Timing, Taktik, Kontrolle „von oben“ und externe Einflußnahme: Blockierte Demokratisierung in der Côte d’Ivoire

Zusammenfassung

Die Côte d’Ivoire kann als ein Musterbeispiel für die Gruppe der afrikanischen Staaten gelten, in denen es den innerhalb einer breiten bürokratischen Staatsklasse¹ agierenden strategischen Gruppen durch geschicktes Taktieren, beachtliches Finassieren, offenkundige Unterstützung von außen, perfektes Timing und die klassischen Strategien des „divide et impera“ gelungen ist, das Massenprotestpotential des „second wind of change“ des Jahres 1990 durch eine begrenzte Liberalisierung so aufzufangen, daß die eigene Herrschaft im Grunde nie ernsthaft in Gefahr geriet.² Der eingeleitete Demokratisierungsprozeß kam schon während der Wahlen des Jahres 1990 rasch zum Stillstand, und gegenwärtig ist die nunmehr zugelassene Opposition wenig mehr als eine „noisy nuisance“ (EIU 3/1994: 6) vor dem Hintergrund der ungebrochenen politischen und ökonomischen Dominanz der alten Eliten. Daran haben auch die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom Herbst 1995 de facto nichts zu ändern vermocht.