Gewerkschaften in Afrika (AFR)

Zusammenfassung

G. sind pressure groups. Das heißt, sie sind Verbände, die Interessen der Lohnarbeiter durch Druck auf andere Verbände und auf politische Instanzen zur Geltung bringen. Das ist eine Definition, die in der westlichen Industriegesellschaft vermutlich mit großer Mehrheit als gültig angenommen wird. Dieser Konsens beruht auf dem gesellschaftstheoretischen Modell des „Pluralismus“, demzufolge die Vertretung partikularer Interessen durch Verbände, die Druck ausüben, durchaus legitim ist, solange die Repräsentation des gesellschaftlichen Gesamt-Interesses im Staat funktioniert und ein effektives innenpolitisches Gewaltmonopol des Staates die Balance zur Macht der partikularen Interessenverbände hält. Es ist evident und bedarf deshalb an dieser Stelle keines weiteren Beweises, daß dieses pluralistische Politik- und Gesellschaftsmodell auf den Grundwerten der bürgerlichen Demokratie beruht, die sich in West-Europa seit dem Mittelalter (keineswegs erst seit der Französischen oder der industriellen Revolution!) langsam durchsetzen. Die Funktion von G. innerhalb dieses Modells allerdings hängt zusätzlich vom Bestehen, ja von der Vorherrschaft einer kapitalistischen Produktionsweise im Wirtschaftsleben einer solchen bürgerlichen Gesellschaft ab. Denn ohne die Freisetzung der menschlichen Arbeit auf einem Markt, wo sie neben anderen Waren als Ware gehandelt wird, verliert die spezifisch g. Vertretung von Arbeiterinteressen ihren Sinn.