Zusammenfassung
In den bisherigen Kapiteln wurden die übertragenen westdeutschen Verbände nur implizit behandelt, soweit sie als Akteure gesellschaftlicher Kooperationspolitik auftraten oder sich an der Konstruktion überbetrieblicher Unterstützungsnetzwerke beteiligten. Anders als andere überbetriebliche Akteure können Unternehmensverbände in doppelter Weise in Wirtschaftskooperation involviert sein. Sie sind einerseits selbst eine institutionalisierte Form kollektiven Handelns von Unternehmen und sind andererseits Akteure der Wirtschaftskooperation. Beides hängt eng zusammen, da die Fähigkeit, kooperatives Verhalten von Unternehmen zu stimulieren, bereits eine gewisse Organisationsstärke und Anerkennung voraussetzt. „Institutional shells“ ohne Mitgliederbindung mögen sich zwar für eine gewisse Zeit im Feld der Politik halten können, sind aber kaum in der Lage, das Verhalten von Unternehmen direkt zu beeinflussen.
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Literatur
Vgl. Schmitter/Streeck 1981; Hollingsworth et al. 1994; Czada 1994; Sabel 1994; Herrigel 1996; Berger 1995.
Aufgrund der unsicheren Datenbasis sind hier Näherungswerte möglich. Zu berücksichtigen ist auch, daß die regionalen Organisationsdomänen variieren. Im Fall der Chemie umfaßten bis zur Fusion Ende 1997 der Arbeitgeberverband (AVCO) und der Verband der Chemischen Industrie jeweils die gesamte ostdeutsche Branche mit Ausnahme Ost-Berlins. Traditionell betreut aber der Arbeitgeberverband auch die chemienahen Branchen (wie z.B. Kunststoff), die nicht zum Branchenverband VCI/O gehören. Auch der vti ist für die gesamten neuen Bundesländer zuständig; der VDMA hat hingegen zwei Landesgruppen gegründet, eine Landesgruppe für Sachsen/Thüringen und Teile Sachsen-Anhalts und eine für Berlin (einschließlich Westberlin), Brandenburg und den nördlichen Teil Sachsen-Anhalts. Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie waren wiederum bis Anfang 1998 in fünf Regionalverbände untergliedert, wobei nur in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt rein ostdeutsche Landesverbände existierten, die sich im März 1998 zu einem Arbeitgeberverband Ostmetall zusammengeschlossen haben.
Bei dem Allgemeinen Arbeitgeberverband Sachsen e.V. (AGS) handelt es sich um eine Gründung des VSME. Er soll Unternehmen, die nicht mehr den Tarifverträgen folgen, an den Verband binden und hat hauptsächlich Dienstleistungs- und Beratungsfunktion.
Das heißt, die Firmen sind nicht Mitglied eines juristisch selbständigen Regionalverbandes, sondern des VDMA mit Sitz in Frankfurt a.M. Die Landesgruppen werden über den Zentralverband finanziert und nehmen selbst keine Mitgliedsbeiträge ein.
Die einzelnen westdeutschen Landesarbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie übernahmen generell sog. „Patenschaften“, die den Verwaltungskooperationen zwischen den alten und den neuen Bundesländern in spe entsprachen.
Diese Landesgruppe Nordost mit Sitz in Berlin wurde einige Monate später als die Landesgruppe Süd, im November 1990 gegründet (VDMA 1992: 44).
Im Juni 1998 wurde die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW) ins Leben gerufen, die Arbeitgeberverbände und Wirtschaftsverbände Sachsens zusammenbringt und die — wie bei den anderen regionalen Spitzenorganisationen — von Vertretern der Metall- und Elektroindustrie geführt wird (Freie Presse, 29.6.1998).
Auch in anderen Bundesländern sind solche Verbände von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie gegründet worden, aber nur in Sachsen bezieht sich der Allgemeine Arbeitgeberverband ausschließlich auf die eigene Branche (vgl. Bluhm 1996).
So hat der Verband Lackindustrie in den neuen Bundesländern zwei Bezirksgruppen. Während bis zur Fusion Anfang 1998 der Berliner Landesverband des VCI Ost-Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit betreute, lag die Geschäftsführung der Bezirksgruppe Ost für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beim Landesverband Ost des VCI in Halle (VCI/B 1993). Ab 1996 führte der VCI/O in Personalunion auch den Landesverband Ost des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) mit 23 Mitgliedsfirmen von insgesamt 27 Arzneimittelfirmen in Ostdeutschland (Freie Presse, 31.8.1996; Interview 17/10/C). In Berlin ist der regionale BPI traditionell Teil des VCI (VCI, Landesverband Berlin 1992). Hinzu kommen verschiedene Fachgruppen und überfachliche Gruppen, wie zum Beispiel die Fachgruppe Körperpflege- und Waschmittel industrie.
Vgl. ausführlicher Gilles/Hertle 1993: 228–237.
Schreiben von Dr. Jeschke an Kollegen Zach, 28.12.1989, zit. n. Gilles/Hertle 1993: 229.
Vgl. u.a. VCI/O 1991; VCI/O 1992; VCI 1991: 71.
Die Leitung des Kombinates hatte insgesamt rund 300 Beschäftigte (Textil-Wirtschaft 1990: 224).
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Bluhm, K. (1999). Wirtschaftsverbände als Form und Akteure überbetrieblicher Kooperation. In: Zwischen Markt und Politik. Forschung Soziologie, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95188-5_6
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