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Organisations- und Gestaltungsbasis der Fertigungsorganisation

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Resourceful Humans

Part of the book series: Schriften zum Produktionsmanagement ((SPM))

  • 85 Accesses

Zusammenfassung

Sowohl die eingeschränkte Betrachtung menschlicher Arbeitsleistung als Produktionsfaktor, wie von Gutenberg unter weitgehender Abstraktion von der Persönlichkeit des Mitarbeiters vorgenommen1 (vgl. Abschnitt 1.1), als auch die Fokussierung auf Arbeitszufriedenheit und sozioemotionale Beziehungen der arbeitenden Menschen durch Vertreter der Human Relations-Bewegung (vgl. Abschnitt 1.3) mündeten in einseitig orientierte Gestaltungsansätze für die Fertigung. Unter den veränderten Bedingungen für unternehmerisches Handeln in der Gegenwart und somit für eine adäquate betriebswirtschaftliche Untersetzung (vgl. Teil I; Teil Il, Kapitel 3) reichen jedoch weder Faktoren- noch Motivationstheorien für sich aus. Der Ausweg liegt in einer interdisziplinären Verständigung über das zugleich soziale wie technische System Unternehmen im allgemeinen und die Fertigung als zentralem Wertschöpfungsbereich im besonderen.2 Das entsprechende Ziel beschreibt Heinen als “aktive Anpassung” der Arbeitswelt an Wertewandlungen (vgl. Kapitel 3). Er bezieht dies auf eine neue Art der Zusammenarbeit in der Unternehmung, eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur.3 Jedoch erscheint diese Herangehensweise als zu endogen, weil auch der Einfluß der restriktiven Marktbedingungen (Kundenwünsche und -verhalten, Konkurrenzsituation etc.) nicht ohne Folgen für die Entwicklungserfordernisse eines Fertigungssystems ist. Unter Berücksichtigung der Defizite zwischen Gestaltungsanforderungen und Gestaltungspraxis heutiger Fertigungssysteme leitet sich die Vision eines langfristig konkurrenzfähigen Fertigungssystems, geprägt durch eine umfassende mitarbeiterorientierte Kultur der Fertigung, ab. Darin eingeschlossen sind neben der Hervorbringung materieller Erzeugnisse zugleich sog. industrielle Dienstleistungen4 für die externen Kunden.5 Auch fertigungsintern werden zunehmend immaterielle Leistungen für die Kooperation zwischen den Arbeitsbereichen (direkte und indirekte) an Bedeutung gewinnen. Damit können Fertigungsprozesse eine neue Qualität — eine Dienstleistungsqualität — erhalten, die von folgenden Merkmalen geprägt ist:

  • Annehmlichkeiten des Umfeldes: äußeres Erscheinungsbild des Dienstleistungsortes und des Personals (Corporate Identity)

  • Zuverlässigkeit: potentielle Leistungsfähigkeit des Dienstleistungsanbieters, das Leistungsversprechen zu erfüllen

  • Reaktionsfähigkeit: Bereitschaft zu schnellen und kundenindividuellen Lösungen

  • Leistungskompetenz: Vertrauenswürdigkeit und Seriosität des Dienstleistungsanbieters

  • Einfühlungsvermögen: Fähigkeit, sich auf Wünsche des Kunden einzulassen und individuelle Lösungen anzubieten.6

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Literatur

  1. Dies bedeutet nicht, daß es nicht zuvor auch im deutschsprachigen Raum Auffassungen in der Betriebswirtschaftslehre gab, die den Menschen als Handlungssubjekt mehr in den Vordergrund stellen. Das soziale System Unternehmen umschreibt Nicklisch beispielsweise mit dem Begriff Betriebsgemeinschaft (vgl. Nicklisch, 1932, S. 296 ff.). Er gibt damit seiner Überzeugung Ausdruck, daß das koordinierte organische Zusammenwirken der Menschen im Unternehmen sowie ihre gemeinsamen Normen und Motive über dessen Erfolg entscheiden. Trotzdem bleibt er, obgleich er damit für seine Zeit ein fortschrittliches betriebswirtschaftliches Denken vertritt, dem Grundsatz der Funktionsteilung in dispositive und ausführende Arbeit verhaftet.

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  2. Hennen unterstreicht die Notwendigkeit dieser Trendwende auch in den neueren Arbeitswissenschaften, weg von der Meßideologie und hin zur Beschäftigung mit dem qualitativen Aspekt der menschlichen Arbeit (vgl. Heinen, 1992, S. 78).

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  3. Nienhüser verweist gleichfalls auf die Notwendigkeit der Abstraktion von vielen Eigenschaften des realen Systems aufgrund der Komplexität realer Organisationen, was wiederum die Anwendung auf reale Probleme erschwert. Er schlußfolgert, daß das vordergründige Theorie-Praxis-Problem darin liegt, den durch die Theorie abgebildeten Realitätsausschnitt und den für das praktische Handeln relevanten Ausschnitt abzustimmen (vgl. Nienhüser, 1993, S. 239 ).

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  4. Besonders macht Sydow deutlich, daß eine Überwindung der hohen begrifflichen Abstraktion im Rahmen des soziotechnischen Ansatzes nur durch eine situative Relativierung möglich ist (vgl. Sydow, 1985/a, S. 71).

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  5. Kieser/Kubicek gehen davon aus, daß die durch die Situation (Umfeldbedingungen) beeinflußte Struktur die Verhaltensweisen der Mitarbeiter und somit die Effizienz eines Fertigungssystems nicht unerheblich bestimmt (vgl. Erweitertes Grundmodell der analytischen Variante; Abbildung 2.3–1) (vgl. Kieser/Kubicek, 1992, S. 57 ).

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  6. chsenbauerweist auf die enge Verbindung der systemtheoretischen Idee des “offenen Systems” mit Elementen der Managementlehre im Rahmen des Situativen Ansatzes hin (vgl. Ochsenbauer, 1989, S. 112), was grundlegend für eine entsprechend integrative Analyse und Lösung von Organisationsproblemen ist. Für die betriebswirtschaftliche Konkretisierung der systemtheoretischen Prinzipien Differenzierung und Integration stehen die Kategorien Arbeitsteilung und Koordination. Ihre Ausprägung ist, abhängig von der Organisationssituation, in ein hinsichtlich der betrieblichen Ziele optimales Verhältnis zu bringen. Dieser Prozeß ist mit organisationsstrukturellen Entscheidungen verbunden (vgl. Kieser/Kubicek, 1983, S. 203 ff.).

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  7. Auch Hanna beschreibt positive Erfahrungen im Organisationsgestaltungsprozeß durch die Nutzung eines soziotechnischen Systemansatzes in Verbindung mit der Betrachtung des zu gestaltenden Bereiches als offenes System (vgl. Hanna, 1988, S. 93), wie beim handlungsorientierten Situativen Ansatz.

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  8. Hierbei handelt es sich nicht um eine klassische Strukturgestaltung sondern um einen Ansatz, der die Theorie des geplanten Wandels (vgl. Abschnitt 4.2.3) von Systemen zur Grundlage hat. Während sich erstere auf die Gestaltung formaler Strukturen beschränkt, bezieht sich letztere auf die ganzheitliche Gestaltung, was informale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Im Vordergrund dieser Theorie steht der Prozeß, in dessen Verlauf die Ziele und Erfordernisse des Systems bestimmt werden und der Entwurf des entsprechenden Systemmodells erfolgt (vgl. Kirsch, 1973, S. 20 f.).

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  9. Hackman/Oldham heben hinsichtlich der Stellung des Mitarbeiters in der Organisationssituation die wachsende Bedeutung einer von sozialen Beziehungen und persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten (z.B. “Motivation through the design of work”) geprägten intrinsischen Motivation hervor und weisen andererseits auf die Begrenztheit extrinsischer Anreize hin (vgl. Hackman/Oldham, 1980, S. 35 ff./ 71 ff; siehe auch Frey/Osterloh, 1997, S. 308 ff.). Brousseau sieht zudem im Verhältnis von ArbeitsaufgabeJànhalt und dem damit beauftragten Mitarbeiter eine Dynamik, die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft wesentlich beeinflußt (“job-person-dynamic”) (vgl. Brousseau, 1983, S. 34 ff.). Dies schließt zugleich die Anerkennung von Veränderungen auf beiden Seiten dieser Beziehung (z.B. Lernprozesse, Anreicherung der Arbeitsinhalte, veränderte Technologien) ein. Dadurch wird dieser Teil des Fertigungssystems in angemessener Weise als offenes System betrachtet.

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  10. Frese weist auf das Problem der umfassenden Erfüllung dieser Voraussetzungen in der Praxis hin: “Die gegenwärtige Organisationstheorie steht hinsichtlich der Erklärung und Prognose individuellen Verhaltens und sozialer Aktionen auf sehr brüchigem empirischen Fundament.” (ebenda, S. 253). Der Orientierungscharakter entsprechender Konzepte bleibt demzufolge bei noch so sauberer Verwendung des Instrumentariums erhalten, und die Intuitionskomponente läßt sich im Gestaltungsprozeß nicht vollständig substituieren.

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© 1999 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden, und Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden

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Köditz, F. (1999). Organisations- und Gestaltungsbasis der Fertigungsorganisation. In: Resourceful Humans. Schriften zum Produktionsmanagement. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95245-5_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95245-5_9

  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8244-6923-9

  • Online ISBN: 978-3-322-95245-5

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