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Die Entwicklung des tschadisch-libyschen Konflikts 1987

  • Chapter
Nahost Jahrbuch 1987
  • 38 Accesses

Zusammenfassung

Der seit Ende 1965 andauernde Tschadkonflikt, ursprünglich als Revolte der muslimischen Bevölkerung gegen die von christlichen Südtschadern dominierte Zentralverwaltung begonnen, war bis 1977 ein Bürgerkrieg mit nur limitierter ausländischer Intervention (Frankreich auf Seiten des tschadischen Präsidenten Tombalbaye besonders ab 1969; Libyen, Algerien, der Sudan auf seiten der nord-tschadischen Befreiungsbewegung FROLINAT), ohne daß dadurch der Konflikt internationalisiert wurde (1). Erst der im August 1976 erfolgte Bruch zwischen dem libyschen Revolutionsratsvorsitzenden Qaddafi und Hissène Habré, einem der maßgeblichen Anführer innerhalb des FROLINAT, der in der Folgezeit eine dezidierte libyenfeindliche Position einnahm, hat im Laufe des Jahres 1977 zu einer folgenreichen Entwicklung geführt, weil Qaddafi ab Sommer dieses Jahres seine militärische Unterstützung für Goukouni Weddeye, einen weiteren politischen und religiösen Anführer der Toubou-Rebellen und Rivalen Habrés, so intensivierte, daß dieser die drei nordtschadischen Provinzen Borku, Ennedi und Tibesti erobern konnte. Habré seinerseits, seit 1978 Premierminister unter dem Nachfolger des am 13.4.1975 gestürzten Präsidenten Tombalbaye, General Félix Malloum, wurde in seinem Kampf gegen die Allianz Weddeye-Qaddafi von Frankreich (Militärintervention 1979) sowie dem ägyptischen Präsidenten Sadat und dem sudanesischen Präsidenten Numairi unterstützt. Differenzen Habrés mit Präsident Malloum, einem Südtschader, schwächten indes im Februar 1979 die Abwehrkraft gegenüber den Streitkräften Goukouni Weddeyes, so daß dieser die Hauptstadt N’Djamena angreifen konnte, aus der — nach einem taktischen Frontwechsel Habrés — Goukouni Weddeye und Habré gemeinsam die nationaltschadische Armee Malloums vertreiben konnten. Die unter diesen Voraussetzungen durch nigerianische Vermittlung Ende 1979 ermöglichte nationale Versöhnung, institutionalisiert in Form einer von Goukouni Weddeye präsidierten nationalen Regierung/Gouvernement d’Union Nationale de Transition (GUNT) war indes so labil, daß bereits im März 1980 Kämpfe zwischen Einheiten Habrés und Goukouni Weddeyes ausbrachen. In dieser Situation rief GUNT-Präsident Goukouni Weddeye erneut libysche Truppen zu Hilfe, denen Habré nach kurzer Zeit weichen mußte (Rückzug in den Südtschad). Nachdem Qaddafi auf Ersuchen Goukouni Weddeyes, der entsprechendem französischem Druck ausgesetzt war, seine Truppen im Dezember 1981 zurückzog, nahm Habré, unterstützt von Ägypten, Sudan und den USA (als Konsequenz ihrer besonders seit der Amtszeit Präsident Reagans gegen Qaddafi gerichteten Außenpolitik), wieder den Kampf gegen die GUNT-Regierung auf und konnte im Juni 1982 N’Djamena erobern, weil die OAU-Friedenstruppe (gebildet aus überwiegend Pro-Habré orientierten zairischen Truppen), die nach dem Abzug der libyschen Truppen den militärischen Status quo sichern sollte, Habrés Streitkräften nur halbherzig Widerstand leistete.

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Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Buijtenhuijs, Robert: Le FROLINAT et les révoltes populaires de Tchad, 1965–1976. Den Haag/Paris 1978, 526 S.

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  2. Vgl. dazu Buijtenhuijs, Robert: Le Frolinat et les guerres civiles du Tchad (1977–1984). Paris Dezember 1987, 479 S. (behandelt die Entwicklung bis Anfang 1987), zahlreiche Literaturhinweise

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  3. Gibour, Jean: Au Tchad, trois mois pour reconquérir le BET, in: Afrique Défense, Paris, August 1987, S. 40–47

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  4. Vgl. zur Entwicklung 1987 im Detail die Berichterstattung, in: Afrique Défense, Paris (monatlich); vgl. auch Archiv der Gegenwart, 20.2.1987/ 4.4.1987/28.8. 1987

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  5. Vgl. Africa Confidential, London, Nr. 19/23.9. 1987: Libya/Chad: A fragile peace

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© 1988 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Mattes, H. (1988). Die Entwicklung des tschadisch-libyschen Konflikts 1987. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1987. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95593-7_30

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