David gegen Goliath — Präsident Mobutu und die erfolglose Opposition in Zaire

Zusammenfassung

Seit Ende der 80er Jahre unternehmen fast alle afrikanischen Gesellschaften den Versuch, ihre politischen Systeme zu demokratisieren. Im Gegensatz zu einer ganzen Reihe bislang erfolgreicher Demokratisierungsbestrebungen¹ (wie z.B. in Namibia, Südafrika, Benin) gilt Zaire² als Paradebeispiel für das Scheitern aller Versuche von seiten der Gebergemeinschaft (Schmidt 1996b) und der internen Opposition (Stroux 1996), die seit 1965 währende Diktatur Mobutu Sese Sekos durch ein demokratischeres System zu ersetzen. In Zaire³ tobte bis zur gewaltsamen Regierungsübernahme Laurent Kabilas im Mai 1997 ein sechs Jahre anhaltender Machtkampf zwischen Mobutu und den ihm nahestehenden Kräften einerseits und einer sehr heterogenen Opposition andererseits. Beide Konfliktparteien unterhielten vielfältige Beziehungen zu externen Akteuren, die bis heute direkt oder indirekt Einfluß auf den Transitionsprozeß ausüben. Die Folge der blockierten Demokratisierung seit 1990 ist eine extreme Instabilität Zaires, die bis an den Rand des Zerfalls des Staates geführt hat, der durch die jahrzehntelange Politik Mobutus wesentliche Dienstleistungsfunktionen für die Gesellschaft ohnehin nicht mehr wahrnehmen konnte (Young 1994; Willame 1988). Bisher ist den erfolglosen Demokratisierungsversuchen in Afrika generell und insbesondere in Zaire nur wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteil geworden. Die bisherigen, eindrucksvollen Versuche von Callaghy (1984), Young/Turner (1985), Willame (1988) u.a. betonen die Herrschaftstechnik Mobutus als Grund für „the surprising survival“ (Willame 1988: 37) des Regimes in den 70er und 80er Jahren angesichts der ökonomischen und politischen Zwangslagen, in denen sich Zaire befand bzw. befindet. Detaillierte Analysen der politischen Entwicklung Zaires seit Ende der 80er Jahre liegen noch nicht vor.⁴ Im vorliegenden Beitrag soll daher der kaum diskutierten Frage nachgegangen werden, warum die Demokratisierungsversuche interner Kräfte in Zaire gescheitert sind. Der Anfang 1997 sich abzeichnende Sturz des Mobutu-Regimes ist bezeichnenderweise durch eine Rebellenbewegung mit starker Unterstützung aus den Nachbarländern herbeigeführt worden.