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Straßenspielkinder in Wiesbaden und Leiden

Historische Ethnographie und interkultureller Vergleich

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Book cover Stadtgesellschaft und Kindheit im Prozeß der Zivilisation

Zusammenfassung

Der Beitrag zum Thema “Straßenspielkinder” ist Teil des Forschungsvorhabens, in dem Stadt und Quartier als Lebensraum von Kindern im 20. Jahrhundert untersucht werden.

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Anmerkungen

  1. Der vorliegende Aufsatz ist Teil einer umfassenden Studie, an der neben den beiden genannten Autorinnen Jürgen Zinnecker wesentlich mitgearbeitet hat: I. Behnken/A. Jonker/J. Zinnecker: Kinderspiel und Kindergruppen. Wiesbaden — Leiden 1987 (Projektbericht).

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  2. H. Hetzer: Kindheit und Armut. Leipzig 1929, S. 45f.

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  3. O. Rühle: Das proletarische Kind. Eine Monografie. 2.Aufl. München 1922. Unter der Überschrift “Wege zum Laster” beschreibt O. Rühle das Elend des Straßenlebens. Rühle spricht von der Straße “Schule der Unmoral und des sittlichen Verderbs” (176 ff).

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  4. Vgl. dagegen das abwägende Urteil bei J. Tews: Großstadtpädagogik. Vorträge, gehalten in der Humboldt-Akademie zu Berlin. Leipzig 1911. J. Tews hebt nicht nur die “Nachtseiten des Straßenlebens” hervor, sondern thematisiert auch ihren Wert als wichtige “Erzieherin”: Die Straße prägt bestimmte “Charaktereigenschaften” des Kindes wie zum Beispiel “seine kritische Haltung allem Fremden gegenüber,...”; oder “Die Straße ist ihm eine Schule demokratischer und sozialer Weltanschauung. Hier lernt es die Gleichberechtigung in der ausgeprägtesten Form kennen.”(105, 109).

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  5. G. Bäumer: Lebensweg durch eine Zeitenwende. Tübingen 1933, 5. Aufl.

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  6. Das Thema “Verhäuslichung von Kindheit” ist — zu jeweils spezifischen Fragestellungen — in folgenden Publikationen behandelt: I. Behnken/J. Zinnecker: Vom Straßenkind zum verhäuslichten Kind. Städtische Kindheit 1900–1980. In: Sozialwissenschaftliche Informationen. Heft 2/87 “Stadtgeschichte und Stadterfahrungen” (87–96);

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  7. I. Behnken/M. du Bois-Reymond/J. Zinnecken Verhäuslichung von Kindheit im 20. Jahrhundert im interkulturellen Vergleich. In: A. Schildt/A. Sywottek (Hrsg.): “Massenwohnung” und “Eigenheim”. Wohnungsbau und Wohnen in der Großstadt seit dem Ersten Weltkrieg. Frankfurt/M. 1988 (41–62).

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  8. M. Muchow beschreibt in ihrer Studie die Straße als “Lebensraum des Großstadtkindes”: “Sie (die Straße) ist vielfach nichts anderes als ein zweites, nach draußen verlegtes Zuhause und ist in diesem Sinne “Heimat”. In sie fühlt sich das Kind eingebettet, hier fühlt es sich “wie zu Hause”, hier kennt es sich aus, und von hier aus erfolgt die erste primitive Orientierung in der Welt.” (94) aus: M. Muchow und H. H. Muchow: Der Lebensraum des Großstadtkindes. Hamburg 1935. Reprint, mit einem Vorwort von J. Zinnecker, Bensheim 1980.

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  9. H. Schimke führte in Bremen oral history Interviews durch. In ihrer Untersuchung “Kinderspiele in Bremen um 1900” kommt sie zu Ergebnissen, die in die gleiche Richtung weisen. “Die soziale Zugehörigkeit schuf innerhalb der Kinder derartig große Unterschiede, daß man beim Vergleich... meinen könnte, sie (die Kinder) hätten in anderen Städten und zu anderen Zeiten gelebt.... In der Untersuchung des Alltags der Kinder erweist sich die häufig unterstellte Entwicklung ‘der’ Kindheit als ein zu grobes Konstrukt. Anstatt ein Nacheinander verschiedener Lebensbedingungen von Kindern zu behaupten, ist es sinnvoller, nach ihrer klassenmäßigen Verschiedenheit zu fragen.” H. Schimke: Kinderspiele in Bremen um 1900. In: W. U. Drechsel/H. Gerstenberger/ Chr. Marzahn (Hg.): Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens. Heft 3: Kindheiten, Teil 2: Schüler, Schule, Kinderarbeit. Universität Bremen, Bremen 1981 (161–236).

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  10. Das Hauptgewicht kindlicher Aneignungsweisen von Umwelt verlagert sich — im Gegenzug zur Verarmung und Entleerung des Wohnquartiers — auf die industriell produzierte “zweite Natur” im Haus. IC W. Bauer/H. Hengst: Wirklichkeit aus zweiter Hand. Kindheit in der Erfahrungswelt von Spielwaren und Medienprodukten. Reinbek bei Hamburg 1980.

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  11. Zum Wandel der Ausstattung kindlicher Spielwelten s. M. Köhler: Unterhaltung als Botschaft und Kauf als Erfahrung: Die Equipierung der Kindheit. In: H. Hengst/M. Köhler/B. Riedmüller/M. M. Warnbach: Kindheit als Fiktion. Frankfurt/ M. 1981 (73–131).

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  12. H. Zeiher untersucht die Entwicklungen räumlicher Lebensbedingungen von Kindern seit 1945. In ihrer Studie kennzeichnet sie die Veränderungen mit den Begriffen “Funktionsentmischung” und Spezialisierung der räumlichen Welt, die zu einer Vielzahl unterschiedlicher und über die Stadt hin verteilter Handlungsräume der Kinder geführt haben. H. Zeiher: Die vielen Räume der Kinder. Zum Wandel räumlicher Lebensbedingungen seit 1945. In: U. Preuss-Lausitz u.a.: Kriegskinder Konsumkinder Krisenkinder. Zur Sozialisationsgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg. Weinheim und Basel 1983 (176–195).

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  13. Zum Wandel geschlechtstypischer Kinderspiele vgl.: U. Baader: Kinderspiele und Kinderlieder I. Untersuchungen in württembergischen Gemeinden. Tübinger Vereinigung für Volkskunde e.V. Schloss: Tübingen 1979;

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  14. A. Fischer/W. Fuchs/J. Zinnecker: Jungendliche und Erwachsene. Generationen im Vergleich. Hrsg. vom Jugendwerk der Deutschen Shell. Leverkusen 1985. Bd. 5: Arbeitsbericht und Dokumentation.

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  15. H. Scheifler: Zur Psychologie der Geschlechter. Spielinteressen des Schulalters. In: Zeitschrift für angewandte Psychologie und psychologische Sammelforschung. Leipzig 1914, S. 124–144.

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  16. B. Sutton-Smith/B.G. Rosenberg: Sixty years of historical change in the game preferences of american children. In: R.E. Herron/B. Sutton-Smith: Childs Play. New York -London 1971 (18–50); H. Scheifler wertet zwei statistische Erhebungen von 1909 und 1913 aus, in denen die Spielinteressen von 7- bis 14jährigen Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schularten und Wohnortgrößen erfaßt sind. Die Spielinteressen sind in den genannten Zeiträumen geschlechtsspezifisch geprägt: Mädchen bevorzugen “Nachahmungsspiele” (Puppenspiele; Rollenspiele nach dem Vorbild der erlebten Umwelt); Jungen bevorzugen “Körperliche Bewegungs- und Kampfspiele” (Ballspiele; Rasenspiele; Fangen und Verstecken u.a.). B. Sutton-Smith und B.G. Rosenberg beziehen sich auf vier Untersuchungen, die zwischen 1896 und 1959 an verschiedenen Orten in den USA durchgeführt wurden. Ein wichtiges Ergebnis dieser Längsschnittbetrachtung betrifft die Veränderungen in den Mädchenspielen: Mädchen eignen sich zunehmend Spiele an, die in den Jahren zuvor typische Jungenspiele waren. Sutton-Smith verweist in diesem Zusammenhang auf die Diskussionen zur Veränderung der Frauenrolle in der US-amerikanischen Kultur in diesen Jahren. Jungen weichen — im Interesse an eigenen geschlechtsspezifischen Formen — auf Sport- und Spielformen aus, die als aggressiv und hart gelten (Football, Boxing, Wrestling) bzw. zu den “maskulinen” Arten zählen. U. Baaders Arbeit stützt sich u.a. auf regionale Befragungen und Beobachtungen von rund 4000 Kindern im ländlichen Raum (Baden-Württemberg), die zumeist von Lehrern/Lehrerinnen in den 50er Jahren und Anfang der 60er Jahre durchgeführt wurden, sowie auf eigene Erhebungen von 1960/62 und 1972. Ein ausgeprägter Wandel, den Baader im kurzen Zeitraum von rund 10 Jahren feststellen konnte, ist die zunehmende Annäherung von Mädchen und Jungen in ihren Spielinteressen. Ehemals traditionelle Mädchenspiele wie z.B. Hüpfspiele, bzw. ehemals traditionelle Jungenspiele wie z.B. Indianer oder Fußball, gehören 1972 zum gemeinsamen Spielrepertoire. Die letzte Studie, die wir zu dieser Frage heranziehen wollen, wurde 1984 als Repräsentativerhebung in der Bundesrepublik durchgeführt Befragt wurden einmal Jugendliche der Geburtsjahrgänge 1960–69 und zum zweiten Erwachsene der Jahrgänge 1930–39, was sie als Kind (3. -13. Lebensjahr) als liebstes gespielt haben. Betrachten wir die jugendlichen Jahrgänge für sich, finden wir nach wie vor ausgeprägte Mädchen- und ausgeprägte Jungenspiele. Der Vergleich zwischen den beiden Generationen allerdings zeigt einen deutlichen Wandel: Mädchen der 70er Jahre entschieden sich häufiger als ihre Müttergeneration für ehemals traditionelle Jungenspiele, für Bewegungsspiele. Das sind zum Beispiel Klettern, Räuber und Gendarm, Kräfte messen. Auf der anderen Seite interessierten sich mehr Jungen der 70er Jahre auch für typische Mädchenspiele — allerdings verläuft diese Entwicklung nicht so ausgeprägt wie die erstgenannte. Zu berücksichtigen ist hierbei, daß einige der traditionellen Mädchenspiele insgesamt eine rückläufige Tendenz zugunsten “versporteter” Spielsysteme zeigen.

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  17. H. Hetzer hebt die Bedeutung hervor, die der Kindergruppe für die Tradierung von Kinderspiel zukommt: “Im Mittelpunkt des Interesses stehen beim U (ungepflegten Kind) die überlieferten Kinderspiele, das traditionelle Volksgut der Kinder, das von einer Kindergeneration auf die andere ohne Zutun der Erwachsenen auf dem Wege sozialer Vererbung übertragen wird. (77) H. Hetzer. Kindheit und Armut. Psychologische Methoden in Armutsforschung und Armutsbekämpfung. Leipzig 1929.

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  18. J. van Loenen: Gids voor en kleine kroniek van Leiden en Omstreken, met 85 af-beeldingen, 3 plattegronden van Leiden en 2 wandelkaarten. Leiden 1905.

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  19. In Leiden sind 40 Interviews geführt worden, von denen 31 systematisch ausgewertet wurden; 28 Personen (Arbeiterkinder) wohnten in den genannten Vierteln. In der Regel wurden zwei ausführliche Gespräche geführt, die auf Tonkassetten festgehalten und z.T. wörtlich, z.T. in zusammengefaßter Form transkribiert sind.

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  20. H. Meeters/H. Wijfjes: De bouwgeschiedenis van twee Leidse arbeiderswijken: De Kooi en Noorderkwartier. (Unveröff. Manuskript). Rijksuniversiteit Leiden 1980.

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  21. Zu den heutigen Lebensumständen von Stadtkindern vgl. C. Ward: Das Kind in der Stadt. Frankfurt 1978 (Kap. 8 und 9).

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  22. Diese Einteilung gibt keine vollständige Übersicht über alle von den Zeitzeugen genannten Spiele. S. Behnken/Jonker/Zinnecker, 1987, a.a.O.

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  23. B. Sutton-Smith und B.G. Rosenberg, a.a.O.: Zu den Gruppenspielen, die für die Kinder zwischen 1900 und 1960 an Bedeutung verloren haben, gehören Singspiele; traditionell im Verlauf festgelegte Rollenspiele (typisch ist hierfür der Dialog Mutter -Tochter); Ratespiele u.a.. Hingegen haben Spiele wie Gruppenkampfspiele (Räuber und Gendarm beispielsweise) für Jungen oder Rollenspiele nach dem Vorbild alltäglich erlebter Situationen (Schule, Verkaufen u.a.) für Mädchen bis in die 50er Jahre Bestand. U. Baader, a.a.O.: U. Baaders Vergleich 1960 bis 1972 zeigt eine rückläufige Tendenz für die traditionellen Regelspiele — das sind sowohl Rollenspiele, insbesondere Spiellieder (vgl. die gleichlautenden Ergebnisse von Fischer/Fuchs/Zinnecker, 1985, a.a.O., für die 30er und 60er Jahre), als auch Fang-Ball- und Laufspiele. Ein Grund für den Rückgang der zuletzt genannten Bewegungsspiele ist der Mangel an geeigneten großflächigen Plätzen. Ein Äquivalent sind einmal Phantasiespiele nach dem Vorbild von Mediendarstellungen; Spiele, die eine individuell phantasierte Ausgestaltung zulassen. Ein zweites Äquivalent ist in der Zunahme von leistungsorientierten Sportspielen zu sehen: Mannschaftsspiele, Wettkampfspiele wie auch regelfreie Bewegungsspiele; Spiele, in denen es um ein Messen körperlicher Ausdauer und Geschicklichkeit geht.

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  24. Bilder, die die Straße als “Wohnzimmer” zeigen — Kinder haben sich Tische und Stühle auf den Bürgersteig gestellt, spielen mit ihren Puppen auf der Straße, oder “schlafen” im Rollenspiel in einem Pappkarton vor der Haustür -, hat der Fotograf W. Römer um 1900 in Berlin festgehalten: W. Römer: Kinder auf der Straße. Berlin 1904–1932. Edition Photothek II. Hrsg. D. Kerbs. Berlin 1983.

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  25. H. Zeiher, a.a.O. 1983, beschreibt die Veränderung der kindlichen Lebensräume seit 1945 als Entwicklung von einem “Modell des einheitlichen Lebensraums”, das voraussetzt, “daß aller Raum multifunktional nutzbar ist”, zum “Modell des verinselten Lebensraums”: “Der Lebensraum ist nicht ein Segment der realen räumlichen Welt, sondern besteht aus separaten Stücken, die wie Inseln verstreut in einem größer gewordenen Gesamtraum liegen, der als Ganzer unbekannt oder zumindest bedeutungslos ist.” (187). Vgl. hierzu auch H. Zeihen Organisation des Lebensraums bei Großstadtkindern — Einheitlichkeit oder Verinselung? In: K. Herlyn/H. Berteis (Hrsg.): Lebenslauf und Raumerfahrung. Opladen 1989.

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© 1990 Leske + Budrich, Opladen

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Behnken, I., Jonker, A.E.M. (1990). Straßenspielkinder in Wiesbaden und Leiden. In: Behnken, I. (eds) Stadtgesellschaft und Kindheit im Prozeß der Zivilisation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95539-5_9

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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