Zusammenfassung
Die Untersuchungsergebnisse der Justizbehörden in den Jahren 1984 und 1985 über das organisierte Verbrechen haben bestätigt, was seit Jahrzehnten vermutet und kaum bewiesen werden konnte. Die Mafia in Sizilien, die Camorra in Kampanien und die n’drangheta, die kalabresische Variante, sind nicht allein Verbrecherorganisationen sondern ein verwickeltes System von Delinquenz, halb-legalen Geschäften und politischer Macht internationalen Maßstabes. Die Mafia ist schon lange nicht mehr einfach eine Räuberbande, die sich in den Bergen Siziliens verborgen hält, sich mit Überfällen und Erpressungen am Leben erhält und sich den politischen Anstrich der Separatistenbewegung und Staatsfeindlichkeit gibt. Dies galt vielleicht für das 17./18. Jahrhundert, als die Mafia und die Camorra in Opposition gegen die den Süden des Landes unterjochenden Fremdherrscher entstand. Die Dinge haben sich mittlerweile umgekehrt. Statt in Opposition lebt das organisierte Verbrechen mancherorts in Kollaboration mit staatlichen Stellen. Und sie leben nicht allzu schlecht von Staatsaufträgen wie dem Autobahnbau, dem Eisenbahnstreckenbau, der Errichtung von Industriezentren wie Gioia Tauro, Messina usw. Der Mißbrauch von staatlichen Förderungsmitteln der Südkasse oder des staatlichen Investitionsfonds beschäftigt mittlerweile sogar den Europäischen Gerichtshof, weil auch Gelder aus dem Europäischen Regionalfonds und dem Sozialfonds in den Taschen der organisierten Gruppen verschwinden.
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© 1986 Springer Fachmedien Wiesbaden
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Drüke, H. (1986). Die Mafia. In: Italien. Grundwissen — Länderkunden, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95522-7_23
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95522-7_23
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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