Zusammenfassung
Waren noch in den sechziger Jahren in den Industrieländern direkt sichtbare Indikatoren für Umweltbelastung an der Tagesordnung, etwa der graue Himmel über der Ruhr, das Fischsterben in Flüssen und Seen, Kloaken vor der Haustür, wilde Müllkippen im Wald, äußert sich die Umweltproblematik heute kaum noch auf diese Weise. Während der Schadstoff der Woche propagiert wird, Lebensmittelanalysen die Nahrungsmittelaufnahme zum zweifelhaften Vergnügen werden lassen, vor Chemikalien in der Kleidung gewarnt wird, ist Umweltbelastung heute dadurch gekennzeichnet, daß sie mit den Sinnesorganen kaum noch wahrzunehmen ist. Wenn diese Organe über Allergien und Atemwegserkrankungen signalisieren, daß ihnen Schaden zugefügt wurde, ist kaum noch auszumachen, welche Verursacher tätig wurden, zumal sich Symptome zeitverzögert, durch die Reaktion mit anderen Stoffen in Verbindung mit individuellen Dispositionen entwickeln. So zeichnen sich Umweltbelastungen heute aus durch Multikausalität, Wirkungsketten, Wechselwirkungen und Komplexität (vgl. Hartkopf/Bohne 1983, 23). Böhret (1990, 68) prägte das Schlagwort der „schleichenden Katastrophen“. Was die heutigen Umweltbelastungen von den früheren unterscheidet, ist die Massivität und Schnelligkeit ihrer Ausbreitung, während die früheren Schäden in der Regel Reparaturen ermöglichten und das Lernen aus Fehlern erlaubten. Nach Beck (1986, 29f, 48ff) sind die Risiken der Umweltbelastung und -übernutzung heute durch die Entstehung irreversibler Schäden, durch ihre Unsichtbarkeit, Wissensabhängigkeit und zudem durch ihre Globalität gekennzeichnet. Umweltprobleme machen weder vor Grenzen halt, noch sind von ihnen nur gewisse Klassen oder Gruppen betroffen. Diese Globalität der Umweltbelastung bezeichnet Mayer-Tasch (1985, 70 sogar als einen ‚Invasionsschaden‘, der das Prinzip territorialer Integrität verletzt1.
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Literatur
Altmann (1992, 221) unterscheidet Umweltbelastungen nach ihrem räumlichen Wirkungsbereich in lokal/national begrenzte Umweltbelastung, national verursachte, grenzüberschreitende Umweltbelastung in Nachbarländern bzw. in Nicht-Nachbarländern, nationale Umweltbelastung, mit zunächst regionaler, dann globaler Wirkung sowie international verbreitete, global wirkende Umweltbelastung.
Dieser Bericht wird nach der Kommissionsvorsitzenden Gro Harlem Brundtland auch BRUNDTLAND-BERICHT (1987) genannt.
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Weber, B. (1998). Globalisierung der Umweltprobleme. In: Nachhaltige Entwicklung und Weltwirtschaftsordnung. Analysen, vol 62. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95126-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95126-7_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-95127-4
Online ISBN: 978-3-322-95126-7
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