Zusammenfassung
Päpste, orthodoxe Marxisten und islamistische Fundamentalisten haben mit vielen transnationalen Unternehmen zumindest eines gemeinsam: Sie alle streben nach einer weltumspannenden Entfaltung ihrer Tätigkeit, fühlen sich dabei aber durch staatliche Grenzen in ihrer Arbeit oft behindert. Nichtsdestotrotz, und entgegen vielen anders lautenden Thesen vom Niedergang der Politik und des Staates schlechthin, spielen staatliche Grenzen, und damit die Staatenwelt als grundlegendes Strukturmerkmal, bis heute eine zentrale Rolle in der politischen Praxis und Theorie der Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ). Dass Staaten immer noch und vermutlich auch weiterhin einen wesentlichen Einfluss auf wirtschaftliche und soziale Strukturen und Entwicklungen haben werden, wurde in den vorhergehenden Kapiteln aufgezeigt. In diesem Kapitel gehen wir der Frage nach, ob sich in der politischen Geographie der IPÖ im Zuge zunehmender Verflechtungen der Weltwirtschaft nicht dennoch etwas verändert hat. Im Speziellen versuchen wir, zwei scheinbar in paradoxem Verhältnis zueinander stehende Strukturveränderungen im internationalen System zu deuten: einerseits die zunehmende grenzüberschreitende Integration in vielen Bereichen der Wirtschaft, andererseits und gleichzeitig die zunehmende Zersplitterung des internationalen Systems in immer mehr und entsprechend kleinere politische Einheiten, also eine politische Fragmentie- rung. Das in der Folge entworfene Erklärungsmodell bringt politische Fragmentierungsphänomene mit weltwirtschaftlichen Integrationsprozessen in Verbindung.
Globale Wirtschaftstrends deuten darauf hin, dass die Tage der zentralisierten Staaten, speziell derjenigen Dinosaurier, die durch Gewalt zusammengehalten werden, gezählt sind. Dezentralisierung ist klar an der Tagesordnung, sowohl in wirtschaftlicher als auch in administrativer Hinsicht. Fuller (1997: 15)
Einige der in diesem Kapitel vorgestellten theoretischen Ideen hat Thomas Bernauer mit Peter Moser zusammen entwickelt (Bernauer/Moser 1995). Das empirische Datenmaterial für die Fallstudien zu Quebec und Schottland stammt weitgehend aus einer Arbeit, die Roy Suter mit Marc Holitscher zusammen verfasst hat (Holitscher/Suter 1999). Peter Moser und Marc Holitscher sei an dieser Stelle dafür gedankt, dass wir diese Ideen und Daten für das vorliegende Kapitel verwenden konnten.
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Literatur
Vgl. Thomas Beraauer und Peter Moser, “Wie wird die EU in Zukunft aussehen?” in: NZZ 156, 8./9. 7. 1995: 22.
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Bernauer, T. (2000). Weltwirtschaftliche Integration und politische Fragmentierung. In: Staaten im Weltmarkt. Lehrtexte Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95147-2_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95147-2_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-322-95147-2
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