Zusammenfassung
Nach Max Weber wird Tradition durch den Glauben „an die Heiligkeit der jeher bestehenden Ordnungen und Herrengewalten“1 legitimiert. Die ,Entzauberung der Welt‘ durch den umfassenden Säkularisierungsprozeß der Aufklärung diskreditierte den Glauben als konstitutives Element der Tradition und damit die überkommene Ordnung. Im Zuge dieser geschichtlichen Entwicklung wird Tradition immer mehr begriffen als ein Stadium des Prozeßes, der schließlich im Begriff des Rationalismus und der Wissenschaft seinen Höhepunkt finden soll.
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Anmerkungen
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1, S. 130.
G. Simmel, dem die,Formen der Vergesellschaftung das Thema der Soziologie darstellten, steht in dieser Blickrichtung natürlich nicht zur Disposition.
Siehe dazu M. Webers Wirtschaftsethik der Weltreligionen, in: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Tübingen 1920/21, Bd. 1. Rationalität ist für Weber ein historischer, an einen bestimmten Kulturbereich gebundener Begriff. Vgl. dazu J. Dieckmann, Max Webers Begriff des modernen okzidentalen Rationalismus, Köln 1961 ( Diss.).
Siehe dazu M. Webers berühmte Untersuchung,Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus’, zuerst in Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 1904/05, Bd. 20/21.
Die bekanntesten Faktoren sind, neben der religiösen Entzauberung der Welt, die Bürokratisierung der politischen Herrschaft, die Formalisierung des Rechts und die Vergesellschaftung des Marktes.
Vgl. dazu B. F. Hoselitz, Wirtschaftliches Wachstum und sozialer Wandel, Berlin 1969, S. 176.
Das undifferenzierte Spektrum der Wertorientierungen, das M. Weber in der Kategorie,traditional zusammenfaßt, hat Parsons dann als Residualkategorie angesehen. Vgl. dazu das Vorwort der amerikanischen Ausgabe von Max Weber, The Theory of Social Economics Organization, N.Y. 1947, S. 14.
Nach der strukturell-funktionalen Methode sollen an Stelle von Kausalaussagen zunächst Funktionen im System zu erforschen sein.
Vgl. Talcott Parsons, Capitalism in Recent German Literature, in: Journal of Political Economy, 1928, Bd. 36, S. 660.
Siehe dazu Talcott Parsons, The System of Modern Society, New York 1971, S. 139.
Siehe dazu J.R. Gusfield, Tradition and Modernity: Misplaced Politics in the Study of Social Change, in: American Journal of Sociology, 72, 1967, S. 351-362, der von „ideology of antitraditionalism“ spricht (S. 362).
Siehe dazu die Unterscheidung von E. Shils, Tradition and Liberty, in: Ethics, 48, 1958, S. 160f., der die Unterscheidung von,traditional und,traditionalistisch einführt. Vgl. auch B.F. Hoselitz, a.a.O., S. 130, der von Traditionalismus als der „Erhaltung der Tradition um der Tradition willen“ spricht.
Nach dem 2. Weltkrieg folgte die Soziologie in Westdeutschland bekanntlich dem amerikanischen Vorbild und distanzierte sich von allzu rigoros geschichtsphilosophisch begründeten soziologischen Theorien.
Siegfried Landshut, Tradition und Revolution, in: Verhandlungen des 13. Deutschen Soziologentages, Köln/Opladen 1957, S. 62.
ebd., S. 63
ebd.
ebd., S. 64. Siehe dazu auch den Hamburger Carl Jantke, der in seinem Referat auf dem 13. Deutschen Soziologentag sich gegen eine negative Besetzung des Terminus,Tradition wandte, da Tradition durchaus ein positives Orientierungsmuster bietet und die „Selbstbehauptung" des Menschen in „einer Zeit rationaler Sozialformen“ garantieren könne; ebd., S. 51.
Max Weber, a.a.O., § 2.1.
S. Landshut, a.a.O., S. 62.
ebd., S. 63.
siehe dazu Edmund Burke, Reflections on the Revolution in France, London 1852
S. Landshut, a.a.O., S. 63.
ebd., S. 62.
ebd., S. 63.
ebd., S. 64.
ebd.
ebd.
ebd.
ebd.
ebd.
ebd.
Siegfried Landshut, Kritik der Soziologie. Freiheit und Gleichheit als Ursprungsproblem der Soziologie, 1926, S. 67.
Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und Socialismus als emprischer Culturformen, Leipzig 1887. Wie W.J. Cahnman und R. Heberle schon bemerkten, gingen die Anregungen und Wirkungen dieses Werkes gleichsam unterirdisch vonstatten. Vgl. W.J. Cahnman und R. Heberle, Ferdinand Tönnies an Sociology: Pure, Applied, and Empirical, Chicago/London, S. X VII.
Ich gebrauche hier bewußt die Paraphrasierung Kants.
Vgl. Fußnote 14.
Wie Alexander Deichsel die intellektuelle Komponente des Wesenwillens zu plakatieren pflegt und ihr ergänzend die „u-topische“ Vernunft entgegensetzt. Vgl. A. Deichsel, Von Tönnies hergedacht. Soziologische Skizzen, Hamburg 1987
37 E. Tönnies, a.a.O., 2. Buch, § 9 C.
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© 1988 Leske + Budrich, Opladen
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Fechner, R. (1988). Tradition und Gewohnheit. In: Waßner, R. (eds) Wege zum Sozialen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95571-5_4
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