, kümmert sich vergleichweise wenig um nicht unproblematische das Verhältnis zwischen journalistischen Frames und denen der Rezipienten. Die Gleichsetzung von Frames der Journalisten und jenen der Rezipienten hinter der sich (kognitionstheoretische) Wirkungsannahmen verbergen — ist bereits in der Definition von Gitlin (1980: 7) nachweisbar (vgl. zudem Brosius 1991; Davis 1995: 294 f.). Im Gegensatz dazu sieht Hornig Priest (1995) hier durchaus Differenzierungsbedarf: “Despite the existence of agenda-setting and cultivation effects, media frames do not fully determine how readers will respond to new information.” (Hornig Priest 1995: 52; vgl. Hornig 1990a; 1992a; 1992b; Kellermann/Lim 1989; Corner/Richardson 1994)

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  25. Anders gesagt: Journalismus findet wesentlich statt — im mentalen Bereich. Anschaulich werden läßt dies auch Berkowitz (1992), der journalistische Frame-Aktivitäten als Routinehandeln beschreibt: “Rather than observing occurrences in a fresh light, they [journalists covering a plane crash; ag[frequently relied on the [sic!] their mental news templates for selecting and interpreting the items they had detected.” (Berkowitz 1992: 57) In der Präferenzsetzung wird deutlich, daß die journalistische Frameorientierung als qualitätsmindernd eingestuft wird.

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  26. Neben der Vermeidung einer erklärungskräftigen Journalismustheorie sehen wir auch darin einen denkbaren Berührungspunkt zur risiko-objektivistischen Forschung (vgl. Kap. 1.2.9). Das Konzept der Routineprogrammierung schreibt demgegenüber eine individuumzentriertes Journalismusverständnis nicht zwingend vor.

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  27. Ist hier das Verhältnis von bewußter und unbewußter Frame-Handhabung durch den einzelnen Journalisten noch nicht genauer bestimmt, schreibt Peters (1992a: 41) an anderer Stelle: “Solche Frames wirken meist unbewußt und entlasten dadurch den den unter Zeitdruck arbeitenden Journalisten.” Begründet wird diese Schwerpunktsetzung nicht.

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  28. Peters selbst verweist auf die noch ausstehende detaillierte (empirische) Analyse des journalistischen Repertoires an Frames und ihrer Verwendung (vgl. Peters 1994d: 22). Eine derartige Analyse wird u.E. womöglich jedoch keine journalistischen Frames zu Tage fördern, sondern (wissenschaftliche) Beobachterkonstrukte auf der Basis der Beobachtung journalistischer Kommunikation.

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  29. Fraglich scheint insbesondere, oh damit das Reservoir denkbarer Frames bereits ausgeschöpft ist (vgl. hierzu etwa Molotch/Lester 1974., Salomon 1992: 67 f.., Davis 1995: 286 f.).

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  30. Merklich weniger wissenschaftszentriert formulieren Corner/Richardson (1994: 224 f.): “[T]lhe coverage of many environmental topics requires the testimony of experts, the voice of science (and technology) to explain the complexity of cause-effect relationships, both those designed to be under human control and those which, like the greenhouse effect, are happening as an unplanned consequence of human activity. [...] It is true that in our culture, science is one form of authority that we are taught to respect, even when (and sometimes, perhaps, because) we cannot understand it. But it is not an unchallenged authority, particulary from the perspective of the new environmentalism.”

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  31. Während ein Frame Risikobericht generell als zu erreichendes Ideal vorgestellt wird, wird die journalistische Berichterstattung über Krebsrisiken bereits als angemessen betrachtet (vgl. Ryan/Dunwoody/Tankard 1991., Dunwoody/Griffin 1994: 24).

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  32. Daß die normative Festlegung auf ein (weitgehend wissenschaftlich geprägtes) journalistisches Risikoframe theorietechnisch limitierend wirkt, kann man daran ablesen, daß eine strikt themendifferenzierte Frametypisierung gar nicht erwogen wird. Eine derartige Kategorienbildung schlagen Linné/Hansen (1990) vor. Die Autoren kommen zu insgesamt neun verschiedenen (risikothematischen) Mustern (Frames), zu denen u.a die Arbeitssicherheitsproblematik (harmful substances in the workplace or production process), die Katastrophenberichterstattung (natural disasters) und die Müllproblematik (waste disposal and waste management) (vgl. Linné/Hansen 1990: 54 f.; Hansen/Linné 1994).

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  33. Vorschläge zur Verbesserung des Risikojournalismus sind en vogue. Ruhrmann (1992a: 17) empfiehlt gleich ein ganzes Maßnahmenbündel: “Eine systematische und umfassende Steigerung journalistischer Fachkompetenz erlaubt es, auch die hypothetisch rele vanten Aussagen über Risiken bekannt und bewußt zu machen. Technische Kompetenz bedeutet, korrekter und umfassender berichten zu können [... Journalistisches Fachwissen kann zur fundierten Kritik expertenorientierter, aber auch demoskopischer Aussagen befähigen. Wenn die Journalisten über Sachkompetenz, d.h. über spezialisierte journalistische Kenntnisse und vorzugsweise über eine naturwissenschaftliche Fachausbildung verfügen, können sie effektiver u. a. die Risikogenese recherchieren. Schließlich ermöglicht eine gesteigerte Vermittlungskompetenz, wissenschaftliche und technische Aussagen in einem themenbezogenen Kontext verständlich zu vermitteln.” (Vgl. Dunwoody/Griffin/Ruß-Mohl 1990: 10 ff.; Peters 1993a) Gegen diese Vorschläge ist wohlgemerkt — dann fast nichts einzuwenden, wenn sie aus den funktionalen Erfordernissen journalistischer Risikokonstruktion abgeleitet werden und nicht aus dem vorgeblich qualitätssteigernden Erfordernis der Rekonstruktion wissenschaftlicher Risikoperspektivierungen.

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  34. In diesem Kontext anzusiedeln sind auch die Aufrufe, das wissenschaftliche Analphabetentum (scientific illiteracy) der Laienbevölkerung qua Indienststellung der Massenmedien zu beheben (vgl. Shortland 1988; sowie kritisch Gaskell/Wright/O’Muicheartaigh 1993). In einem jüngeren Beitrag unternimmt Peters (1993a) den Versuch, diese Forschungstradition füür die Risikoproblematik nutzbar zu machen. Peters (1993a: 289) definiert „environmental risk literacy“ als „knowledge about environmental risks, their causes and possible ways to deal with them.“ Im Unterschied zur risiko-objektivistischen Tradition wird an dieser Stelle u. E. lediglich ein Führungs- aber kein Absolutheitsanspruch wissenschaftlicher Wissensbestände postuliert: „While ‘environmental risk literacy certainly covers scientific knowledge and hence shares all the problems of ‘scientific literacy’, it is not just simply a subset of it. In my understanding ‘environmental risk literacy’ also includes knowledge on the integration of environmental aspects into every-day life and about the policy process related to environmental issues. Hence ‘environmental risk literacy’ also means the competence to apply and use knowledge about environmental risks.“ (Vgl. bereits Friedman 1981: 127; Dunwoody/Peters 1992a: 224)

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  35. In den Arbeiten von Dunwoody und Peters finden sich daher auch Anknüpfungspunkte zu älteren Konzepten innerhalb der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Zu denken ist hierbei vor allem an die Untersuchung von Lang/Lang (1973) zum sogenannten “MacArthur Day in Chicago” und die von Halloran/Elliott/Murdock (1973) vorgelegt Analyse einer Vietnam-Demonstration in London. In beiden Untersuchungen wird angenommen, daß die journalistische Voreingenommenheit bei bestimmten Ereignissen und Vorfällen zu einer diese Vorerwartungen verstärkendenden Berichterstattung führe, wobei sich Unterschiede zwischen dem ‘tatsächlichen’ Geschehen und der Me dienwirklichkeit auftun würden (vgl. Halloran/Elliott/Murdock 1973: 635 ff.; Lang/Lang 1973: 507 ff.).

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  36. Insbesondere die Arbeiten Dunwoodys erwecken stets den Eindruck, zwischen risikoobjektivistischer und risiko-konstruktivistischer Perspektivierung vermitteln zu wollen. Dies führt in dem von ihr vertretenen Frame-Konzept dazu, daß die ExpertenLaien/Journalisten-Differenz als dominant unterstellt wird (vgl. auch Peters 1994d: 2 ff.; Wilkins/Patterson 1987: 90 f.; dagegen Masel Walters/Hornig 1993: 219 ff.; Salwen 1995: 835 f.). Unberücksichtigt bleiben die Risikoperspektiven von Recht, Wirtschaft und Politik.

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  37. In diesem Sinne konsequent unterscheidet Peters (1994a) auch nur zwei Modelle der Berichterstattung über kontroverse Risiken: “Ein technokratisches Modell der Berichterstattung würde verlangen, daß die Medien ‘echte’ und ‘vorgebliche’ Experten unterscheiden, korrekte und falsche Informationen erkennen und lediglich die korrekten Informationen weitergeben. [...] Ein konfliktorientiertes Modell der Berichterstattung würde dagegen von der Möglichkeit ausgehen, daß beide Seiten [Experten und Gegenexperten; ag] (teilweise) recht haben, würde also nicht von vornherein eine Parteinahme der Journalisten erfordern.” (Peters 1994a: 345) Entscheidend ist, daß in beiden Modellen wissenschaftlichen Experten eine herausragende Position zugewiesen wird.

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  38. Im Ansatz von Hornig Priest (1995) ist demgegenüber der Versuch zu sehen, eine wissenschaftliche Rationalisierung journalistischer Frames zu vermeiden (vgl. Corner/Richardson 1994). Die mit der Art und Weise, wie Frames definiert werden, verbundenen Probleme bestehen aber auch hier.

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  39. “Massenmedien”, so Dunwoody/Peters (1993a: 335 f.), “sind keine weitgehend autonomen Akteure, die aus sich heraus bestimmte Risikodarstellungen entwerfen und in der Bevölkerung durch ihr Wirkungspotential durchsetzen. Sie beinflussen nicht nur, sondern werden auch selbst beeinflußt. [...] Soziale Akteure, Öffentlichkeit und Massenmedien bilden ein rückgekoppeltes System, in dem es keine erste Ursache gibt. Die Merkmale der Risikoberichterstattung ergeben sich als Konsequenz der informationsverarbeitenden Eigenschaften dieses gesamten Systems und nicht allein der Massenmedien.” (Vgl. Griffin/Dunwoody 1995: 280 ff.).

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  40. Journalistische Risikokommunikation gilt dieser Auffassung nach nicht als Eigenwert der modernen Gesellschaft per se, sondern erlangt vorrangig Bedeutung als Instrument zur Herstellung von Kommunikationsbeziehungen zwischen als relevant betrachteten Risikoakteuren und/oder dem Laienpublikum: “Massenmedien stellen zwei grundlegend verschiedene Arten von Beziehungen zwischen Kommunikationspartnern her. Zum einen vermitteln sie eine Kommunikation zwischen den Urhebern der Aussagen im Massenmedieninhalt — Primärquellen und Journalisten — und den Rezipienten. [...] Zum anderen vermitteln Massenmedien aber auch kommunikative Beziehungen zwischen den gesellschaftlichen Akteuren, die als Primärquellen in den Medien auftreten.” (Peters 1994e: 169) Erst auf dieser Basis lassen sich Zielkonflikte postulieren, die Journalismus angeblich zu bewältigen hat.

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  41. Zur Auswahl der Theorien, die interdisziplinär integriert werden vgl. Hilgartner/Bosk (1988: 54 f.). Mit Blick auf das bereits behandelte Frame-Konzept ist es nicht uninteressant, daß die Autoren aus demselben Theoriefundus schöpfen (vgl. Gans 1980; Tuchman 1978).

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  42. In der Präferenz für die Definition sozialer Problemlagen (collective definition) — statt kollektives H Handeln (collective action) sieht Cracknell (1994: 4) eine Limitation des Ansatzes. Andere Autoren setzen diesen Schwerpunkt anders (vgl. Gamson 1988; Gamson/Modigliani 1987).

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  43. Die Autoren wenden sich damit gegen die gängige Verfahrensweise, jedes einzelne soziale Problem theoriebautechnisch gesondert anzugehen (vgl. Schoenfeld/Meier/Griffin 1979; Strothoff/Hawkins/Schoenfeld 1985). Die Entfaltungsmöglichkeiten sozialer Problemdefinitionen werden mit anderen Worten in starker Abhängigkeit zu gleichfalls aktuellen Thematisierungen gesehen (vgl. Hansen 1991).

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  44. Der Begriff Problemverarbeitungskapazität steht hier für die eher metaphorische Wendung der “different carrying capacities” verschiedener Arenen (vgl. lilgartner/Bosk 1988: 59; Hertog/Finnegan/Kahn 1994: 292 f.).

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  45. Ein Versuch, zu ‘härteren’ Kriterien für die Eigenselektivität divergierender gesellschaftlicher Arenen zu gelangen, könnte u. E. damit beginnen, zunächst nach der Funktionalität des jeweiligen Forums im gesellschaftlichen Kontext zu fragen und daraus auf markante Merkmale und nicht hintergehbare Limitationen zu schließen (vgl. Kap. III, 2.6).

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  46. Aufgrund der Nähe zur Nachrichtenforschung (vgl. Gans 1980; Tuchman 1978) erübrigt sich eine detaillierte Darstellung der Selektionsprinzipien, welche die Autoren in ihr Modell integrieren (vgl. Hilgartner/Bosk 1988: 61 ff.).

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  47. Da die Arenen zugleich als öffentlich gelten, kann man in Anlehung an Gerhards/Neidhardt (1991) von einem intermediären System öffentlicher Arenen sprechen (vgl. Kap. I, 3.2).

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  48. Ein Versuch, zu ‘härteren’ Kriterien tir die Eigenselektivität divergierender gesellschaftlicher Arenen zu gelangen, könnte damit beginnen, zunächst nach der Funktionalität des jeweiligen Forums im gesellschaftlichen Kontext zu fragen und daraus auf markante Merkmale und nicht hintergehbare Limitationen zu schließen (vgl. Kap. III, 2.6).

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  49. Ohne der Diskussion vorgreifen zu wollen kennzeichnend für den Kulturterminus im Public Arena-Ansatz ist, daß Kultur als Einheitssemantik vorgestellt wird. Wir werden auf die damit einhergehenden Probleme eingehen, wenn wir auf das Konzept der Medienkultur zu sprechen kommen (vgl. Kap. III, 3.5).

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  50. Das Problem, ob die Medien ein Forum oder mehrere Arenen konstituieren, muß zurückgestellt werden. Cracknell (1994; vgl. Klauenberg/Vermulen 1994: 353 f.) begnügt sich in diesem Punkt mit Andeutungen, ohne explizit entsprechende Differenzkriterien zu benennen. Aus seinen Überlegungen geht jedoch hervor, daß die Art der technischen Verbreitung der Medienangebote (Hörfunk, Fernsehen, Printbereich) für ausschlaggebend gehalten wird (vgl. Kap. III, 3).

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  51. Zum Thema differenter Zeitperspektiven innerhalb der Gesellschaft werden später einige Vorschläge gemacht (vgl. Kap III, 6.1).

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  52. Die Verwendung von Metaphern (vgl. Krippendorff 1994) ist innerhalb der Publizistikund Kommunikationswissenschaft an sich nichts besonderes (vgl. Kap. I, 3.1), im vorliegenden Fall ist jedoch die Metapherndichte auffällig — was strenggenommen selbst wieder eine Metapher ist. Wir nennen an dieser Stelle nur die folgenden: media packages, frames, cultural givens, carrying caacities und die noch einzufüihrenden Beschreibung von Arenaaktivitäten als claims making activities.

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  53. Wie schon beim kognitiv argumentierenden Frame-Konzept werden auch hier mediale Frames und jene der Rezipienten als weitgehend deckungsgleich betrachtet. Damit wird u. E. eine in der Tendenz lineare Beziehung zwischen medialem Framing und Rezipientenverstehen angenommen. Ablesbar wird dies auch daran, daß die von Frames (media packages) geleistete Orientierung als sehr weitgehend eingeschätzt wird. “We distinguish framing devices that suggest how to think about the issue and reasoning devices that justify what should be done about it”. (Gamson/Modigliani 1989: 5; vgl. Mulcahy 1995: 451)

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  54. Statt von Problem- könnte man allgemeiner auch von Themenkonstruktionen sprechen. Claims-making-Aktivitäten beschreiben dann einen Konkurrenzprozeß, der dazu führt, daß immer nur bestimmte Beiträger zu einem bestimmten Thema etwas beitragen können, wobei die Chancen anderer (potentieller) Beiträger entsprechend geschmälert werden (vgl. Hertog/Finnegan/Kahn 1994: 292 f1; Mulcahy 1995: 450 f.). Der Vorteil des Themenbegriffs liegt in der Vermeidung von Metaphern (vgl. Kap. III, 6.2).

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  55. In einer ganzen Reihe von Studien wird zudem versucht, den Einfluß journalismusferner Themenbeiträger auf den Journalismus näher zu spezifizieren (vgl. Hansen 1991; Linné/Hansen 1990; Anderson 1991, Masel Walters/I Hornig 1993; Hansen 1994b; Anderson 1994: Salwen 1995). Ein ähnliches Forschungsinteresse verfolgen auch Vertreter des (kognitionszentrierten) Frame-Konzeptes (vgl. Projektgruppe Risikokommunikation 1994; Peters 1995).

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  56. Folgt man Schudson (1989) so hätte jede Analyse journalistischer Themenkonstruktion mit einer Analyse der gesellschaftlich relevanten kulturellen Deutungsmuster zu beginnen. Wird dies unterlassen, so bleiben Aussagen zur kulturellen Resonanz von Journalismus u. E. spekulativ.

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  57. Dieses Defizit findet sich auch bei anderen Beiträgen, welche die journalistische Risikokonstruktion vor dem Hintergrund kultureller Resonanz deuten und hierbei mit Blick auf riskante Großtechnologien einen Kulturbegriff präferieren, der wesentlich als durch wissenschaftlich-technische Artefakte und den Umgang mit diesen geprägt gilt: “In a mass society, with its competing values, individuals depend on [...] underlying myths to explain the interaction between technology and the larger culture. The Chernobyl story provided an almost ideal opportunity for the retelling of such a mythical tale — the integrative propaganda of the superiority of American technology disconnected from the risks such technology had just as obviously brought the Soviets.” (Patterson 1989: 133: vgl. Luke 1987: Wilkins 1989h: 172) Ganz ähnlich beschreiben Wilkins und Patterson den Einfluß kultureller Deutungsmuster (Stereotypen) auf die journalistische Berichterstattung über die Chemiekatastrophe von Bhopal (vgl. Wilkins/Patterson 1987: 85 ff.) und über den Treibhauseffekt (vgl. Wilkins/Patterson 1991b: 171 ff.; Jamieson 1992).

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  58. Die Krux hierbei dürfte sein, daß sich auch durch eine andere Methodenwahl (z. B. Befragungen) der kulturellen Resonanz zwischen dem Journalismus und seiner Umwelt nicht auf die Schliche kommen läßt. Günstigenfalls erhielte man eine (wissenschaftliche) Beobachtung der journalistischen Beobachtung journalistischer Kulturbeobachtungen (Selbstbeobachtung). Diese wiederum ist keineswegs zwingend identisch mit einer journalistischen Beobachtung der Kulturbeobachtung (z. B. Publikumsbeobachtung des Journalismus).

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  59. Gelten zudem alle Foren als mehr oder minder politisiert (vgl. indes Herbst 1993: 450 f.), wird auch damit ein gemeinsamer Nenner unterstellt, der begründet werden müßte (vgl. Haller 1990a). Renn (1992b: 180) sieht darin lediglich eine Limitation des Public Arenas Modell, da es sich nur zur Analyse politischer Probleme eigne. Wir begreifen das Problem genereller und meinen, daß der Behauptung, alle gesellschaftlichen Foren seien politisiert, keine klare Vorstellung politischen Handelns bzw. Kommunizierens zugrundeliegt.

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  60. Die Kritik des Kulturbegriffs als Einheitssemantik bestreitet nicht, daß zu bestimmten Zeiten Kultur in dieser Weise funktioniert haben mag. Für fraglich gehalten wird allerdings, ob sich dies heutzutage auch noch so verhält. Der Nachweis, daß Kultur bzw. Kulturen beobachtbar sind, muß jedoch von der Theorie geführt werden (vgl. Schmidt 1996a). Daher ist auch dem Einwand von Swidler (1986: 273; vgl. Nagel 1994: 162) zuzustimmen: “The reigning model used to understand culture’s effects on action is fundamentally misleading. It assumes that culture shapes action by supplying ultimate ends or values toward which action is directed, thus making values the central causal element of culture.”

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  61. Multiperspektivität ist jedoch nicht mit einem Verzicht auf eine risikojournalistische Eigenperspektive gleichzusetzen (vgl. Aronoff/Gunter 1992: 356 ff.). Auch die Forderung einer multiperspektivischen Berichterstattung (“multiperspective news”) über bestimmte Risikothemen, wie sie Wilkins (1993: 82; vgl. Patterson 1979; Wilkins/Patterson 1987: 89) erhebt, reicht allein nicht aus. Zumal weil darüber, welche Risiken eine multiperspektivische Berichterstattung erfordern, nur auf den ersten Blick die Themen selbst entscheiden: “There are some stories, for example the lowest temperature at which superconductivity can occur, that may be appropriately measured by Enlightenment objectivity. But the greenhouse effect, and many other stories that mix science and politics, is not appropriately evaluated by such a standard.Journalists need to develop an alternative vision — one that does not necessarily stem from scientific values. Different values need to be recognized, acknowledged, and finally, reported. Without such an effort, the story itself will remain incomplete, an inadequate response from a profession facing the greenhouse century.” (Wilkins 1993: 82)

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  62. Um zu erklären, warum sich forenspezifische Aufmerksamkeit für ein bestimmtes soziales Problem erschöpfen kann, haben Kinnick/Krugman/Cameron (1996: 688 f.) den Begriff „compassion fatigue“ entwickelt. Alternativ kann man auch von dem Ende einer Themenkarriere sprechen (vgl Luhmann 1970).

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  63. Fine besonders opulente Umschreibung der Metapher Kommunikation als Informationsfluß findet sich bei Saxer et al. (1986). Die Kernenergieberichterstattung in der Schweiz wird hier zunächst als “breiter Grundstrom” (Saxer et al 1986: 170) beschrieben. “Finden nun aber besonders wichtige Ereignisse statt, dann verwandelt sich der sonst ruhige dahinfliessende Grundstrom in einen reissenden Fluss: Die Zeitungsleser werden mit Informationen förmlich überflutet. Manche unter ihnen verlieren dabei völlig die Orientierung [...]. Andere wiederum ertrinken in dieser Flut und geben resigniert auf [...]. Im Flussbett haben jetzt [...] nur noch ganz wenige Themen Platz. Die meisten anderen Themen werden über die Dämme gespült und versickern im Niemandsland. Der Zeitungsleser — und Stimmbürger — wird dadurch zugleich üüber- und unterinformiert.” (Saxer et al. 1986: 170)

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  64. Die für die Entwicklung des Public-Arena-Konzeptes entscheidende Beobachtung, daß soziale Probleme bzw. Risiken parallel konstruiert und forenspezifisch kommuniziert werden, markiert auch die Ablösung eines diffusionstheoretischen Kommunikationsverständnisses. Zum neuen Modell passen eher Vorstellungen, die in der Agenda-settingH lypothese vertreten werden.

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  65. Im Gegensatz dazu muß die risiko-objektivistische Kommunikationsforschung auch den Kommunikator (Journalismus) passiv setzen, um ihn für die (vorgeblich wissenschaftliche) Risikoaufklärung der Laien instrumentalisieren zu können (vgl. Kap. 1.3.3).

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  66. Ähnlichkeit meint nicht Identität, denn im Unterschied zur risiko-objektivistischen Forschung vermitteln die hier in Rede stehenden Annahmen kein Idealbild journalistischer Risikokommunikation. Es wird mit anderen Worten nicht gefragt, was sollen die Medien mit den Menschen machen.

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  67. Eine solche Konstellation kann etwa eintreten, wenn Rezipienten freiwillig Gesundheitsrisiken eingehen (z. B. Sport, Rauchen, Ernährung, Alkohol), obwohl sie auch den Medien wissen könnten, daß sie damit (auch) andere gefährden (vgl. Culbertson/Stempel 1983/84; Lyng 1990). Zugespitzt formuliert: Die beste Risikoaufklärungskampagne der Medien nützt nichts, wenn sich relevante Zielgruppen dafür entscheiden, diese zu ignorieren.

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  68. Die Unterscheidung zwischen den beiden Einschätzungskategorien läßt sich, so Tyler/Cook (1984: 694), nicht nur anläßlich der Kommunikation über Verbrechensrisken, sondern auch anläßlich anderer Risiken anwenden.

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  69. Eine ähnliche Unterscheidung zwischen Einschätzungen, die das Selbst oder andere betreffen, findet sich auch in der Theorie der Schweigespirale (vgl. Noelle-Neumann 1980). In diesem Verständnis beeinträchtigt jedoch die Fremdeinschätzung die Kommunikationsbereitschaft des Selbst (vgl. hierzu Fuchs/Gerhards/Neidhardt 1992; NoelleNeumann 1992; Herbst 1993). Tyler/Cook (1984: 696) gehen dagegen von einer Separiertheit der Einschätzungskategorien aus.

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  70. Eine einstellungsverändernde Wirkung der Medienkommunikation auch bei Themen von dezidiert persönlicher Relevanz schließen jedoch Tyler/Cook (1984) nicht aus. Damit dies geschehen könne, müßten jedoch weitere Bedingungen erfüllt sein: “[W]hen the media present a convincing case that a problem exists and when (a) the frequency of occurrence is high or (b) the individual identifies with the problem and sees its application to himself (i.e; stimulus similarity), then there might be change in both societal and personal level judgments.” (Tyler/Cook 1984: 706)

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  71. Klauenberg/Vermulen (1994) plädieren für eine Berücksichtigung dieser kommunikationstheoretischen Überlegungen im Rahmen des Managements riskanter Entscheidungen. Sie konzentrieren sich hierbei im einzelnen auf vier Elemente: “First, health-based risk assessment information must be conveyed to the public. Risk communicators have been criticized for incorrectly assuming the public is naive about environmental and health issues. The interested public can he expected to include members respresenting the full spectrum of risk awareness, subject knowledge, acceptance/avoidance, and bias. Second, the risk must he conveyed to the environmental activists and government/industry special interests which are often at opposite poles of the spectrum. These participants have distinct biases that can impact communication. Third, the risk assessment, the risk management plan, and current public perceptions must be conveyed to the media in a concise and unambiguous style that can be easily formatted to the particular media channel. Lastly, the risk must be communicated to the scientific community and the regulators/lawyers/public policy officials who have objectives of protecting the public but also frequently strive to maintain status quo. Each of the scenarios involves audiences with varying levels of existing expertise, varying levels of commitment and outrage, and varying objectives. Risk communication strategies should not be directed at winning over those objectives are planned attempts to obfuscate the process but instead should be directed toward those who have legitimate concerns.” (Klauenberg/Vermulen 1994: 353 f.)

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  72. Eine solche Einschätzung lassen allenfalls Wilkins/Patterson (1987: 80) durchscheinen: From almost any point of view, a journalist’s definition of a good news story means a catastrophe for someone else. And therein lies a problem as far as the media’s role in risk communication is concerned.” Immerhin lassen die Autoren offen, ob selbiges nicht auch der politischen bzw. ‘vissenschaftlichen Risikoperspektive nachgesagt werden kann.

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  73. Aufschlußreich ist, daß die Autoren — um diese Aussagen treffen zu können — auf Extra-Media-Daten zurückgreifen müssen: “Chemical spills, at least according to U.S. goverment reports, are common: there have been at least 6,928 since 1980, resulting in more than 135 deaths. The Soviets, the Americans, and the British have reported nuclear accidents, including the 1957 disaster in the Ural mountains that is believed to have killed more than the 31 people who thus far have died as a result of the Chernobyl failure.” (Wilkins/Patterson 1987: 83; vgl. dagegen Daley/O’Neill 1991: 53 f.)

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  74. “Most of the foregoing studies have analysed media coverage of science according to the standards of science itself Coverage which is accurate according to the standards of the scientific community has been praised. Little effort has been made to link the coverage itself with an underlying value system that spans both mass communication and science. However, [...] it does the scholary community little good to analyse coverage without analysing the cultural and philosophical system that allows news stories to take a particular form.” (Wilkins 1993: 741)

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Görke, A. (1999). Risiko-konstruktivistische Ansätze. In: Risikojournalismus und Risikogesellschaft. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 36. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95613-2_6

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