Zusammenfassung
Daß die Republikaner zur Legitimierung ihres Weiblichkeitsideals Luise Otto Peters gegen die „gleichmacherischen Emanzen“ der neuen Frauenbewegung ausspielen, muß diese frühe Frauenrechtlerin, die sich ausdrücklich auf die Menschen- und Bürgerrechtserklärung der Französischen Revolution berief, nicht nachträglich in Verruf bringen.1 Es zeigt aber, daß der Titel unseres Buches zu Mißdeutungen Anlaß geben könnte. Er konstruiert keinen Gegensatz zwischen dem naturrechtlich begründeten Anspruch auf Freiheit und Gleichheit für alle Menschen und einer naturgegebenen Weiblichkeit. Er stellt auch nicht den revolutionären Postulaten eine programmatische Weiblichkeit gegenüber, deren angebliche Tugenden — zu politischen Grundsätzen erhoben — das Abgleiten der Revolution in den Terror hätte verhindern können. Der Titel ist vielmehr der Versuch, über die Umformulierung der revolutionären Devise auf drei Dinge aufmerksam zu machen, die für das Thema „Frauen und Französische Revolution” von Bedeutung sind: den Ausschluß der Frauen von den Staatsbürgerrechten, die intellektuelle wie praktisch-politische Teilnahme von Frauen an der Revolution und die normative Etablierung eines bürgerlichen Weiblichkeitsideals.
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Anmerkungen
Düsseldorfer Erklärung des REP-Landesarbeitskreises „Frauenpolitik“ NRW, zit.n.: Birgit Rother, Rechte Frauen, Frauenrechte, unveröff. Magisterarbeit, Duisburg 1989, S. 330. — Zu Luise Otto Peters vgl. V. Rothe in ds. Band.
Z.B. Christina Thürmer-Rohr, Vagabundinnen. Feministische Essays, Berlin 1987, S. 47.
Vgl. Anm. 3 des Aufsatzes v. H. Schissler in da. Band.
Zum Stand d. Frauengeschichtsforschung zur Revolution vgl. u.a.: Pia Schmid,… da werden Weiber zu Hyänen, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau, 1/1989, S. 7–18. — Für Frankreich hat Simone Blanc eine Bibliographie zusammengestellt: Les femmes et la Révolution française. Zu beziehen über Agence culturelle de Paris, 6, rue François-Miron, 75004 Paris.
Vgl. u.a. Ute Frevert, Bürgerliche Meisterdenker und das Geschlechterverhältnis, in: dies., Bürgerinnen und Bürger, Göttingen 1988; Geneviève Fraisse, Muse de la Raison. La démocratie exclusive et la différence des sexes, Paris 1989, bes. S. 81 f.; Claudia Honegger, Die französische Anthropologie der Revolutionszeit und die Neubestimmung der Geschlechter, in: Victoria Schmidt-Linsenhoff (Hrsg.), Sklavin oder Bürgerin? Französische Revolution und neue Weiblichkeit, Frankfurt 1989, S. 294f.
G. Graisse, S. 31, 35, 79
s.u., S. 37 f.
Germaine de Stael, Delphine, in: Oeuvres complètes, Paris 21967, t. 1, S 430.
Dominique Godineau, Citoyennes, tricoteuses. Les femmes du peuple à Paris pendant la Révolution, Paris 1989, S. 33, 373f., 375f.
Vgl. Liselotte Steinbrügge, Das moralische Geschlecht, Weinheim/Basel 1987.
Raoul Fanny (i.e. Constance de Salm), Opinion d’une femme sur les femmes, Paris 1801.
s.u., S. 143 ff.
zit. n.: Jean Rabaut, Hubertine Auclert, in: Marieluise Christadler (Hrsg.), Die geteilte Utopie. Sozialisten in Frankreich und Deutschland, Opladen 1985, S. 62.
Jane Rendall, The Origins of Modern Feminism: Women in Britain, France and the United States 1780–1860, London 1985. — Die komparative Studie von Ingrid Strehler, Den Männern gleich an Rechten. Auffassungen zur Emanzipation der Frau in Deutschland und Frankreich zwischen 1789 und 1871, Leipzig 1989 habe ich leider nicht einsehen können.
Les Femmes et la Révolution française. Actes du Colloque international. Bearb. von Marie-France Brive. 3 Bd., Toulouse 1989, S. 90.
Zur frz. Frauenbewegung u.a.: Maité Albistur/ Daniel Amogathe, Histoire du féminisme français du moyen âge à nos jours, Paris 1977; Jean Rabaut, Les féminismes français, Paris 1978; Ruth Henry, Jeanne und die anderen, Freiburg 1978; Helga Grubitzsch/Loretta Lagpacan, „Freiheit für die Frauen, Freiheit für das Volk“. Sozialistische Frauen in Frankreich 1830–1848, Frankfurt 1980; Michèle Sarde, Regard sur les Françaises, Paris 1983; Laurence Klejman/Florence Rochefort, L’égalité en marche. Le féminisme sous la 3’ République, Paris 1989.
Dieses Problem hat bisher noch keine ausreichende Erklärung gefunden“ schreibt die Historikerin Madeleine Rebérioux in einer Bilanz der Französischen Revolution. Le Monde de la Révolution, Nr. 12/1989, S. 22.
Nur ein Bsp. aus dem parteipolitischen Bereich: 1914 hatte die SPD rund 1 Mill. Mitglieder, davon waren 180000 Frauen; die SFIO hatte 72765 Mitglieder, davon waren 1500 weiblich. — Zur politischen Kultur Frankreichs vgl. Marieluise Christadler, Der französische Sonderweg: Apotheose oder Finale? in: Hans-Georg Wehling (Hrsg.), Frankreich. Eine politische Landeskunde, Stuttgart 1989, S. 86–104.
J. Rendall, S. 322
Charles Sowerwine, Les femmes et le socialisme, Paris 1978.
Maurice Agulhon, Marianne au pouvoir, Paris 1989. — Zu diesen Mythologien gehört, daß die frz. Republik, als einzig legitime Erbin der Revolution, beispielhaft ist für die Synthese von Fortschrittlichkeit und Humanität, Freiheitsrechten und Gleichheitsansprüchen.
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© 1990 Leske + Budrich, Opladen
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Christadler, M. (1990). Einleitung. In: Christadler, M. (eds) Freiheit, Gleichheit, Weiblichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95557-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95557-9_1
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