Zusammenfassung
Wir hatten René König um ein Gespräch gebeten. Auf seine Einladung besuchten wir ihn am 5. und am 6. April 1988 in seinem Haus in Widdersdorf bei Köln. Aus dem geplanten Gespräch, in dem es um Fragen der Fachgeschichte gehen sollte, wurde bald eine weiträumige Erzählung und mehr als bloße Fachgeschichte. Die Auswahl, die wir treffen mußten, war nicht einfach. Die Erzählung handelt von vielen Stationen eines sehr bewegten Lebens. Soziologie kommt darin auch vor, aber nicht nur. Ärgerlich war René König über eine Rezension seiner „Soziologie in Deutschland“ — nicht nur darüber — in einer Tageszeitung für Deutschland. Die Redaktion hatte geschrieben: „Zorniger Rückblick eines Wissenschaftlers“.1 Zornig — ja, aber: Warum? — Davon stand in der Besprechung nichts. Die folgende Erzählung, die manchmal durch unsere Fragen unterbrochen wird, aber auch gelegentlich Zeitsprünge macht, gibt darüber Auskunft. Wer den 1. Band von Königs Autobiographie gelesen hat, wird sich sofort an das eine oder andere erinnern. Demnächst erscheint der 2. Band. Auch hiervon ist der Erzählung viel zu entnehmen. Aber das eine und andere zusammengenommen, hört sich dann doch anders an, als es im Buche steht.
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Anmerkungen
Vgl. Brede, Werner, Zorniger Rückblick eines Wissenschaftlers, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 142/24. 6. 1987, S. 12. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf zwei wichtige Bücher René Königs, die interessierten Leserinnen und Lesern über das Interview hinaus Aufschluß über Leben und Werk vermitteln können: König, René, Leben im Widerspruch. Versuch einer intellektuellen Autobiographie, Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1984 (zuerst: 1980); ders., Soziologie in Deutschland. Begründer, Verächter, Verfechter, München 1987.
Gedruckt ist die Rede in: Institut für Sozialforschung an der Johann-WolfgangGoethe-Universität Frankfurt am Main. Ein Bericht über die Feier seiner Wiedereröffnung, seine Geschichte und seine Arbeiten, Frankfurt/M. 1952, S. 19–21: die Eröffnungsfeier fand am 14. 11. 1951 anläßlich des Neubaus statt.
Vgl. König, René, Vom Wesen der deutschen Universität, Berlin 1935 — wir verweisen auf die ausführliche „Besprechung“ des Buches im „Kampfblatt des Gaustudentenbundes Sachsen der NSDAP” vom 18. 11. 1935 unter dem namentlich nicht gezeichneten Titel: Ist das die neue Universität?, in: Offenes Visier, 23 Hbj. /Nr. 2, 18. 11. 1935, S. 1–2; vieles deutet — wenn auch nicht mit letzter Sicherheit — auf den Autor Helmut Schelsky hin, der sich in seiner Staatsexamensarbeit mit Wilhelm von Humboldt und in seiner mündlichen Doktorprüfung sowohl in Soziologie (bei Hans Freyer) als auch in Pädagogik (bei Theodor Litt) mit Fragen der Universitätsreform und von Hochschulneugründungen beschäftigt hatte. Die Kritik an Königs Fichte-Interpretation verstärkt diesen Eindruck, zumal Schelsky im April 1935 seine Fichte-Dissertation gerade vorgelegt hatte. Königs Fichte-Deutung im Sinne des „absoluten Idealismus“ wird ebenso abgelehnt wie die uneingeschränkte Integration von Fichtes „Idee der deutschen Nation” in eine faschistische Ideologie. Zu den Übereinstimmungen mit dem oben zitierten Artikel, die bis in die sprachlichen Formulierungen reichen vgl.: Schelsky, Helmut, Theorie der Gemeinschaft nach Fichtes,Naturrecht` von 1796, Berlin 1935 (= Diss. phil. Leipzig 1935), S. 86ff., bes. S. 93 (dort die deutliche Kritik an Fichtes Idealismus).
Vgl. Brepohl, Wilhelm, der Typus „Polack im Ruhrgebiet. Herkunft und Bedeutung der Minderwertigen, Gelsenkirchen 1938/1939.
Vgl. Käsler, Dirk, Soziologische Abenteuer. Earle Edward Eubank besucht europäische Soziologen im Sommer 1934, Opladen 1985, S. 49–52, hier: S. 50.
Vgl. Schmitt, Carl, Die politische Theorie des Mythus (1923), in: ders., Positionen und Begriffe im Kampf mit Weimar — Genf — Versailles 1923–1939, Hamburg 1940, S. 9–18, S. 11ff. (zu G. Sorel).
Vgl. Mitscherlich, Alexander, Ein Leben für die Psychoanalyse. Anwendungen zu meiner Zeit, Frankfurt/M. 1980, S. 87, S. 103: Mitscherlich hatte Niekisch über Ernst Jünger in Berlin noch vor 1933 kennengelernt.
Vgl. Noelle, Elisabeth, Amerikanische Massenbefragungen über Politik und Presse, Frankfurt/M. 1940, S. 132ff.: dort entwickelt Elisabeth Noelle die Vorstellung von der Demoskopie als einer administrativen Hilfswissenschaft fir das Goebbelsche Propagandaministerium, dessen Unterstützung durch einen Vertreter von der Verfasserin dankend erwähnt wird (vgl.: S. 3).
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Neumann, M., Schäfer, G. (1990). „Blick nach vorn“: Ein Gespräch mit René König. In: Dahme, HJ., Klingemann, C., Neumann, M., Rehberg, KS., Srubar, I. (eds) Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1990. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95527-2_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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