Zusammenfassung
1988 gab es in Marokko (M.) keine sichtbaren innenpolitischen Erschütterungen (zum Parteienspektrum → Marokko, JB Nahost 1987, S.117). Im Kabinett wurde nur das Erziehungsministerium umbesetzt: Neuer Amtsinhaber wurde der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Rabat. Beherrschendes Thema ist seit 1974 die “territoriale Integrität”, worunter der König und alle legalen politischen Kräfte, auch die Opposition, die “Wiedervereinigung” mit verlorengegangenen, ehemals marokk. Gebieten verstehen, v.a. der früher spanischen Westsahara, die seit 1975/76 stückweise eingegliedert wurde und sich seit April 1987 zum größten Teil in marokk. Besitz befindet, allerdings auch 1988 unter menschlichen und finanziellen Verlusten gegen die Polisario-Front verteidigt werden mußte (→ Westsahara). Eine bemerkenswerte Veränderung gegenüber den Vorjahren war indes die verbesserte Atmosphäre in der Gesamtregion: Im Mai söhnten sich M. und Algerien aus, und im Juni beschlossen die fünf Staatschefs der Region, mit dem alten Projekt eines geeinten Maghreb Ernst zu machen. Ob das Thema Westsahara wie bisher die politischen Kräfte sowie die Militärs eint, ist ungewiß, da über den Inhalt der Gespräche, die der König (mindestens am 18.8., 13.9. und 11.10.) mit den Parteispitzen und (am 30.8.) mit den Generalstabsoffizieren (laut LMS, 1.1.1989) führte, nichts verlautete. Verschiedenen Äußerungen des Königs gegenüber der Auslandspresse (z.B. M, 3.8.) war zu entnehmen, daß er das Ergebnis eines Referendums in der Westsahara in jedem Fall respektieren würde. Er rechne indes mit einem für M. positiven Ausgang und werde in diesem Fall der Westsahara wie auch allen anderen Provinzen des Reiches einen Status ähnlich dem der westdeutschen Bundesländer verleihen.
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Literatur
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Clausen, U. (1989). Marokko. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1988. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95534-0_17
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