Zusammenfassung
Die „Partnerschaft mit zwei Haushalten“ ist eine moderne Lebensform, deren Verbreitung in Verbindung mit zwei unterschiedlichen Entwicklungen zu sehen ist. Aus individualisierungstheoretischer Perspektive ist die Entstehung dieser Lebensform im Zusammenhang mit einer gestiegenen Optionsvielfalt und einem Verbindlichkeitsverlust traditioneller Lebensmodelle zu sehen. Die Partnerschaft mit zwei Haushalten erscheint als „individualisierte Partnerschaft par excellence“ (Burkart und Kohli 1992) und als an die individualisierte Gesellschaft am besten angepasster Typus (Hoffmann-Nowotny 1991). Trost (1995) und Levin und Trost (1999) sehen die Entstehung der Lebensform „Partnerschaft mit zwei Haushalten“ im Zusammenhang mit dem Deinstitutionalisierungsprozess der Ehe. Noch vor wenigen Jahrzehnten, so führen sie aus, hatte die Ehe mit den konstituierenden Merkmalen Heirat und Zusammenleben der beiden Partner einen Monopolstatus. In der Folge ging die Bedeutung der Eheschließung als formaler Akt zurück und nichteheliche Lebensgemeinschaften wurden mehr und mehr entdiskriminiert. Schließlich erreichten sie, zumindest für bestimmte Lebensphasen, den Status einer Quasi-Norm. Im weiteren Entwicklungsverlauf verlor auch das zweite konstituierende Element, das Zusammenwohnen und -wirtschaften, an Relevanz. Zur Manifestation einer Beziehung müssen die beiden Partner nicht mehr zusammenleben. Vielmehr muss die Beziehung vom Paar selbst als solche definiert werden und sie muss auch von außen als solche identifiziert werden können.
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Literatur
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© 2003 Leske + Budrich, Opladen
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Schneider, N.F., Ruckdeschel, K. (2003). Partnerschaften mit zwei Haushalten: Eine moderne Lebensform zwischen Partnerschaftsideal und beruflichen Erfordernissen. In: Bien, W., Marbach, J.H. (eds) Partnerschaft und Familiengründung. Deutsches Jugendinstitut Familien-Survey, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95055-0_8
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