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Die Politisierung von Kultur

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Regionalismus und Spätmoderne

Part of the book series: Forschung ((FPOLIT,volume 93))

  • 61 Accesses

Zusammenfassung

Die politische Sphäre gilt vielfach als ein Bereich, in dem wertorientiertes Handeln auf alle Fälle normativ gefordert und empirisch auch vorgefunden wird.1 Bezüglich der dabei in Anschlag gebrachten Werthaltungen wird weiterhin häufig angenommen, daß sie sich im Verlauf der Modernisierung immer weniger an partikularistischen Werten, sondern vielmehr an universalistischen Prinzipien ausrichten. Dies ermöglicht dann politische Integration auch in Gesellschaften, die kulturell nicht homogen sind. Gegen diese Prognose wurden jedoch immer wieder Einwände laut, die darauf hinauslaufen, daß auch in modernen Gesellschaften kulturell verankerte, substantielle Werte politische Entscheidungen anleiten und legitimieren (sollen). Ich möchte diese Diskussion nun exemplarisch anhand dreier Autoren, Jürgen Habermas, Anthony Giddens und Charles Taylor, nachzeichnen und dann fragen, ob eine Resubstantialisierung wertrationalen Handelns, wie sie von den beiden letztgenannten Theoretikern thematisiert wird, nicht ein weiteres Motiv für das Engagement in regionalistischen Bewegungen darstellen kann.

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Literatur

  1. Ein nach wie vor eindrucksvolles Plädoyer fiùr verantwortungsethisch inspiriertes Handeln, welches Macht nicht als Selbstzweck, sondern im „Dienste einer Sache“ anstrebt, findet sich in Max Webers Aufsatz über Politik als Beruf (Weber 1988).

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  2. Hier sei nur auf Fraser (1985) verwiesen.

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  3. Siehe dazu ausführlicher vor allem Habermas 1996.

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  4. The modes of life brought into being by modernity have swept us away from all traditional types of social order, in quite unprecedented fashion. In both their extensionality and their intensionality the transformations involved in modernity are more profound than most sorts of change characteristic of prior periods.“ (Giddens 1990, 4)

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  5. Ich schließe mich hier Karl Duffeks Übersetzung des Terminus „disembedding mechanisms“ an (zu den Schwierigkeiten einer adäquaten Übersetzung siehe Duffeks Vorwort in Giddens 1992).

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  6. Ian Craib untersucht u.a. die Art und Weise, in der sich Giddens mit psychoanalytischen Ansätzen (z.B. von Freud und Erikson) auseinandersetzt und welche Spuren sie in seiner Handlungstheorie hinterlassen. Dabei kommt er zu dem Resultat, daß Giddens aus einem — hier kontraproduktiv wirkenden — Bemühen um theoretische Sparsamkeit und Geschlossenheit ihre Befunde so stark vereinfacht, daß das zu ihrer Trivialisierung führt. Insgesamt kritisiert er Giddens’ Menschenbild als sehr flach und zu stark simplifizierend (Craib 1992, 177 ).

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  7. Dieses ungewöhnliche und sich zusehends beschleunigende Zusammenwachsen von lokalem Handeln und globalen Wirkungen, samt seiner Rückseite, der Abhängigkeit individueller Handlungen von globalen Ordnungen, ist die theoretische und thematische Herausforderung für die gesellschaftliche Tagesordnung.“ (Giddens 1993, 446)

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  8. Die folgenden Ausführungen beziehen sich, soweit nichts anderes vermerkt ist, auf Giddens 1993.

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  9. Wie schon in dem Abschnitt über Habermas in diesem Kapitel angemerkt, lassen sich z.B. die politischen Auseinandersetzungen über die Reduzierung sozialer Ungleichheit durchaus in einer mit der liberalen Theorie individueller Rechte zu vereinbarenden Begrifflichkeit fassen, auch wenn dabei sicherlich substantielle Wertfragen eine große Rolle spielen. Giddens selbst faßt in seinem Buch Modernity and Self-Identity, in dem er sich zum ersten Mal mit dem Konzept einer Politik der Lebensführung auseinandersetzt, die substantiellen normativen Fragen, um die es dabei geht, ebenfalls teilweise als Fragen nach Rechten zusammen (Giddens 1991, 227).

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  10. Dabei halt Giddens es für durchaus möglich, daß sich „allgemeine“ Werte herausbilden, die vielleicht sogar weltweit akzeptiert werden können. Sie leiten sich, angesichts globaler Probleme, aus einem „globalen Kosmopolitismus” her (Giddens 1997, 338). Für sie laßt sich jedoch allenfalls pragmatisch-kritisch, nicht aber universalistisch-normativ argumentieren.

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  11. Einen aktuellen Überblick über die grundsätzlichen Fragen, die sich ergeben, wenn man über das Verhältnis von Sozialstruktur und Kultur nachdenkt, und über den diesbezüglichen Stand der Forschung gibt z.B. Hradil (1996).

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  12. Einen Überblick Ober diese Diskussion gibt z.B. der von Kuhlmann 1986 herausgegebene Band Moralität und Sittlichkeit

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  13. Bezüglich Taylors Argumentation fl1r eine Entscheidbarkeit von Wertfragen, die auch substantielle Ethiken nicht notwendig den Dilemmata des Relativismus aussetzt, siehe z.B. Taylor 1989, 53–85.

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  14. Vgl. dazu z.B. die Beiträge in Nunner-Winkler 1991.

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  15. Der Originalausdruck bei Taylor lautet „constitutive good“. Möglicherweise wäre aus Konsistenzgründen die Übersetzung mit „konstitutiver Wert” angemessener. Der Begriff des Wertes ist aber andererseits möglicherweise zu abstrakt konnotiert, um Taylors Intentionen tatsächlich gerecht zu werden. Was mit dem constitutive good gemeint ist, dürfte aber, auch wenn die Übersetzung nicht ganz glücklich ist, aus meinen Erläuterungen deutlich werden.

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  16. Vgl. dazu auch Schwemmer 1983.

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  17. Diese Frage wurde auch schon häufig von Feministinnen an Vertreter universalistischer Prinzipienethiken herangetragen. „Ethical life in fact faces us with choices in which everything: moral principles, goods, interests, our own future and that of others, all come into consideration. Unless we have some way of showing a priori that some of these always and exceptionlessly take precedence over others, we cannot in fact afford to segregate the discipline of practical philosophy into watertight compartments. If this is so, then the reproach I want to level at proceduralists is a serious one: that they don’t give enough attention to the good to determine whether and when the moral principles they offer ought to be modified to accomodate its demands. To practise a division of labour here amounts to telling one half of the story.” (Taylor 1989, 245)

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  18. Taylor geht hier sogar soweit, daß er z.B. die Autonomiebestrebungen der Franko-Kanadier in der Suche nach Anerkennung begründet sieht, auch wenn die Akteure dies selber abstreiten und ökonomische oder funktionale Argumente fur ihr Handeln anführen (z.B. Taylor 1993, 60).

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  19. Auf die problematischen Aspekte einer normativen Unterstützung eines durch substantielle Wertfragen aufgeladenen politischen Diskurses kann ich hier nicht näher eingehen. Eine diesbezüglich sehr klarsichtige Analyse findet sich bei Habermas (v.a. Habermas 1996 ).

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© 2000 Leske + Budrich, Opladen

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Mordt, G. (2000). Die Politisierung von Kultur. In: Regionalismus und Spätmoderne. Forschung Politikwissenschaft, vol 93. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95159-5_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95159-5_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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