Die stufenweise Auflösung der Linksunion und die Perspektiven der Linksparteien in Frankreich

Zusammenfassung

Die Präsidentschaftswahlen von 1988 ermöglichten die Rückkehr der Linken an die ungeteilte Regierungsmacht. Doch welche Linke kehrte hier an die Macht zurück, und welche strategischen, programmatischen und organisatorischen Festlegungen sind von den Parteien der Linken künftig zu erwarten? Zur Beantwortung dieser nicht eben einfachen Frage ist es angemessen, jenseits der aktuellen politischen Wegwerf-Formeln die Veränderung der Kräftekonstellationen und des Selbstverständnisses der Linksparteien in längerfristiger Perspektive zu sehen. In dieser Perspektive erscheint die Periode von 1972 bis 1984 als eine Einheit, in der das Verhältnis der französischen Linksparteien deklaratorisch durch das strategische Konzept der „Linksunion“, tatsächlich jedoch durch deren stufenweise Auflösung bestimmt wurde. Seit der Umbildung der sozialistischen Regierung 1984 und dem damit verbundenen Ausscheiden der Kommunistischen Partei, dem formalen Endpunkt der Linksunion, stehen die Spekulationen über den weiteren Weg und den neuartigen Charakter der Linksparteien im Zentrum aller Untersuchungen. Seit den Wahlen zur Nationalversammlung vom März 1986 formulierten schließlich die Vertreter der Linken selbst in Wendungen wie „La fin d’un cycle“, „Adieu l’union, bonjour l’inconnu! “ das Bewußtsein, die beiden großen Parteien, der Parti Socialiste (PS) und der Parti Communiste Français (PCF), befänden sich am Ende eines Weges und vor einem neuen und offenen Horizont.