Zusammenfassung
Die vielfältigen Ansätze und Theorien über die Romantik in Deutschland sind sich wohl einig in dem Nenner: Die Romantik ist das Konzept eines universellen Weltverständnisses (564). Falls diese sehr grobe, aber gleichwohl inhaltliche Festlegung zutreffend ist, so muß sich diese für einen zur Romantik reklamierten Autor, wie Adam Müller, auch erweisen lassen. Das soll in diesem ersten Teil dieses Kapitels durch den Nachweis von Fundstellen in seinem Werk und in seiner Korrespondenz, in denen der ausdrückliche Bezug zu den Naturwissenschaften erkennbar ist, geleistet werden. In einem anschließenden Teil wird die Naturauffassung Müllers, soweit sie zur Begründung seiner staatswissenschaftlichen Position dienlich ist und von ihm mit dieser Absicht eingesetzt wird, mit anderen Autoren, die diese Auffassung vornehmlich geprägt haben, verglichen und auf ihre Rezeption bei Müller hin, bewertet. Zum Schluß wird in einer Zusammenfassung für Müller die legitimatorische Kraft des Organismustheorems für die Staatstheorie dargestellt.
Alles, was wir wahrnehmen im Leben, ist Grenzwahrnehmung an unserm Körper und der Außenwelt. Unsere Wahrnehmung fällt in die Synthesis beyder. Darum nichts außer uns, alles in uns.
Johann Wilhelm Ritter, Fragmente eines jungen Physikers.
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Literatur
Korff, H. A., “Denn in diesem Sinne ist die Romantik eine Erscheinung, die weit die Grenzen einer Geschichte der Dichtung überschreitet; und es gibt nicht nur romantische Philosophie, romantische Musik, romantische Malerei, sondern selbst romantische Medizin und Psychologie, Natur-und Rechtswissenschaft, ja selbst romantische Politik - und schließlich gibt es eigentlich nichts, was nicht vom romantischen Geiste jener Tage irgendwie erfasst worden wäre. (Korff, a. a. O., Bd. 3, S. 5). Der Feststellung der Universalität der Romantik liegt auch eine besondere methodologische Prämisse zu Grunde, die Gadamer wie 598) Müller, Adam, Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur, Gehalten zu Dresden im Winter 1806, in: Kritische/ästhetische und philosophische Schriften, Adam Müller, Hrsg. Walter Schroeder und Werner Siebert, 2 Bde., Neuwied und Berlin 1967, Bd. 1, S. 73. folgt beschreibt: ”So läuft die Bewegung des Verstehens stets vom Ganzen zum Teil und zurück zum Ganzen. Die Aufgabe ist, in konzentrischen Kreisen die Einheit des verstandenen Sinnes zu erweitern, Einstimmung aller Einzelheiten zum Ganzen ist das jeweilige Kriterium für die Richtigkeit des Verstehens. Das Ausbleiben solcher Einstimmung bedeutet Scheitern des Verstehens.“ (IlansGeorg Gadamer, Wahrheit und Methode, Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, 3. erw. Aufl., Tübingen 1972, S. 275 ).
Steffens, Heinrich, Über die wissenschaftliche Behandlung der Psychologie (Vorgelesen in der königlichen Akademie der Wissenschaften, 1845 ), in: Nachgelassene Schriften von Heinrich Steffens, Mit einem Vorworte von Schelling, Berlin 1846, S. 192: In diesem Vorworte charakterisiert Schelling Steffens wie folgt: “Steffens war dadurch ungemein begünstigt, daß seiner Hinneigung zur Philosophie ein reiches Studium der Natur vorausgegangen war. Mineralog, Geognost, Geolog, hatte er in der Geschichte der Erde die Anschauung einer unergründlichen Vergangenheit, einer ganzen Folge von Zeiten gewonnen, in der je die eine die andere zudeckte.” (Schelling, Vorwort, a. a.O., S. V.).
Steffens, Heinrich (Hrsg.), Was ich erlebte. Aus der Erinnerung niedergeschrieben, Breslau 1840, Bd. 1, S. 76.
Müller, Adam, Aufsatz über die Wetterkunde, in: Vermischte Schriften, Bd.. 1, Wien 1812, S. 394.
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Stanslowski, V. (1979). Das Organismustheorem in Staat und Natur. In: Natur und Staat. Sozialwissenschaftliche Studien, vol 17. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95480-0_4
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