Zusammenfassung
Es hat wenig Sinn, kultur-pessimistische Kapuzinerpredigten, wie sie seit dem 19. Jahrhundert Mode geworden sind, fortzusetzen; sie verzeichnen die Lage und entnerven die Betroffenen. Stattdessen soll man sich an erreichbare Daten und Fakten, Erfahrungen und Eindrücke halten und sie vorsichtig interpretieren und zwar in ihrer ganzen Breite und aufseiten aller Teile der Bevölkerung. Das heißt nicht, die ernsten Bedrohungen der noch gültigen Wertsysteme und deren teilweise interne Verschiebungen zu übersehen. Man muß sie nur ohne Übertreibungen und Verallgemeinerungen zur Kenntnis nehmen. Diese Vorsicht geht einher mit Achtsamkeit bezüglich der überkommenen Werte. Diese stammen teils aus der langen Vorgeschichte der Menschheit, teils aus der Geschichte Europas, teils aus der nun schon über hundertjährigen industriellen Epoche, teils aus der ersten und zweiten demokratischen „Verfassung“ in Deutschland. Und viele Proteste und Innovationen in der Gegenwart kehren im Grunde zu ihnen, das heißt zu den Grundanliegen von Menschenwürde, Freiheit, Gemeinsinn, Leistung, Ordnung sowie innerem und äußerem Frieden zurück. Was in und mit diesen Werten überdauert und gültig bleibt und fortzeugend fruchtbar wird, sollte mehr Verwunderung, Aufmerksamkeit und Anerkennung finden als die Veränderungen, die sich von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt eingestellt haben. Denn die Mehrheit der Bürger und der Jugend lebt stärker in den beständigen und weniger in den veränderlichen Komponenten unseres Wertsystems, in seiner großlinigen Dynamik abseits von Brüchen und Verstümmelungen.
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© 1983 Leske Verlag + Budrich GmbH, Leverkusen
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Jaide, W. (1983). Schlußwort. In: Wertewandel?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95459-6_22
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95459-6_22
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0421-5
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