Zusammenfassung
Die Unternehmenstransformation im ostdeutschen Fall beinhaltet eine weitgehende Auflösung und Neukonstitution der interorganisatorischen Beziehungen, die in ihrem Ausmaß und Tempo einmalig war. Im Mittelpunkt dieser Studie standen die Fragen, wie sich die Extrembedingungen der ostdeutschen Transformation auf die Kristallisierung von zwischen- und überbetrieblichen Kooperationsansätzen und deren „Aufdauerstellen“ ausgewirkt haben und welche förderlichen und hemmenden Faktoren hier eine Rolle spielen. Das Ergebnis ist zwiespältig. Deutlich wurde, daß die Transformationssituation erhebliche Hemmschwellen für kooperative Strategien mit sich bringt, aber auch einige Anreize und Ressourcen bereithält, diese zu überwinden. Insgesamt handelt sich aber um einen zögerlichen Such- und Lernprozeß, bei dem mögliche Kooperationsvorteile entdeckt und entsprechende Partner wie Arrangements gefunden werden müssen. Branchenspezifische Bedingungen, Unterschiede in den Betriebsgrößen und regionale Differenzen sind dabei ebenso zu berücksichtigen wie der erhebliche Zeitbedarf für die Entwicklung und Stabilisierung von erfolgreichen Kooperationsbeziehungen. Im folgenden sollen zunächst noch einmal wichtige Einflußfaktoren für die Wahl kooperativer Strategien von Wirtschaftsakteuren unter ostdeutschen Transformationsbedingungen resümiert werden.
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Literatur
Das unterstreichen auch Jiří Hlaváček und Michal Mejstřik: „The center in CPE (zentraler Planwirtschaft) helped firms by granting direct allocations .... To increase efficiency, the system of direct allocation was reduced. Nevertheless, paternalism of the center was transformed into indirect allocations in the form of prior aquiring of cheap loans in comparison with the level of inflation.... Commercial banks did not behave on the basis of market information due to their very low declarative character as well as state paternalism, which preferred large enterprises“ (1997: 13).
Im Unterschied zum ungarischen „crossownership“, wo die Unternehmen sich als juristische Personen Anteile und damit die Kontrolle über Zulieferer und Abnehmer sicherten, handelt es sich also hier um eine natürliche Person.
McDermott verdeutlicht dies an einem plastischen Beispiel. 1990 entschieden sich drei der modernsten und profitabelsten Divisionen eines anderen Konzerns für die völlige Abtrennung — und zwar in Erwartung einer baldigen Kooperation mit ausländischen Joint-Venture-Partnern. Dies erwies sich als folgenschwerer Schritt. Zum einen wurden die drei Komponentenhersteller für Hydraulik, Motoren, Mikroelektronik von ihren bisherigen Zulieferern als nunmehr in bezug auf Produktion und Finanzierung unsichere Geschäftspartner angesehen. Ein Abbruch der Zuliefer-Abnehmer-Beziehungen war die Folge, der von den „Abtrünnigen“ nicht problemlos auf dem Markt kompensiert werden konnte. Zum anderen gelang es ihnen nicht, im notwendigen Umfang weitere Kredite für das laufende Geschäft wie für Zukunftsinvestitionen zu erlangen. Infolgedessen verloren die drei Unternehmen 1992 ihre ausländischen Partner und mußten Bankrott anmelden. Nur einem gelang die Rückkehr in die Holding; in den beiden anderen Fällen hatten bereits Holdingunternehmen die Produktion dieser Komponenten übernommen, so daß kein Interesse an einer Rücknahme mehr bestand (1994: 27).
Das Modell der Treuhandanstalt ist im übrigen auch erfolgreich kopiert worden, und zwar von Estland, so daß es sich keineswegs um ein einzigartiges Modell handelt (vgl. Beyer/Wielgohs 1998).
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Bluhm, K. (1999). „Nicht-gewachsene“ Marktwirtschaft mit Tradition — Resümee und Ausblick. In: Zwischen Markt und Politik. Forschung Soziologie, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95188-5_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95188-5_7
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