Europäische Modellvorhaben zur Armutsbekämpfung — Experimentierfelder zivilgesellschaftlichen Handelns in der Sozialpolitik?

Zusammenfassung

Der zunehmend „inflationäre Gebrauch“ des Begriffes Zivilgesellschaft in Wissenschaft und Politik (Seligman 1995, S. 69f.) prädestiniert ihn weder als Zielperspektive noch als Prüfkriterium gesellschaftlicher Entwicklungen. Zu vielfältig sind die Bedeutungen, die diesem Zauberwort vor dem Hintergrund besonderer Interessen oder paradigmatischer Orientierungen zugeschrieben werden. So gesehen eignen sich vorliegende konzeptionelle Überlegungen zur Zivilgesellschaft keineswegs als Beurteilungsmaßstab für Handlungsexperimente in der europäischen Sozialpolitik. Fragt man — wie in diesem Text — nach Möglichkeiten und Ergebnissen einer Sozialpolitik in Europa, die Gestaltungspotentiale zivilgesellschaftlicher Akteure — neben denjenigen des Staates und des Marktes — zur Geltung kommen läßt, so ist erklärungsbedürftig, was in diesem thematischen Kontext theoretisch und empirisch mit Zivilgesellschaft gemeint ist (vgl. auch Honneth 1994, S. 80ff.).