Zusammenfassung
Die „Marburger Schule Wolfgang Abendroths“ und mit ihr der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Philipps-Universität Marburg standen in den siebziger Jahren im Brennpunkt hochschulpolitischer Konfrontationen, wissenschaftlicher, parteipolitischer und schließlich auch gewerkschaftspolitischer Kontroversen.2 Linken wie rechten Kritikern wurde sie zum Inbegriff einer parteiabhängigen, orthodox marxistischen Standpunkt-Wissenschaft, deren Dogmatismus per se ihren wissenschaftlichen Anspruch diskreditiere und das Marburger Institut zur „Parteihochschule“3 bzw. „roten Kaderschmiede“ verkommen lasse. Ihre Protagonisten hingegen sahen sich als legitime Verwalter des wissenschaftlichen Erbes Wolfgang Abendroths, den sie zur Leitfigur des gesellschaftskritischen, marxistischen Wissenschaftlers schlechthin stilisierten.4 Abendroth selbst hielt trotz leiser Signale der Distanzierung unbeirrbar an der öffentlichen Solidarität mit seinen angefeindeten Schülern fest und erhob ihre Verteidigung zu einer Angelegenheit demokratischen Widerstands in Zeiten zunehmender politischer Repression.
Bei diesem Aufsatz handelt es sich um die gekürzte und überarbeitete Fasssung zweier bereits publizierter Beiträge. Vgl. Ch. Hüttig/L. Raphael: Der „Partisanenprofessor“ und sein Erbe: W. Abendroth und die „wissenschaftliche Politik“ der Marburger Schule(n) im Umfeld der westdeutschen Politikwissenschaft 1951–1975, in: D. Emig/Ch. Hüttig/L. Raphael (Hrsg.): Sprache und Politische Kultur in der Demokratie. Hans Gerd Schumann zum Gedenken, Frankfurt/Main u.a. 1992, S. 23–75; dies.: Die „wissenschaftliche Politik“ der „Marburger Schule(n)“ im Umfeld der westdeutschen Politikwissenschaft 1951 – 1975. Ein Beitrag zur Geschichte der Disziplin, in: Politische Vierteljahreschrift 3 (1992), S. 427–454.
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Hüttig, C., Raphael, L. (1999). Die „Marburger Schule(n)“ im Umfeld der westdeutschen Politikwissenschaft 1951–1975. In: Bleek, W., Lietzmann, H.J. (eds) Schulen der deutschen Politikwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95069-7_13
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