Zusammenfassung
Wenn jemand „in Not ist“, dann befindet er sich — laut Synonymwörterbuch — in einer schwierigen Lebenssituation, fühlt sich in Bedrängnis, erlebt eine Zwangslage oder eine Misere (vgl. Görner, Kencke 1973, S. 408). Der Gedanke, daß mathematisch begabte Grundschulkinder1 in solchen Nöten sein könnten, erscheint auf dem ersten Blick widersinnig. Wer auf einem allgemein anerkannten und grundlegenden Gebiet wie dem der Mathematik ein herausragendes Leistungspotential besitzt, der wird vielmehr meist bewundert und beneidet, und es herrscht die weit verbreitete Position vor, daß ein mathematisch begabtes Kind schulische Anforderungen wie auch die Anforderungen des Alltags problemlos, ja sogar „spielend“, meistert. Für einen Teil der mathematisch begabten Grundschulkinder trifft diese Einschätzung auch prinzipiell zu2. Demgegenüber gibt es jedoch ebenso eine Reihe von mathematisch begabten Grundschulkindern mit mehr oder weniger großen Problemen und Nöten. Aufgrund von Unkenntnis, falschem Wissen, Vorurteilen und Mißverständnissen (vgl. Stapf 1990, S. 83) erhalten diese Kinder oft aber keine oder nur eine geringe Zuwendung und Hilfe. Sie, die in der Schule Mathematik „mit links machen“, werden gerade deshalb von ihren Lehrerinnen3 häufig „links liegen gelassen“. Die Folgen sind nicht selten ständig wachsende Probleme in der gesamten Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, die bis zu sozialer Isolation, zu Schulfrust oder sogar zu einem generellen Leistungsversagen führen können.
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Literatur
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Käpnick, F. (2000). Nöte mathematisch begabter Grundschulkinder. In: Geiling, U. (eds) Pädagogik, die Kinder stark macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95133-5_10
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