Zusammenfassung
Die undankbarste Aufgabe aller nationstheoretischen Beschäftigungen ist die Definition dessen, wovon man spricht. Allein mit Definitionsversuchen lassen sich fast Bücher füllen und dennoch stellen auch die namhaftesten Nations- und Nationalismusforscher fest, daß die Nation sich eindeutig nicht bestimmen lasse, d.h. nicht auf bestimmte eindeutige Kriterien festlegbar sei. Eugen Lemberg spricht von der Austauschbarkeit na-tionsbüdender Merkmale (Lemberg 1964)8.
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Anmerkungen
H.Mommsen 1971 u. 1979, 79; P. Chr.Ludz/M. R. Lepsius/R. Scholz, Bonn 1974, 66 – 69; von Krockow 1970, 24
Vgl auch im Französischen „naitre“, „naissance“, (desgl. it., frz., span.). Den etym. Zusammnenhang von natio/natura (Geburt) zu belegen kann hier nicht geleistet werden
F. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache, Berlin 19 1963; im Grimm’ schen Deutschen Wörterbuch ist noch davon die Rede, daß „das (eingeborene) Volk“ unter Nation zu verstehen und daß das Wort seit dem 16. Jh. aus dem Frz. übernommen worden sei.
ebd.; vgl weiter L. Schmuggel Über „nationale“ Vorurteile im Mittelalter in: Deutsches Archiv f. Erforschung des Mittelalters 38/2–1982/440, wo ein englischer Kleriker auf dem Konstanzer Konzil zitiert wird, der „natio“zu definieren sucht: „Sive sumatur natio ut gens... sive secundum diversitatem linguarum... sive etiam sumatur natio pro provincia“ (Vgl. dazu H. Finke, HJB 57/1937/338).
H. Müller: Königtum und Nationalgefühl in Frankreich um 1400, in: HJB 103/1983/131–145)
Hingewiesen sei dazu bes. auf den „Grand Dictionnaire Universel du 19. Siècle, Paris 1874, Bd. 11, S. 854f.
Vgl. zu den Begiffen „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ die Literaturhinweise zum Kapitel „Praktische Philosophie und Nation“
Ihre stereotypisierende Wirkung (Deutsche-Kultur, Juden-Religion, Franzosen-Wille usw.) macht ihre Problematik am individuellen Fall deutlich
Das Kriterium der Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft ist sehr unterschiedlich: Ethnos, Verfassung, Staat, Religion, Sprache, Kultur usw.
Vgl. die Nationsdefinition bei Lepsius/Ludz/Scholz 1974, 71; E. H. Carr/M. G. Balfour 1966, S. XX; K. W. Deutsch 1972, 24;/. Stalin 1976, 32; St. Rokkan 1973 Bd. 1, S. 30; G. K. Francis 1965, 36f.
Eine andere Anwendung des Nationalisierungsbegriffs bei G. Mosse 1976
E.S., Glenn 1970, 352; vgl. auch O. Pflanze: Nationalism in Europe 1848–1871 (1966), zit. n. H. Mommsen 1971, 637
G. Rühmelin, zit. n. H. O. Ziegler 1931, 49
H. Beumann (Hrsg.): Beiträge zur Bildung der französischen Nation im Früh- und Hochmittelalter, Sigmaringen 1982
So Ludwig XIV. in seinen Memoiren, zit. n. F. Hertz 1927, 13
E.-W. Böckenförde (in Anlehnung an Franz Schnabel) in ders.: Moderne deutsche Verfassungsgeschichte, Meisenheim2 1981, S. 27
Zum „Nationalstaat“ s.u. entsprechende Kapitel. Vgl. auch die dreiteilige historische Nationaleinteilung bei Th. Schieder; Typologie und Erscheinungsform des Nationalstaats in Europa (1966) in H. A. Winkler 1978, 119ff.
L W. Doob unterscheidet ähnlich „traditional, insular und modern nations“ 1964, 18; vgl. auch die case-study zu Quebec v.
Ruth Gorny: Nationalismus heute. Drei Versuche einer soziologischen Klärung, Winterthur 1976, dies.: Eine Typologie nationalistischer Ideologien, in: Schwei- zer Zeitschrift für Soziologie 5/1–1979/35–52. Eine höchst diffizile empirische Untersuchung bei M Dechmann u.a. 1968/1 – 72 (bes. 1 – 25)
Der Vorschlag stammt von R. Bendix 1981, 20;H.-J. Puhle 1978, 267f.;D. Rothermund 1982, 140ff. (bes. aufschlußreich bzgl. der Stellung des Islam und des Hinduismus zur Nation), in demselben Band auch die Arbeit von H. F. Illy über den afrikanischen Nationalismus
Der hohe Stellenwert des Ideologischen bei Lemberg wurde auch bei seinen weiteren Arbeiten deutlich, vor allem: Ideologie und Gesellschaft. Eine Theorie der ideologischen Systeme, Stuttgart u.a. 1971
So auch 1971, S. 207. Dies ist erstaunlich angesichts der früh geübten Kritik: H. Mommsen, in: NPL 11/1966/67–76, bes. S. 75
A. Kosing 1976; W. Schmidt, in: Einheit 2–1975, 199; M. Bensing 1969, S. 478 heißt es, egal ob die ganze oder nur ein Teil der Nation sozialistisch umgewandelt sei: „In beiden Fällen ist der soziale Typenwandel der Gesamtnation in Gang gesetzt...“, bei Stalin (1929), 1971, hieß es noch, daß die sozialistische Nation „auf den Ruinen der alten Nation“ entstehe (S. 341)
K. W. Deutsch: 1972, 204. M. Hroch spricht von historisch gefestigten Beziehungen unter den Menschen, in: Das Erwachen kleiner Nationen als Problem der komparativen sozialgeschichtlichen Forschung, in: Th. Schieder 1971, 129
Vgl. Kap. „Pluriversum“ u. K. Stavenhagen: („Die Verkehrssprache ist eben ein bloß technisches Instrument zur Verständigung und vermag als soches so wenig wie andere techische Verkehrsmittel, etwa Telephon oder Radio, ein Volk zu bilden.“) 1934, 15
„Wird die Kultur im höheren Sinne verstanden, so liegt der Scluß nahe, daß nur wenige diese Kultur haben, daß also diese wenigen die eigntliche Nation sind. Gerade diese wenigen Hochkultivierten stehen aber erfahrungsgemäß meist über dem Nationalen, sie sind Weltbürger der Kultur und der Gesinnung nach — so werden also die empirischen Nationen durch diese Art von Definitionen aufgelöst...“ F. Hertz, 1927, 54. Vgl.. auch Max Weber 1912, 72f.
P. Sorokin: Die amerikanische Kultur von heute, in ders.: Die Krise unserer Kultur, ihre Entstehung und Überwindung, Frankfurt 1950, S. 232f. u. 251; E. Schulin 1974, 29
H. Herzfeld: Nation und Kulturgemeinschaft, in: A. Bozi/A. Niemann (Hrsg.): Die Einheit der nationalen Politik, Stuttgart 1925, S. 46 (der kaum zitierte Band enthält auch Aufsätze von H. Rothfels, A. Stegerwald, F. v. Papen, H. v. Gleichen, u.a.)
„Nationalitätenkongress“ in Genf, o.O., o.J., Ms; Vgl.. R. Michaelsen: Der europäische Nationalitätenkongress 1925–28. Aufbau, Krise, Konsolidierung (Diss., Mainz), im Druck; Vgl.. weitere kritische Einwände bei W. J. Mommsen 1983, 185ff.
Zit. n. W. G. Grewe/J. Hacker/B. Meissner: Die außenpolitische Lage Deutschlandes am Beginn der 80-er Jahre, Berlin 1982, S. 104
Renan war kein Voluntarist, als den man ihn wegen der Plebiszit-Formel einschätzt. In dieser Arbeit wird Renan ohne diesen Voluntarismus ernst genommen. Wie falsch im übrigen der Glaube an den puren Willen ist, dokumentiert Axel Bein schlagend an Renan, der sogar vor rassistischen Wertungen nicht zurückschreckte, deren er sich als Rassenforscher hätte enthalten können. A. Bein, Die Judenfrage. Biographie eines Weltproblems, Stuttgart 1980, I, S. 221. Die Formel Renans vom „Plébiscite de tous les jours“ hört sich wesentlich weniger tagespolitisch-zufällig an, wenn man auch zitiert, was folgt: „comme l’existence (!) de l’individu est une affirmation perpétuelle de la vie.“ (Ziegler 1931, 220)
„Volk ist ein geistiges Erzeugnis der einzelnen, welche zu ihm gehören; sie sind nicht ein Volk, sie schaffen es nur unaufhörlich“. Was heißt national, 1888, S. 13, zit. n. M. H. Böhm 1965, 338
Vgl. dazu D. Löcherbach: Nation und kollektive Identität, in PVS 24/2–1983/208
Vgl. etwa die Versuche M. R. Lepsius durch eine höchst individuelle Staatsnationsterminologie und durch die Konstruktion der Nation als „gedachte Ordnung“ eine Staatsnationalisierung in Deutschland erkennen zu wollen, in: Winkler, 1982, S. 13 u. in anderen Aufsätzen
Von einem völkerrechtlichen Staat ist dann zu sprechen, wenn sich „ein auf einem bestimmten Gebiet seßhaftes Volk (demos — T. M.) unter einer selbstgesetzten, von keinem anderen Staate abgeleiteten, effiktiv wirksamen und dauerhaften Ordnung organisiert hat“, Verdross/Simma 1981, 201ff.
Einige Legitimitätsprobleme werden im Kapitel „Differenzierte Nation“ erörtert
H. Rothfels 1956, 7f.;E. Lemberg 1966, 3 – 17;F. Valsecchi 1970, 14 – 33; E.K. Francis 1968, 338ff.
A.Sieyès 1923, 40; F. Hertz 1927, 14 – 17; E. Lemberg 1950, 129 – 131; W. Zorn-1971. 101; O. Dann 1979, 52ff.
E. Lemberg 1980, 129; W. Zorn 1971, 105 – 107, 115; O. Dann 1979, 52ff.; O. Dann 1978, 77ff. u. 209ff.; M. Weber 1976, 529f.; E. Zechlin 1979, 174ff.; W. Conze/D. Groh 1966; Th. Schieder 1978, 131 — l35; Hertz 1927, 67f.;H.. A. Winkler 1979, 50; G.-L. Mosse 1976, 162
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Mayer, T. (1987). Zur Definition, Typologie und Soziologie der Nation. In: Prinzip Nation. Forschungstexte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95587-6_2
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