Zusammenfassung
Im Dezember 1988 währte der Volksaufstand — arabisch “intifada” — in den von Israel besetzten Gebieten, Cisjordanien(West Bank) und Gaza-Streifen, über ein Jahr, ohne daß sich ein Ende der Unruhen abzeichnete. Der Protest der Palästinenser gegen die israelische Besetzung hat alle Schichten der Bevölkerung erfaßt, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Frauen und Männer, die Bewohner der Städte ebenso wie die der Dörfer und Flüchtlingslager. Daher kann mit Recht von einem Volksaufstand gesprochen werden. Die Formen des Protestes sind vielfältig, sie reichen von Demonstrationen und Streiks bis zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten, wobei die Palästinenser Steine und, in selteneren Fällen, auch Brandflaschen einsetzen, hingegen keine Schußwaffen. Den israelischen Besatzungsbehörden ist es trotz größter Anstrengungen nicht gelungen, den Aufstand zu beenden und Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Die israelischen Besatzungssoldaten wenden bewußt Gewalt an, um die Palästinenser zur Aufgabe ihres Widerstandes zu zwingen. Der regelmäßige Gebrauch der Schußwaffe hat eine große Zahl Toter und Verletzter gefordert. Nach Zählung der Menschenrechtskommission in Ramallah in Cisjordanien (FAZ, 9.12.) wurden im Laufe des Jahres 400 Palästinenser getötet und 20.000 verwundet, 32 Palästinenser wurden deportiert, 100 Häuser gesprengt und 1.600 Ausgangssperren verhängt, davon 400 mit einer Dauer von drei bis 40 Tagen (1).
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Anmerkungen
Arafat nannte in einem Interview mit Maroc Soir, Casablanca, vom 8.12. 530 Tote. Der stellvertretende israelische Generalstabschef Barak sprach von 310 Toten, 3640 Verwundeten, 1500 Inhaftierten und 140 Haussprengungen (JP, 5.12.).
Vgl. NZZ, 21./22.2. Die Angaben über den Hergang sind in den Zeitungen z.T. widersprüchlich, vgl. auch M, 12.12.1987 und FT, 10.12.1987.
Hier sei auf das Buch von David Grossmann “Der gelbe Wind, Die israelisch-palästinensische Tragödie” (München 1988) hingewiesen.
Jim Lederman, Dateline West Bank: Interpreting the Intifada, in: Foreign Affairs, Washington, Nr. 72, Herbst 1988, S. 230–246.
Nach ME, Oktober 1988, S. 18, liegt das Bevölkerungswachstum in Gaza bei 3,9 Prozent.
George Habash in einem Interview mit der Financial Times, 26.2.
Zur VNFV vgl. Jean-Francois Legrain, Les islamistes palestiniens à l’epreuve du soulèvement, Maghreb-Machrek, Nr. 121, Juli-September 1988, S. 5–42.
Die KuT (7.3.) schrieb, Arafat würde den Aufstand persönlich telefonisch dirigieren. Die JPW (24.4.) schrieb, Khalil al-Wazir (Abu Jihad) hätte eine bedeutende koordinierende Rolle gespielt. Abu Jihad wurde am 16.4. ermordet, offensichtlich vom israelischen Geheimdienst.
Husaini wurde am 31.7. verhaftet und das Zentrum für ein Jahr geschlossen.
Mubarak Awad ist Palästinenser mit amerikanischem Paß. Er wurde am 13.6. von den israelischen Behörden ausgewiesen. Vgl. Sophie Jacquin, Moubarak Awad Papôtre de la non-violence, in: Les Cahiers de l’Orient, Paris, Nr. 10, 1988, S. 71–73.
EU Rekhes, israel. Islamwissenschaftler, in einem Interview mit der Jerusalem Post (JPW, 6.2.).
Zur islamischen Bewegung vgl. die ausführliche Darstellung von Legrain (Anm. 7).
Israel rechtfertigte die Deportationen mit der Militärorder Nr. 224 der britischen Mandatsregierung, vgl. KuT, 3.2.
Nach Angaben Arafats (AN, 9.8.) wurde in Algier beschlossen, die PLO mit jährlich 128 Mio. $ und zusätzlich monatlich 43 Mio. $ zu unterstützen.
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© 1989 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen
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Koszinowski, T. (1989). Intifada — der Aufstand der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1988. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95534-0_30
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