Zusammenfassung
Die Untersuchung der Veränderung von Frauen-Freundschaften im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde in der bisherigen sozialwissenschaftlichen — sogenannten — Transformationsforschung nicht aufgegriffen. Makrosoziologisch rückten vor allem ökonomisch-soziale Veränderungsprozesse in der Blick, die mikrosoziologisch zu verortenden interpersonellen Beziehungen zwischen den Menschen blieben nachrangig. Das hier skizzierte Projekt stellt ostdeutsche Frauen in den Mittelpunkt und fragt, wie ihre Freundschaften in ihr Leben verwoben waren, sich entwickelt und verändert haben. Frauen-Freundschaften heißt, daß es um Freundschaften von Frauen geht, mit Frauen und/oder mit Männern. Da der gesellschaftliche Umbruch in Ostdeutschland sich in den biographischen Brüchen der Frauen in besonderem Maße niederschlägt, interessieren insbesondere die Fragen, ob Freundschaften in der Umbruchphase als funktionierendes soziales Netzwerk erlebt wurden, ob sie beschädigt wurden oder ob der Aufbau neuer, ‚frei‘ gestalteter Sozialbeziehungen im Vordergrund stand.
Der Aufsatz basiert auf einem Antrag auf Sachmittel, der im Frühjahr 1996 an die DFG gestellt wurde. Bei der Vorbereitung war die Sozialwissenschaftlerin Margarete Wehner beteiligt. Die Interviews wurden von der Verfasserin in einem Eigenprojekt 1995 und 1996 durchgeführt. Die Begriffe Wiedervereinigung (westdeutsch) und Wende (ostdeutsch) sind durch die Alltagssprache geprägt; Transformation gilt als der sozialwissenschaftliche Begriff, unter dem die systembedingten Veränderungsprozesse erforscht werden. Die Begriffe werden in diesem Text synomym verwendet.
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Sagebiel, F. (1997). Frauen-Freundschaften in Ostdeutschland. In: Reinhardt, S., Ronge, V., Sagebiel, F. (eds) Ein bißchen feministisch ? — Anwendungsorientierte Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95124-3_14
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