Zusammenfassung
Auch 1988 war die Atmosphäre in Mauretanien (M.) durch ethnisch und politisch-ideologisch bedingte Spannungen belastet. Infolge der Verhaftungen und Hinrichtungen im Zusammenhang mit dem Ende 1987 von schwarzafrikanischen Mauretaniern geplanten Umsturzversuch kam es in vielen Landesteilen, vor allem im Süden, zu Unruhen. Nach Mitteilung der in Dakar ansässigen linksradikalen “Front de Libération des Africains de Mauritanie” (FLAM) wurden über 500 schwarzafrikanische Unteroffiziere aus der Armee, der Gendarmerie und der Nationalgarde entlassen und unter Hausarrest gestellt. Allein die Stadt Boghé am Fluß befand sich ein halbes Jahr im Ausnahmezustand, bis im Mai eine Delegation mit dem maurischen Staatschef Taya zusammentraf, der im Prinzip bestrebt sein soll, zwischen den Ethnien zu vermitteln und Spannungen abzubauen. Im September und Oktober starben vier der über 60 schwarzafrikanischen Häftlinge an den Folgen unmenschlicher Haftbedingungen im überbelegten Wüstenfort Oualata, zwei in den Putsch verwickelte Militärs (einer von ihnen war von Algerien ausgeliefert worden) sowie ein bekannter Schriftsteller und ein ehemaliger Minister und FLAM-Mitbegründer. Nach der Verbesserung der medizinischen Versorgung in Oualata wurden im Oktober die 31 Zivilisten nach Aioun El Atrouss verlegt, und im Dezember durfte erstmals der Präsident der mauret. Menschenrechtsliga zusammen mit Journalisten die Gefangenen besuchen. Die staatlich gelenkten Medien berichten nicht von den ethnischen Spannungen, einem Tabu seit den ersten blutigen Unruhen in den 60er Jahren.
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© 1989 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen
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Clausen, U. (1989). Mauretanien. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1988. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95534-0_18
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0769-8
Online ISBN: 978-3-322-95534-0
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