Zusammenfassung
Allenthalben wird mit der „Globalisierung“ der Lebens- und Arbeitsverhältnisse in einer durch neoliberale Veränderungen geprägten Gesellschaft auch das Bildungssystem unter einen gewaltigen Veränderungsdruck gestellt. Zuweilen wird pathetisch von der Nötigung zu einer revolutionären Umgestaltung gesprochen: Wer nicht mit der neuen Zeit gehe, den werde das Leben bestrafen. Hochschulen z.B., die sich nicht mit differenzierten Produkten der Konkurrenz stellen, drohe der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit, am Ende die Abwicklung durch den Finanzier. Die Rede vom Zwang zur Umgestaltung hat mit der Beschwörung einer unaufhaltsamen Entwicklung selbst etwas Zwanghaftes: Wenn es zu dem, was passieren wird, keine Alternative gibt, dann kann man nur mitmachen oder untergehen. Wer dagegen als Kritiker dieser Entwicklung eine andere Entwicklungsnotwendigkeit postuliert, der gerät als unbelehrbar Gestriger ins Abseits. Er wird après la lettre, nachdem seine Illusionen über die Gesellschaft als solche kenntlich geworden sind, zum „kritischen Kritiker“, seine Einrede wird schon deswegen falsch, weil sie die beschworene Realität nicht mehr trifft. Schlechte Zeiten also für eine wissenschaftliche Kritik an den realen Verhältnissen, die nicht einhergeht mit dem unisono geforderten Therapieprogramm, und auch schwierige Zeiten für eine Kritik, die wie die alte vom Staat die weitergehende Durchsetzung und fiskalpolitische Absicherung der Bildung als öffentlicher Aufgabe vom Kindergarten bis zur Hochschule verlangt.
Es gilt das auf dem Göttinger Kongress der DGfE gesprochene Wort.
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Gruschka, A. (2002). Die Zukunft der Kritik als Zukunft ohne Kritik?. In: Achtenhagen, F., Gogolin, I. (eds) Bildung und Erziehung in Übergangsgesellschaften. Schriften der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95048-2_13
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