Zusammenfassung
Wenn im Zusammenhang mit dem Wandel gesellschaftlicher Werte darüber gesprochen wird, daß Technikfeindlichkeit für die Bundesrepublik Deutschland besonders kennzeichnend sei1, so wird häufig nicht ausreichend zwischen Werten und Einstellungen unterschieden. Werte sind nicht gegenstandsbezogen, sondern als relativ überdauernde zeitlich stabile Konstrukte an der Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft anzusehen, die für das Individuum Orientierungscharakter haben und seine Informationsaufnahme — z.B. über die Wahrnehmung— sowie sein inneres und äußeres Verhalten mitsteuern und teilweise beeinflussen2. Um im Bilde zu sprechen: Werte sind wie Sterne, an denen sich der Wanderer orientiert. Dies bedeutet nicht, daß er stets direkt auf den Stern zuschreiten wird, sondern er wird Umwege machen, manchmal gar in die entgegengesetzte Richtung gehen, da die landschaftlichen Beschaffenheiten, Wegführun-gen und Barrieren dies fordern. Die Grundrichtung seiner Wanderung aber wird doch durch den Stern bestimmt. Die Technik steht wohl kaum als Orientierungswert am Himmel, sondern sie liegt ‚am Wege‘ und befördert oder behindert die Wanderung. Geht es um mehr oder minder ausgeprägte Technikfeindschaft, so befinden wir uns auf der Ebene der Einstellungen, auf der Ebene gegenstandsbezogener Wertung. Technik kann für den einzelnen eine mehr oder weniger ausgeprägte positive oder negative Instrumentalität im Zuge der Wertrealisierung haben, woraus sich dann spezifische negative oder positive Einstellungen ergeben.
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Anmerkungen
Vgl. von Klipstein, M., Strümpel, B., Der Überdruß am Überfluß, München 1984;
Held, M., Molt, W. (Hrsg.), Technik von gestern für die Ziele von morgen?, Opladen 1986.
Vgl. Kmieciak, P., Wertstrukturen und Wertwandel in der Bundesrepublik Deutschland. Grundlagen einer interdisziplinären empirischen Wertforschung mit einer Sekundäranalyse von Umfragedaten, Göttingen 1976;
Klages, H., Kmieciak, R (Hrsg.), Wertwandel und gesellschaftlicher Wandel, Frankfurt/Main, New York 1979.
Vgl. Hofstätter, RR., Angst vor der Technik, Hamburg 1979; von Klipstein, M., Strümpel, Ä, Der Überdruß..., a.a.O.
Vgl. von Klipstein, M., Strümpel, B., Der Überdruß..., a.a.O.; Dies. (Hrsg.), Gewandelte Werte — Erstarrte Strukturen. Wie die Bürger Wirtschaft und Arbeit erleben, Bonn 1985;
Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugendliche + Erwachsene ’85. Generationen im Vergleich, 5 Bde., Opladen 1985.
Vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugendliche + ..., a.a.O.
Vgl. Dubin, R., Industrial workers‘ worlds: A study of the ,central life interests‘ of industrial workers, in: Social Problems, (1956) 3, S. 131ff.
Vgl. Scholz, J., Wie stimmig ist das populäre Wirtschaftsdenken?, in: von Klipstein, M., Strümpel, B. (Hrsg.), Gewandelte Werte — Erstarrte Strukturen..., a.a.O., S. 129ff.
Vgl. Inglehart, R., The Silent Revolution, Princeton 1977.
Vgl. von Rosenstiel, L., Stengel, M., Identifikationskrise? Zum Engagement in betrieblichen Führungspositionen, Bern 1987.
Vgl. von Rosenstiel, L., Stengel, M., Wertkonflikte und Sozialisierungseffekte. Unveröffentlichter Antrag auf Gewährung einer Sachbeihilfe bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, München 1983;
Nerdinger, FW., Wertkonflikte und Sozialisierungseffekte — Erste Ergebnisse einer Längsschnittstudie des Übergangs vom Bildungs- ins Beschäftigungssystem. Beitrag zum 35. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Heidelberg 1986.
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von Rosenstiel, L. (1988). Einstellungen zur Technik: Ein Plädoyer für die Differenzierung. In: Jaufmann, D., Kistler, E. (eds) Sind die Deutschen technikfeindlich?. Schriftenreihe „Technik, Wirtschaft und die Gesellschaft von Morgen“, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95585-2_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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