Zusammenfassung
Die Lehrer verweisen auf die Familie, die Eltern auf den schlechten Umgang der Kinder in der Schule, alle zusammen auf das Fernsehen, die Theologen auf den „Werteverfall“, Juristen auf die „Erosion des Rechtsbewußtseins“, Konservative auf die Spätfolgen anti-autoritärer Erziehung, Linke auf den Kapitalismus und die aus ihm resultierende Desintegration. Der schwarze Peter wird herumgereicht. Ungeklärt bleibt, ob all das, was bei diesen Ursachenvermutungen unter Gewalt subsumiert wird, überhaupt einen inneren Zusammenhang aufweist; ungeklärt bleibt ferner, inwieweit es ferner sozialisationsbedingt, sozial strukturell vorgegeben oder aber Folge spezifischer gesellschaftlicher Konfliktlagen ist. Erschwert wird die Zurechnung obendrein über strategisch genutzte Unschärfen des Begriffs: Juristen brauchen die „psychische Gewalt“, damit Nötigung z.B. durch Sitzblockaden subsumierbar ist; Friedensforscher die „strukturelle Gewalt“, um die von ihnen vermuteten Ursachen mit dem Phänomen selbst zu verklammern. Neuerdings wird sogar die „kulturelle Gewalt“ ausgerufen, um gewaltträchtige Ideen bannen zu können.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Eckert, R. (1999). Gewalt unter Jugendlichen: Die Problemlage. In: Timmermann, H., Wessela, E. (eds) Jugendforschung in Deutschland. Schriftenreihe der Europäischen Akademie Otzenhausen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95086-4_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95086-4_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2186-1
Online ISBN: 978-3-322-95086-4
eBook Packages: Springer Book Archive