Zusammenfassung
Bei allem Wandel, den die Geschlechterrollen in der jüngeren Vergangenheit erfahren haben, sind einige der gesellschaftlich vermittelten ‚geschlechtstypischen‘ Einstellungs- und Verhaltensbereiche gerade in der Bundesrepublik von Veränderungen weitgehend unberührt geblieben. Besonders einige Segmente der Frauenrolle erweisen sich als erstaunlich stabil — und dies, obwohl sich die Rolle der Frau insgesamt weit mehr verändert hat als die des Mannes. Ein Rollensegment von außerordentlicher Stabilität ist die ‚Mutterrolle‘. Zwar ist Elternschaft heute weitgehend optional, d.h. Männer und Frauen können die Vater- bzw. Mutterrolle generell abwählen, und der Anteil derer, die dies tun steigt seit Jahren1, aber wenn der Übergang zur Elternschaft erfolgt, wird deutlich, daß sich die Mutterrolle weder hinsichtlich der gesellschaftlichen Zuschreibungen noch hinsichtlich der Rollenerwartungen Dritter, hier v.a. der Männer, und eben auch nicht hinsichtlich des Selbstbildes vieler Frauen grundsätzlich gewandelt hat. So hat der Normenkomplex ‚gute Mutter‘ in Westdeutschland weiterhin eine hohe Verbindlichkeit und erfährt verbreitet Zustimmung. Er gründet, zumindest in der öffentlichen Diktion, auf der Annahme, daß es für das Kleinkind am besten ist, wenn es von der Mutter als zentraler Bezugsperson umfassend betreut wird, soll heißen: ‚Die Mutter gehört zum Kind‘. Für die weithin ungebrochene Gültigkeit dieser Norm in Westdeutschland ist es bislang unerheblich, ob die zugrunde liegende Annahme zutrifft oder ob, wie es bekanntermaßen der Fall ist, wissenschaftliche Studien zu durchaus anderen Ergebnissen gelangen.
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Literatur
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Schneider, N.F., Rost, H. (1998). Von Wandel keine Spur — warum ist Erziehungsurlaub weiblich?. In: Oechsle, M., Geissler, B. (eds) Die ungleiche Gleichheit. Geschlecht und Gesellschaft, vol 14. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95081-9_12
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Online ISBN: 978-3-322-95081-9
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