Zusammenfassung
Kooperation zwischen Marktakteuren, zwischen faktischen oder potentiellen Konkurrenten, ist alles andere als selbstverständlich und doch in allen kapitalistischen Wirtschaften anzutreffen. Art und Weise, Ausmaß, Ziel und Bedeutung können dabei sehr verschieden sein und bilden einen wesentlichen Fokus für die Differenzierung von Wirtschafts- bzw. Produktionssystemen und -kulturen. Die „Umstellung” der industriellen Ordnung von Plan auf Markt bedeutet nicht nur Einführung von Marktakteuren, Marktbeziehungen und -Institutionen, sondern impliziert auch eine neue Mischung marktvermittelter, assoziativer und hierarchischer Koordinationsformen. Wie dies geschieht, ist in den Transformationsgesellschaften Mittel- und Osteuropas weder national, regional noch sektoral einheitlich. In Ländern wie Rußland sind bisherige Netzwerke und hierarchische Abhängigkeiten in hohem Maße erhalten geblieben und werden sukzessive umgebaut; auch für Ungarn und Tschechien wird der Übergang vom Plan zum Markt in der Industrie eher als Restrukturierung oder Rekombination bisheriger interorganisatorischer Beziehungen und Abhängigkeiten beschrieben (Stark/Bruszt 1998). In Ostdeutschland hingegen war nicht nur die Auflösung der alten Beziehungen besonders tiefgreifend; durch die Wirtschafts- und Währungsunion waren zudem die Institutionen der marktwirtschaftlichen Ordnung rasch etabliert und in ihrem Funktionieren weitgehend abgesichert.
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Literatur
Beyer 1994; Claus 1996; Rachel et al. 1993; Treichel et al. 1993: 52f.
Dieser Befund beruht allerdings nicht auf einem eigenen empirischen Vergleich, sondern auf anderen Studien.
Piotr Sztompka bezeichnet Vertrauen — die „Annahme bzw. Wette über das zukünftige Verhalten anderer” — sogar als generell „fehlende Ressource der postkommunistischen Gesellschaften, und zwar in allen Bereichen” (1995: 256).
Vgl. Coleman 1995: 130f.; Gambetta 1988: 225; Luhmann 1989; Pohlmann et al. 1995: 43–46.
Der Netzwerkbegriff erfaßt zudem häufig auch noch interpersonelle Beziehungsnetzwerke, die der Begriff der Unternehmenskooperation ebenfalls ausschließt, bei dem von korporativen bzw. kollektiven Akteuren (Organisationen) ausgegangen wird. Beziehungsnetzwerke oder „Seilschaften” sind kein Gegenstand dieser Arbeit.
Vgl. im Gegensatz dazu Sydow 1992.
In dieser Tradition der Begründung von Kooperation aus rationalen, ökonomischen Interessen steht auch Olsons Theorie kollektiven Handelns, der das Zustandekommen von kollektiven Gütern in großen Gruppen dadurch erklärt, daß ungeachtet des Free-Rider-Problems größere Gruppenmitglieder ein so starkes Interesse an diesem Gut haben, daß sie bereit sind, den Hauptteil der Entstehungskosten zu übernehmen.
Jeffrey L. Bradach und Robert G. Eccles versuchen diese Definitionsfalle dadurch zu umgehen, indem sie Vertrauen als allgemeinen „control mechanism” fassen, der nicht neben, sondern quasi über Markt und Hierarchie (hier: Preis und Autorität) steht (Bra-dach/Eccles 1991).
Vgl. u.a. IWH 1997: 14; Freie Presse, 5.12.1996; 21./22.2.1998.
Ein Ausdruck für diese Probleme ist, daß es in modernen Ökonomien spezialisierte kommerzielle Dienstleistungen in Form von Wirtschaftsdedekteien gibt. Deren regelmäßige Nutzung ist aber wieder mit Kosten verbunden und erfolgt daher oft erst zu spät.
Vgl. kritisch zu dieser Sicht auf Süditalien u.a. Piattoni 1997.
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Bluhm, K. (1999). Einleitung: Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit von Kooperation unter Marktbedingungen. In: Zwischen Markt und Politik. Forschung Soziologie, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95188-5_1
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