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Die Jugendbewegung zwischen Hinneigung und Widerstand — das Jahr 1933 ein Markstein in der Geschichte der Jugendbewegung?

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Zusammenfassung

Über die Anfälligkeit der Jugendbewegung für den Nationalsozialismus ist viel geschrieben, noch mehr „gedichtet“ worden. Ein pauschales Urteil über die Jugendbewegung und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus ist eigentlich nicht gestattet. Die Differenzen zeigen sich meist nur verläßlich in der Einzelansicht. Auch die Selbstauflösung oder die hingleitenden Anpassungsprozesse werden sich nur in den je verschiedenen Erfahrungsberichten verifizieren lassen. Ich will anstelle einer Beschreibung des demonstrativen Schlußakkords in der Lüneburger Heide mit der Leitfigur des Vize-Admirals von Throta einen Abschnitt aus Hans-Joachim Schoeps’ Erinnerungsbuch mitteilen:

„Als wir dann ein weiteres Jahr später im Herbst 1932 in Eckartsberga zusammenkamen — unweit Auerstedts, des Schlachtfeldes von 1806, auf dem sich Preußens Niedergang entschied —, da wußten wir bereits, daß auch die Schlacht gegen den Nationalsozialismus verloren war. Wohl hob sich nochmals das Gespräch in hohe und höchste Ränge, da die durch die Namen Wilhelm Dilthey, Martin Heidegger, Georg Misch, Rudolf Bultmann, Paul Tillich und Karl Barth umschriebene Problem- und Diskussionslage von jedem Teilnehmer vorausgesetzt werden konnte. Aber das Gefühl des Vergeblichen lag drückend über dieser Tagung. Wozu noch der Versuch einer geistigen Klärung und Durchdringung, wenn die Entscheidung eben doch in Saalschlachten und Straßenkämpfen zu fallen schien? Das Deutschland, das wir vertraten, konnte hier nur unterliegen. Wir sahen allzu deutlich, daß die Demokraten, konservative wie liberale, von den Kollektivmächten rechts und links überrollt und zerquetscht werden mußten, nachdem die Triebgewalten einmal entfesselt waren. Unsere Analyse der geschichtlichen Situation ergab die Aussichtslosigkeit des Widerstandes, weil die Substanz schon allzusehr abgebröckelt war und die den Staat bisher tragenden Schichten keine ausreichende Glaubenskraft mehr hatten. Die Vertrauenskrisis war irreparabel geworden, der Sieg des — positiv getarnten — mythos atheos bereits entschieden.

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© 1988 Leske + Budrich, Opladen

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Knoll, J.H. (1988). Die Jugendbewegung zwischen Hinneigung und Widerstand — das Jahr 1933 ein Markstein in der Geschichte der Jugendbewegung?. In: Jugendbewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95598-2_6

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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