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Anmerkungen zu einem Brief Schelskys

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Wege zum Sozialen
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Zusammenfassung

Zwischen dem Soziologen Helmut Schelsky, dem Anthropologen Arnold Gehlen und dem Psychiater Hans Bürger-Prinz bestand eine nachgerade männerbündlerische Freundschaft, deren Intensität vielleicht in der Romantik ihresgleichen sucht. Während zu Gehlen ein Kommentar in diesem Zusammenhang überflüssig ist, bedarf die Bedeu­tung Bürger-Prinz’ der Erläuterung. Er galt über Jahrzehnte als das Enfant terrible der deutschen Psychiatrie, da er schon seit den zwanziger Jahren die Psychiater von der Not­wendigkeit der Verknüpfungen biologischen und soziologischen Denkens zu überzeu­gen suchte, dies freilich auf eine so sarkastische und bissige Weise, mehr essayistisch als systematisch, daß er lange als Außenseiter galt, bis in den sechziger Jahren soziolo­gisches Denken, zumeist positivistisch geordnet, in das psychiatrische Denken und Handeln Eingang fand. In den Arbeiten Gehlens und Bürger-Prinz’ finden sich alle paar Seiten Spuren der gegenseitigen Befruchtung. Schelsky, als der Junior-Partner dieses Dreigestirns, hat nicht nur von Gehlen profitiert, sondern auch von Bürger-Prinz, wie insbesondere seine Beschäftigung mit der Sexualität mehr als deutlich macht. Alle drei sind sich einig in der Sorge um die Leugnung der stabilisierenden und entlastenden Kraft der Institutionen durch andere — nicht zuletzt durch die Frankfurter Schule, ob­wohl alle Mitglieder dieses Herren-Clubs immer wieder vom Gedankenaustausch bei einer besonders guten Flasche Wein, insbesondere mit Adorno, berichten. Die Freund­schaft geht so weit, daß Bürger-Prinz kurz nach der Nachricht vom Tod Gehlens selbst überraschend stirbt und Schelsky bei einem Gedenk-Symposion über sein Verhältnis zu den beiden älteren Freunden den Festvortrag hält (J. Gross u.a.: Erfahrungen vom Men­schen in der Psychiatrie, München: Urban und Schwarzenberg 1980). Ich selbst, vom Jahrgang 1933, bin von allen drei Personen geprägt, am meisten freilich von Bürger-Prinz, der mich Mediziner zum soziologischen Zweitstudium verführte als notwendige Voraussetzung für den Beruf des Psychiaters, habe aber auch Schelsky in Vorlesungen und Seminaren kennengelernt.

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© 1988 Leske + Budrich, Opladen

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Dörner, K. (1988). Anmerkungen zu einem Brief Schelskys. In: Waßner, R. (eds) Wege zum Sozialen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95571-5_13

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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