Die islamischen Gemeinden in Berlin zwischen Integration und Segregation

Zusammenfassung

Was ist anders an anderen Religionen? Der Religionssoziologe Joachim Matthes argumentiert, daß der Begriff „Religion“ in akademischen Kontexten bislang vor allem zur „Selbstbezeichnung“ diente (Matthes 1993). Der Begriff transportiert urhinterfragte Werte, die ein Erbe der Reformation sind und ausgehend von dem Gegensatz heilig/profan den religiösen Bereich als nicht-alltäglich darstellen. Daraus entwickelte sich ein Verständnis von Religion als Differenzkonzept, das immer genau vorgab, wie die Religiosität von anderen aussehen sollte hinsichtlich Ernsthaftigkeit, Zugehörigkeit und Intensität. In Verbindung mit evolutionstheoretischen Vorstellungen ergab sich daraus eine „konzeptuelle Jakobsleiter“, die in drei Beurteilungsstrategien mündete: das religiöse Leben anderer war entweder „nicht seriös genug“, „nicht ‚echt‘ genug“ oder die in Betracht kommende Gruppe „war noch nicht so weit“. Matthes spricht in diesem Zusammenhang von „Nostrifizierung“, also der Vereinnahmung anderer religiöser Realitäten, was die Gesellschaftsanalyse behindert habe.

Ich danke Katherina Harms, Peter Heine, Yasemin Karakaşoğlu und Theresa Wobbe für ihre Bereitschaft, den Text zu lesen und mit mir zu diskutieren.